Kinderreport 2023 des Deutschen Kinderhilfswerkes Kinderarmut in Deutschland wirksamer bekämpfen

Holger Hofmann, Lisa Paus und Thomas Krüger mit dem Kinderreport 2023 des Deutschen Kinderhilfswerkes
Holger Hofmann, Lisa Paus und Thomas Krüger (von links) stellen in der Bundespressekonferenz den Kinderreport 2023 des Deutschen Kinderhilfswerkes vor© Photothek/Thomas Koehler

Am 6. Juli haben Bundesfamilienministerin Lisa Paus, der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger, sowie der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, Holger Hofmann, in Berlin den Kinderreport 2023 des Deutschen Kinderhilfswerkes vorgestellt.

Der Report beschäftigt sich mit dem Thema Kinderarmut. Große Teile der Bevölkerung in Deutschland wünschen sich, dass Staat und Gesellschaft Kinderarmut wirksamer bekämpfen. Viele Erwachsene, Kinder und Jugendliche wünschen sich, dass mehr getan wird, um Kinderarmut zu reduzieren. Das zeigen Umfragen die beiden Umfragen zum Kinderreport 2023, die das Sozial- und Politikforschungsinstitut Kantar Public durchführte.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus betonte: "Kinderarmut ist Familienarmut. Die Kindergrundsicherung ist das wichtigste sozialpolitische Vorhaben, um die finanzielle Situation von Familien zu verbessern. Gleichzeitig ist die Kindergrundsicherung eingebettet in ein breites Netz verschiedenster Maßnahmen zur Bekämpfung von Kinderarmut.

Mit dem am 5. Juli beschlossenen Nationalen Aktionsplan 'Neue Chancen für Kinder in Deutschland' führen Bund, Länder, Kommunen und Zivilgesellschaft diese Maßnahmen zusammen und entwickeln sie gemeinsam weiter. So holen wir von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffene Kinder und Jugendliche in die Mitte der Gesellschaft."

Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes: "Das Deutsche Kinderhilfswerk setzt sich gemeinsam mit Bundesfamilienministerin Lisa Paus für die Einführung einer Kindergrundsicherung ein. Diese wird sich schlussendlich daran messen lassen müssen, ob das soziokulturelle Existenzminimum eigenständig bemessen wird, die realen Bedarfe von Kindern tatsächlich abdeckt und sie damit vor Armut schützt.

Wir brauchen bei der Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland endlich ein klares Signal aller an die junge Generation, dass der gesellschaftliche Skandal der Kinderarmut entschieden angegangen wird. Immer neue Höchststände bei den Kinderarmutszahlen zeigen den dringenden Handlungsbedarf und auch die Notwendigkeit, hier zügig mehr finanzielle Mittel als bisher zur Verfügung zu stellen.

Mit einer reinen Zusammenfassung der bisherigen Unterstützungsleistungen kommen wir bei der Bekämpfung der Kinderarmut nicht den entscheidenden Schritt voran, den es dringend braucht."

Ergebnisse der Befragungen für den Kinderreport 2023

Für den Kinderreport 2023 des Deutschen Kinderhilfswerkes führte Kantar Public eine repräsentative Umfragen unter Erwachsenen in Deutschland und eine ergänzende Kinder- und Jugendbefragung unter Zehn- bis 17-Jährigen durch. