Ostfriesen Zeitung Manuela Schwesig zu den aktuellen Herausforderungen in der Flüchtlingspoltik

Manuela Schwesig, Bildnachweis: Bundesregierung / Denzel
Manuela Schwesig© Bildnachweis: Bundesregierung / Denzel

Ostfriesen Zeitung: Viele Bürger fragen sich besorgt, ob Deutschland tatsächlich 800 000 Flüchtlinge aufnehmen kann.

Manuela Schwesig: Wir können das stemmen. Alle gemeinsam. Und die übergroße Mehrheit sagt ganz klar: Kriegsflüchtlinge brauchen Schutz. Politik und Wirtschaft können das alleine nicht lösen. Umso toller ist es zu sehen, wie viele Menschen sich ehrenamtlich engagieren, den Flüchtlingen helfen und sie willkommen heißen. Natürlich gibt es auch einen skeptischen Teil der Bevölkerung, der fragt: Können wir das schaffen? Diese Sorgen müssen wir ernst nehmen und zeigen, dass wir als Bund die Kommunen gut unterstützen.

Ostfriesen Zeitung: Die hohen Flüchtlingszahlen waren absehbar. Hat die Politik zulange den Kopf in den Sand gesteckt?

Manuela Schwesig: Wir hören die Hilferufe der Kommunen und brauchen jetzt in den finanziellen Fragen eine große Lösung. Der Bund muss Ländern und Kommunen dauerhaft und strukturell helfen. Dafür wird es auch höchste Zeit. Genauso wichtig ist, dass wir die vielen Ehrenamtlichen und die Hilfen vor Ort unterstützen.

Ostfriesen Zeitung: Wie das?

Manuela Schwesig: Mein Haus hat zum einen das Programm "Willkommen bei Freunden" gestartet. Damit wollen wir das bürgerschaftliche Engagement und die Arbeit von Kommunen besser unterstützen, die mit Flüchtlingen noch nicht so viel Erfahrung haben. Dafür stehen für die kommenden drei Jahre zwölf Millionen Euro zur Verfügung. Außerdem möchte ich weitere 5.000 Stellen im Bundesfreiwilligendienst schaffen und sie für drei Jahre gezielt in der Flüchtlingshilfe einsetzen. Das würde rund 21 Millionen Euro kosten. Ein überschaubarer Betrag mit großer Wirkung.

Ostfriesen Zeitung: Was ist die größte Herausforderung?

Manuela Schwesig: Zum einen, dass die Unterbringung der Flüchtlinge gut organisiert wird, zum anderen ist es für mich das A und O, dass die Kinder so schnell wie möglich integriert werden, in Kita und Schule gehen. Dazu werden wir auch die Jugendmigrationsdienste mit zusätzlich sieben Millionen Euro ausbauen. Wir werden zu den 430 bereits existierenden Jugendmigrationsdiensten weitere Standorte mit speziellen Angeboten für Kinder und Jugendliche schaffen, die als Flüchtlinge zu uns kommen. Sprache, Schule, Ausbildung - das ist der richtige Weg.