Strategie gegen Einsamkeit Wissen zu Einsamkeit vertiefen

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Ergebnisse des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2013 und 2017 legten nahe, dass in den beiden Jahren ungefähr 14 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen zumindest manchmal einsam waren. Während der Corona-Pandemie zeigten verschiedene Studien einen deutlichen Anstieg von Einsamkeitsgefühlen in der Bevölkerung. So gaben im SOEP 2021 rund 42 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen an sich einsam zu fühlen.

Einsamkeit ist bei jungen Erwachsenen und sehr alten Menschen am höchsten. Vor der Corona-Pandemie waren besonders Menschen über 75 Jahren von Einsamkeit betroffen, gefolgt von Menschen zwischen 30 und 45 Jahren, danach folgten Menschen unter 30 Jahren. Während der Corona-Pandemie verschob sich dieses Verhältnis und junge Menschen unter 30 Jahren waren ebenso besonders einsam.

Einsamkeit bei älteren Menschen

Ergebnisse des Deutschen Alterssurveys 2020 (DEAS) zeigten: Im Sommer 2020 lag der Anteil einsamer Menschen im Alter von 46 bis 90 Jahren bei knapp 14 Prozent und damit 1,5-mal höher als in den Befragungsjahren 2014 und 2017. Der DEAS 2017 zeigte: Zwischen acht und neun Prozent der Menschen im mittleren und hohen Alter fühlten sich zwischen 2008 und 2017 einsam. Das Risiko für Einsamkeit im Alter hat in diesen Jahren nicht zugenommen. Allerdings kommt es im sehr hohen Alter zu einem Anstieg der Einsamkeit - bei Frauen etwas stärker als bei Männern.

Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Malteser aus dem Frühjahr 2021 ergab, dass sich mehr als jede fünfte Seniorin und jeder fünfte Senior ab 75 Jahren häufig oder zumindest hin und wieder einsam fühlt.

Von Einsamkeit betroffene ältere Menschen sind noch stärker auf Hilfen angewiesen als jüngere. Insbesondere bei Über-80-Jährigen besteht ein deutlich höheres Risiko einer sozialen Isolation, wenn unterschiedliche Problemlagen zusammenkommen, die Einsamkeit und soziale Isolation begünstigen oder auslösen können. Betroffene brauchen daher Unterstützung, um aus ihrer Vereinsamung und aus sozialer Isolation herauszufinden.

Wie gesellschaftlich isolierte ältere Menschen zu erreichen sind, hat im Jahr 2020 ein Praxisforschungsprojekt des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. (ISS) untersucht. Der Abschlussbericht gibt Anregungen wie Strukturen und Angebote vor Ort weiterentwickelt und gestaltet werden können, um Vereinsamung und gesellschaftlichen Ausschluss im Alter zu überwinden.

Einsamkeit bei jüngeren Menschen

Während der Corona-Pandemie zeigte sich in Bezug auf das Alter eine Umkehr in den Einsamkeitszahlen. Vor allem bei jüngeren Menschen war eine Zunahme der Einsamkeit zu verzeichnen. Von den unter 30-Jährigen fühlten sich 48 Prozent einsam, während es bei den 30- bis 45-Jährigen etwa 46 Prozent waren. Im Gegensatz dazu waren die über 75-Jährigen, die zuvor die höchsten Einsamkeitswerte aufwiesen, mit nur rund 36 Prozent am wenigsten betroffen. Dieser Trend während der Corona-Pandemie lässt sich auf die Tatsache zurückführen, dass das soziale Leben junger Menschen häufig außerhalb des eigenen Haushalts stattfindet und ihre Freundeskreise in der Regel größer sind als bei älteren Menschen.

Gemäß der Studie "Extrem einsam?" des Progressiven Zentrums e.V. besteht ein potenzieller Zusammenhang zwischen Einsamkeit unter Jugendlichen und ihrer Distanz zu Demokratie. Die Forschung zeigt, dass jugendliche Einsamkeit autoritäre Einstellungen begünstigen kann. Wenn sich Menschen in der Jugend häufig einsam, isoliert und missverstanden fühlen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie Verschwörungserzählungen glauben, politische Gewalt befürworten und autoritären Haltungen zustimmen.

Einsamkeit international betrachtet

Bei Ihrer Japanreise im Juni 2023 unterzeichnete Bundesfamilienministerin Lisa Paus gemeinsam mit dem damaligen japanischen Minister gegen Einsamkeit Masanobu Ogura ein Joint Statement. Darin verpflichteten sie sich, zukünftig gemeinsam gegen Einsamkeit und soziale Isolation vorzugehen und im Austausch darüber zu bleiben. Daran anknüpfend veranstaltete das Bundesgesellschaftsministerium gemeinsam mit dem Office für Policy on Loneliness and Isolation am Cabinet Office in Japan und dem Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin ein Online-Symposium "Politik und Praxis gegen Einsamkeit und soziale Isolation - Deutsche und japanische Perspektiven". Japanische und deutsche Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis diskutierten Ergebnisse aus der Forschung sowie Angebote und Wirkungen konkreter Projekte für verschiedene Zielgruppen.