Frauen und Arbeitswelt Berufliche Selbstständigkeit

Die berufliche Selbstständigkeit von Frauen gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Laut Mikrozensus waren im Jahr 2021 hierzulande 33,2 Prozent aller Selbstständigen Frauen. Der Gründungsmonitor 2023 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) verzeichnete für das Jahr 2022 mit 37 Prozent eine hohe Anzahl von Unternehmensgründungen durch Frauen.

Andererseits waren im Jahr 2022 nur 5,2 Prozent aller weiblichen Erwerbstätigen in Deutschland beruflich selbstständig. Unter den erwerbstätigen Männern lag der Anteil bei 8,9 Prozent und damit fast doppelt so hoch. Das zeigt der Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes.

bundesweite gründerinnenagentur (bga)

Um Unternehmerinnen den Start in die selbstständige Erwerbstätigkeit zu erleichtern, hat das Bundesgleichstellungsministerium gemeinsam mit dem Bundesbildungsministerium und dem Bundeswirtschaftsministerium die bundesweite gründerinnenagentur (bga) eingerichtet. Die bga bündelt Aktivitäten zur unternehmerischen Selbstständigkeit von Frauen und bietet branchenübergreifend Informationen und Dienstleistungen zu Existenzgründungen, Festigung, Wachstum und Unternehmensnachfolgen an.

Die bga ist mit Regionalverantwortlichen in allen 16 Bundesländern vertreten. Sie vermittelt Gründerinnen und Unternehmerinnen den Zugang zur Expertise von über 500 Beratungseinrichtungen für die Erst- und Orientierungsberatung, zu rund 1300 Fachleuten für die vertiefte Beratung sowie zu 350 Netzwerken.

Unternehmensnachfolge durch Frauen

Damit Frauen bei Unternehmensübergaben verstärkt zum Zuge kommen, hat die Bundesregierung die Kampagne "Nachfolge ist weiblich!" initiiert. Im Rahmen der Kampagne wird jährlich am 21. Juni der Nationale Aktionstag zur Unternehmensnachfolge durch Frauen durchgeführt mit regionalen Veranstaltungen und Aktionen bundesweit wie zum Beispiel Podiumsdiskussionen, Infotelefon, Beratungen und Live-Chats mit erfolgreichen Betriebsübernehmerinnen.

Im Rahmen des Pilotprojekts "Frau-Handwerk-Nachfolge" begab sich die bundesweite gründerinnenagentur (bga) mit Förderung durch das Bundesgleichstellungsministerium im Jahr 2023 auf die Suche nach innovativen und zukunftsweisenden Ansätzen, um Frauen für eine Karriere im Handwerk und für die Übernahme eines Handwerksbetriebs zu gewinnen. Hierzu rief sie unter anderem einen Ideenwettbewerb aus, an dem sich regionale Handwerkskammern bundesweit beteiligen konnten. Bei einer Veranstaltung im Dezember 2023 zeichnete Bundesgleichstellungsministerin Lisa Paus 14 Handwerkskammern für ihre herausragenden Ansätze aus

Gemeinsamer Aktionsplan "Mehr Unternehmerinnen für den Mittelstand"

Selbständige Frauen sind unverzichtbar für einen vitalen und erfolgreichen deutschen Mittelstand. Mit mehr selbständigen Frauen in Mittelstand, Handwerk, Gründungen und Start-ups könnte zusätzliches Wachstum geschaffen und ein wesentlicher Beitrag für die grüne und die digitale Transformation geleistet werden. 

Im Mai 2023 wurde deshalb auf Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums ein gemeinsamer Aktionsplan "Mehr Unternehmerinnen für den Mittelstand" von Bundesministerien, Verbänden, Netzwerken und wissenschaftlichen Instituten gestartet. Das Bundesgleichstellungsministerium ist daran mit insgesamt elf Einzelmaßnahmen beteiligt.

Projekt "KITE II - KI Thinktank female Entrepreneurship II"

Das Bundesgleichstellungsministerium unterstützte von 2020 bis 2021 das Projekt "KITE - KI Thinktank female Entrepreneurship" der bga. Im Rahmen dieses Projekts wurde ein KI-Tool (Künstliche-Intelligenz-Tool) konzipiert, das Gründerinnen für den resilienten Umgang mit Diskriminierung und geschlechtsbezogener Benachteiligung sensibilisiert und trainiert.

In dem 2023 gestarteten und ebenfalls vom Bundesgleichstellungsministerium geförderten Projekt "KITE II" der bga und der Hochschule Heilbronn geht es darum, aufbauend auf den Erkenntnissen aus "KITE" eine entsprechende KI-Anwendung umzusetzen.

Roadshow und Videoclips "Meine Zukunft: Chefin im Handwerk"

Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks wird nur jeder fünfte Handwerksbetrieb durch eine Betriebsinhaberin geführt, davon ein besonders großer Teil im Friseur- und Kosmetikhandwerk. Der Anteil der Betriebsnachfolgerinnen im Handwerk ist ähnlich niedrig. Die große Vielfalt der Handwerksberufe, gerade im gewerblich-technischen Bereich, ist viel zu wenig bekannt, obwohl sie angehenden Handwerkschefinnen gute Karrierechancen bietet. Frauen an der Spitze von Handwerksbetrieben sind immer noch zu wenig sichtbar - es fehlt an weiblichen Vorbildern. 

