Ursula von der Leyen: "Freiwilliges Engagement ist ein Gewinn für den Einzelnen wie für die Gesellschaft"

"Bürgerschaftliches Engagement ist grundlegender Bestandteil einer Gesellschaft mit menschlichem Gesicht. Dabei profitieren auch die Freiwilligen ganz persönlich von ihrer unentgeltlichen Tätigkeit. Ehrenamtliches Engagement ist deshalb ein Gewinn für alle", erklärt die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen zum morgigen Internationalen Tag des Ehrenamtes. "Keine Gesellschaft kann auf aktive Bürgerinnen und Bürger verzichten. Unsere Demokratie, unsere soziale Sicherung und unser kulturelles Leben beruhen auf dem freiwilligen Einsatz für andere. Diese Bereitschaft ist nicht selbstverständlich, sondern muss gepflegt werden. Dies gilt besonders in einer globalisierten Welt mit grundlegenden ökonomischen und demografischen Veränderungen. Die Bundesregierung will deshalb den Gemeinsinn und ehrenamtliches Engagement wie die Betreuung kranker oder behinderter Menschen oder die Tätigkeit von Übungsleitern stärker steuerlich fördern. Insgesamt wird sie dafür rund 400 Millionen Euro bereitstellen," so von der Leyen weiter.

1985 erklärten die Vereinten Nationen den 5. Dezember zum Internationalen Tag der Freiwilligen für wirtschaftliche und soziale Entwicklung (Welttag des Ehrenamts). Seither würdigt dieser Tag den ehrenamtlichen Einsatz und das Engagement aller Freiwilligen weltweit.

In Deutschland engagieren sich mehr als 23 Millionen Menschen ehrenamtlich. Ohne die Leistungen der Freiwilligen in vielen Bereichen wie Soziales, Sport, Kultur, Gesundheit, Bildung, Umwelt-, Katastrophen-, oder Verbraucherschutz wäre gesellschaftliches Leben nicht denkbar. "Freiwilliges Engagement bedeutet nicht nur, anderen - oft schwächeren oder hilfsbedürftigen - Menschen zu helfen und sie zu unterstützen, sondern gibt den Engagierten auch ein Gefühl der Freude dafür, etwas für andere zu tun und gebraucht zu werden. Jungen Menschen vermittelt freiwilliges Engagement darüber hinaus vielfältige soziale, persönliche und fachliche Kompetenzen und verbessert die Chancen für den Eintritt ins Berufsleben" betont Bundesministerin von der Leyen.

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert Infrastrukturen des bürgerschaftlichen Engagements mit einer Vielzahl von Programmen und Projekten:

Mehrgenerationenhäuser

Das Aktionsprogramm sieht vor, bis zum Jahr 2010 in allen Städten und Landkreisen Deutschlands ein Mehrgenerationenhaus als Forum für familienorientierte Dienstleistungen, Erziehungs- und Familienberatung zu schaffen. Die offenen Tagestreffs für jüngere und ältere Menschen verstärken die Infrastruktur, die die Gesellschaft zusammenhält und fördern und erschließen bürgerschaftliches Engagement. Sie verbinden freiwillige Nächstenhilfe, Selbsthilfe und professionelle Unterstützung zu einem umfassenden Angebot für Menschen jeden Alters. Mit den Mehrgenerationenhäusern soll ein Zentrum für bezahlbare familiennahe Dienstleistungen in jeder Region entstehen.

Freiwilliges Soziales / Freiwilliges Ökologisches Jahr

Die Bundesregierung beteiligt sich an der Finanzierung des Freiwilligen Sozialen und Freiwilligen Ökologischen Jahres. Sie achtet dabei besonders darauf, dass die jungen Freiwilligen im Rahmen ihres Engagements die Chance erhalten, sich weiter zu qualifizieren und wertvolle Kompetenzen zu erwerben, die ihnen später weiterhelfen. Ein neues Modellprogramm "Kompetenzerwerb benachteiligter Jugendlicher im Rahmen des Freiwilligen Sozialen / Ökologischen Jahres" soll im kommenden Jahr verstärkt jungen Menschen aus bildungsfernen Schichten den Zugang zum freiwilligen Engagement erleichtern. Jährlich werden rund 18.000 Plätze für die Freiwilligen und rund 4000 Plätze für Kriegsdienstverweigerer gefördert, die ein Freiwilliges Jahr anstelle des Zivildienstes leisten.

Generationsübergreifende Freiwilligendienste (GüF)

Das Modellprogramm soll neue Formen des bürgerschaftlichen Engagements neben dem klassischen Vereins- und Verbandslebens erschließen. Mehr als 50 Projekte proben bereits bundesweit neue Angebote für Freiwillige. Im Juni 2006 waren in ganz Deutschland rund 3500 Freiwillige in 52 Modellprojekten von 140 Trägern und über 430 Standorten aktiv. Einsatzfelder sind Schulen, Kindertagesstätten, Familien, Stadtteilzentren, stationäre Einrichtungen und Hospize. Menschen jeden Alters übernehmen Verantwortung für Junge, für Alte, für Behinderte, Schülerinnen und Schüler oder für Familien, die besondere Lasten tragen. Ziel ist die Förderung eines neuen Miteinanders der Generationen und die Stärkung einer Kultur der Freiwilligkeit.

Lokale Bündnisse für Familie

Die Bundesinitiative Lokale Bündnisse für Familie will Akteure in den Kommunen anregen, sich Partner aus Politik und Verwaltung, Unternehmen, Kammern und Gewerkschaften, Kirchen, Verbänden, Vereinen, Einrichtungen und Initiativen zu suchen, um gemeinsam vor Ort die Bedingungen für Familien zu verbessern. Das Bundesfamilienministerium finanziert gemeinsam mit dem Europäischen Sozialfonds ESF ein Servicebüro, das kostenlos Beratung und Unterstützung bei Gründung, Themenfindung, Arbeitsorganisation, Weiterentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit anbietet. Derzeit ist das Servicebüro in 629 Kommunen aktiv; in 352 Kommunen haben sich bereits lokale Bündnisse gegründet.

Erfahrungswissen für Initiativen

Das Modellprogramm "Erfahrungswissen für Initiativen" (EFI) schult ältere Menschen zu seniorTrainer und seniorTrainerinnen, die ihr Erfahrungswissen zur Beratung und Begleitung von Freiwilligeninitiativen, Einrichtungen, Vereinen und Verbänden oder zum Aufbau eigener Projekte einsetzen. Das Modellprogramm hat 2004 begonnen. Seither sind durch das Engagement und in der Regie der EFI-Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer viele hundert neue Freiwilligenprojekte entstanden.

Initiative Bürgerstiftungen

Die "Initiative Bürgerstiftungen" entwickelt die Idee der Bürgerstiftung weiter, mit dem Ziel Stiftungen flächendeckend in regionalen Infrastrukturen zu verankern. Inhaltlicher Schwerpunkt ist dabei die Förderung des generationsübergreifenden ehrenamtlichen Engagements. Auf Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend beteiligen sich die Bertelsmann-Stiftung, die Körber-Stiftung, die Klaus Tschira-Stiftung und der Bundesverband Deutscher Stiftungen am Aufbau eines Kompetenzzentrums zum Thema Bürgerstiftung.