Die berufliche Selbstständigkeit von Frauen gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Laut Mikrozensus waren im Jahr 2021 hierzulande 33,2 Prozent aller Selbstständigen Frauen. Auch der Gründungsmonitor 2022 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) verzeichnete für das Jahr 2021 mit 42 Prozent eine hohe Anzahl von Unternehmensgründungen durch Frauen.
Dennoch waren im Jahr 2021 nur 5,8 Prozent aller weiblichen Erwerbstätigen in Deutschland beruflich selbstständig. Unter den erwerbstätigen Männern lag der Anteil bei 10,4 Prozent und damit fast doppelt so hoch. Das zeigt der Mikrozensus 2022 des Statistischen Bundesamtes.
bundesweite gründerinnenagentur (bga)
Um Unternehmerinnen den Start in die selbstständige Erwerbstätigkeit zu erleichtern, hat das Bundesgleichstellungsministerium gemeinsam mit dem Bundesbildungsministerium und dem Bundeswirtschaftsministerium die bundesweite gründerinnenagentur (bga) eingerichtet. Die bga bündelt Aktivitäten zur unternehmerischen Selbstständigkeit von Frauen und bietet branchenübergreifend Informationen und Dienstleistungen zu Existenzgründungen, Festigung, Wachstum und Unternehmensnachfolgen an.
Die bga ist mit Regionalverantwortlichen in allen 16 Bundesländern vertreten. Sie vermittelt Gründerinnen und Unternehmerinnen den Zugang zur Expertise von über 500 Beratungseinrichtungen für die Erst- und Orientierungsberatung, zu rund 1300 Fachleuten für die vertiefte Beratung sowie zu 350 Netzwerken.
Unternehmensnachfolge durch Frauen
Damit Frauen bei Unternehmensübergaben verstärkt zum Zuge kommen, hat die Bundesregierung die Kampagne "Nachfolge ist weiblich!" initiiert. Im Rahmen der Kampagne wird jährlich am 21. Juni der Nationale Aktionstag zur Unternehmensnachfolge durch Frauen durchgeführt mit regionalen Veranstaltungen und Aktionen bundesweit wie zum Beispiel Podiumsdiskussionen, Infotelefon, Beratungen und Live-Chats mit erfolgreichen Betriebsübernehmerinnen.
Roadshow "Meine Zukunft: Chefin im Handwerk"
Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks erfolgt rund jede vierte Gründung im Handwerk durch eine Frau, davon der überwiegende Teil im Friseur- und Kosmetikhandwerk. Die große Vielfalt der gewerblich-technischen Handwerksberufe ist viel zu wenig bekannt, obwohl sie angehenden Handwerks-Chefinnen gute Karrierechancen bietet - zum Beispiel als Optikerin oder Hörgeräteakustikerin. Weibliche Vorbilder sind hier jedoch noch selten.
Die Roadshow "Meine Zukunft: Chefin im Handwerk", umgesetzt von der bga, zeigte daher am Beispiel von erfolgreichen Chefinnen im Handwerk Vorbilder, um junge Frauen dazu zu ermutigen, die Vision eines eigenen Handwerksunternehmens zu entwickeln und kreative Ideen umzusetzen. Die interaktive Ausstellung tourte durch Deutschland und wurde in den Handwerkskammern, aber auch in Landes-, Bildungs- und kommunalen Einrichtungen und den Agenturen für Arbeit gezeigt. Die Roadshow war ein Projekt des Bundesgleichstellungsministeriums und Teil der untergesetzlichen Maßnahmen im Themenbereich "Frauen in Führungspositionen". Sie lief bis Ende 2022. Begleitend zur Roadshow wurden insgesamt 16 Videoclips zu Handwerks-Chefinnen aus allen Bundesländern und aus verschiedenen Gewerken auf dem YouTube-Kanal der Roadshow veröffentlicht.