Die Roadshow "Meine Zukunft: Chefin im Handwerk", umgesetzt von der bga mit Unterstützung des Bundesgleichstellungsministeriums, porträtiert erfolgreiche Chefinnen aus dem Handwerk in einer multimedialen Ausstellung. Die Wanderausstellung tourt durch Deutschland und gastiert zum Beispiel in Handwerks-, Wirtschafts- und Bildungseinrichtungen. In Ergänzung dazu werden auf dem YouTube-Kanal "FRAUEN.KÖNNEN.ALLES" 25 Handwerks-Chefinnen aus verschiedenen Gewerken in Videoclips vorgestellt. Sowohl die Wanderausstellung als auch die Videoclips wurden im Rahmen des Pilotprojekts "Frau-Handwerk-Nachfolge" der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) weiterentwickelt und insbesondere um Beispiele aus dem Bereich der Betriebsnachfolge im Handwerk ergänzt.  

Gründen im Bereich haushaltsnahe Dienstleistungen

Der wachsende Bedarf an haushaltsnahen Dienstleistungen kann ebenfalls eine Zukunftsperspektive in die Selbstständigkeit bieten. Interessierte finden auf der Informationsplattform "Profi Hauswirtschaft" der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) - Bundesverband e.V. eine Anleitung und Beratung für den Start in die Selbstständigkeit in diesem Bereich. Das Beratungsportal wurde mit Mitteln des Bundesgleichstellungsministeriums gefördert. Auch auf dem Informationsportal "Perspektiven schaffen" zum Aktionsprogramm "Gleichstellung am Arbeitsmarkt. Perspektiven schaffen" des Bundesgleichstellungsministeriums finden sich Hinweise für eine Tätigkeit im Bereich der haushaltsnahen Dienstleistungen.

Abgeschlossene Projekte und Maßnahmen im Bereich berufliche Selbstständigkeit:

Projekt "Frauen Unternehmen Zukunft"

Das Bundesgleichstellungsministerium förderte von 2019 bis 2021 das bga-Projekt "Frauen Unternehmen Zukunft". In drei Projektbausteinen wurden Handlungsempfehlungen zu relevanten Zukunftsfeldern für Gründerinnen erarbeitet: Digitalisierung, Zukunftsmodelle weiblicher Selbstständigkeit sowie Nachhaltigkeit von Unternehmensgründungen und Unternehmensnachfolgen. Die Ergebnisse Handlungsempfehlungen sind auf der Internetseite der bga zu finden.

Projekt "Selbst ist die Frau - Existenzgründung als Einkommensperspektive für Frauen im ländlichen Raum"

Im ländlichen Raum stehen Frauen weniger ausbildungsadäquate Jobangebote zur Verfügung als in städtischen Gebieten. Eine selbstständige Erwerbstätigkeit kann deshalb eine Alternative zu abhängiger Beschäftigung sein.

Der Deutsche LandFrauenverband (dlv) führte mit Unterstützung des Bundesgleichstellungsministeriums von 2019 bis Mitte 2021 das Projekt "Selbst ist die Frau - Existenzgründung als Einkommensperspektive für Frauen im ländlichen Raum" durch. Ziel war es, Ansprechpartnerinnen für Gründerinnen und gründungswillige Frauen im ländlichen Raum zu schulen und Netzwerke für Gründerinnen im ländlichen Raum zu etablieren. Dabei bildeten die Gründungs-Lotsinnen auch die Schnittstelle zu bereits vorhandenen Informations- und Beratungsangeboten für Gründerinnen.

Die Erkenntnisse aus dem Projekt sowie Tipps und Tools für gründungswillige Frauen finden sich in der Abschlussdokumentation.

Projekt "Frauen mit Fluchterfahrung gründen"

Das Projekt "Frauen mit Fluchterfahrung gründen" hat Gründerinnen mit Fluchterfahrung in den Fokus genommen und damit Pionierarbeit geleistet. Mit einer Laufzeit bis 2019 ging es neben der Vermittlung von Kenntnissen im Projektmanagement darum, die kommunikativen Kompetenzen von Gründerinnen zu stärken. Ein weiteres Ziel war es, Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für die Belange von Unternehmerinnen mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung zu sensibilisieren. Mit der Präsenz von migrantischen Existenzgründerinnen in den (neuen) Medien entstehen wichtige Vorbilder. Um die Bedarfe der Zielgruppen besser zu erkennen, wurde das Projekt wissenschaftlich begleitet. Eine Handreichung enthält Erfahrungen, Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen, die das Projekt ergeben hat.

Im Vorgängerprojekt "MIGRANTINNEN gründen" unterstützte das Bundesfamilienministerium von 2015 bis 2016 Migrantinnen auf dem Weg in die berufliche Selbstständigkeit. Die Erkenntnisse aus dem Modellprojekt sind im Handbuch "Leitfaden und praxisorientierte Vorschläge aus dem Projekt MIGRANTINNEN gründen" zusammengefasst.