Gründen im Bereich haushaltsnahe Dienstleistungen
Der wachsende Bedarf an haushaltsnahen Dienstleistungen kann ebenfalls eine Zukunftsperspektive in die Selbstständigkeit bieten. Interessierte finden auf der Informationsplattform "Profi Hauswirtschaft" der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) - Bundesverband e.V. eine Anleitung und Beratung für den Start in die Selbstständigkeit in diesem Bereich. Das Beratungsportal wurde mit Mitteln des Bundesgleichstellungsministeriums gefördert. Auch auf dem Informationsportal "Perspektiven schaffen" zum Aktionsprogramm "Gleichstellung am Arbeitsmarkt. Perspektiven schaffen" des Bundesgleichstellungsministeriums finden sich Hinweise für eine Tätigkeit im Bereich der haushaltsnahen Dienstleistungen.
Abgeschloßene Projekte und Maßnahmen im Bereich berufliche Selbstständigkeit:
Projekt "Frauen Unternehmen Zukunft"
Das Bundesgleichstellungsministerium förderte von 2019 bis 2021 das bga-Projekt "Frauen Unternehmen Zukunft". In drei Projektbausteinen wurden Handlungsempfehlungen zu relevanten Zukunftsfeldern für Gründerinnen erarbeitet: Digitalisierung, Zukunftsmodelle weiblicher Selbstständigkeit sowie Nachhaltigkeit von Unternehmensgründungen und Unternehmensnachfolgen. Die Ergebnisse Handlungsempfehlungen sind auf der Internetseite der bga zum Projekt zu finden.
Projekt "KITE - KI Thinktank female Entrepreneurship"
Das Bundesgleichstellungsministerium unterstützte von 2020 bis 2021 das Projekt "KITE - KI Thinktank female Entrepreneurship" der bga. Im Rahmen dieses Projekts wurde ein KI-Tool (Künstliche-Intelligenz-Tool) konzipiert, das Gründerinnen für den resilienten Umgang mit Diskriminierung und geschlechtsbezogener Benachteiligung sensibilisiert und trainiert.
Projekt "Selbst ist die Frau - Existenzgründung als Einkommensperspektive für Frauen im ländlichen Raum"
Im ländlichen Raum stehen Frauen weniger ausbildungsadäquate Jobangebote zur Verfügung als in städtischen Gebieten. Eine selbstständige Erwerbstätigkeit kann deshalb eine Alternative zu abhängiger Beschäftigung sein.
Der Deutsche LandFrauenverband (dlv) führte mit Unterstützung des Bundesgleichstellungsministeriums von 2019 bis Mitte 2021 das Projekt "Selbst ist die Frau - Existenzgründung als Einkommensperspektive für Frauen im ländlichen Raum" durch. Ziel war es, Ansprechpartnerinnen für Gründerinnen und gründungswillige Frauen im ländlichen Raum zu schulen und Netzwerke für Gründerinnen im ländlichen Raum zu etablieren. Dabei bildeten die Gründungs-Lotsinnen auch die Schnittstelle zu bereits vorhandenen Informations- und Beratungsangeboten für Gründerinnen.
Die Erkenntnisse aus dem Projekt sowie Tipps und Tools für gründungswillige Frauen finden sich in der Abschlussdokumentation.
Projekt "Frauen mit Fluchterfahrung gründen"
Das Projekt "Frauen mit Fluchterfahrung gründen" hat Gründerinnen mit Fluchterfahrung in den Fokus genommen und damit Pionierarbeit geleistet. Mit einer Laufzeit bis 2019 ging es neben der Vermittlung von Kenntnissen im Projektmanagement darum, die kommunikativen Kompetenzen von Gründerinnen zu stärken. Ein weiteres Ziel war es, Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für die Belange von Unternehmerinnen mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung zu sensibilisieren. Mit der Präsenz von migrantischen Existenzgründerinnen in den (neuen) Medien entstehen wichtige Vorbilder. Um die Bedarfe der Zielgruppen besser zu erkennen, wurde das Projekt wissenschaftlich begleitet. Eine Handreichung enthält Erfahrungen, Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen, die das Projekt ergeben hat.
Im Vorgängerprojekt "MIGRANTINNEN gründen" unterstützte das Bundesfamilienministerium von 2015 bis 2016 Migrantinnen auf dem Weg in die berufliche Selbstständigkeit. Die Erkenntnisse aus dem Modellprojekt sind im Handbuch "Leitfaden und praxisorientierte Vorschläge aus dem Projekt MIGRANTINNEN gründen" zusammengefasst.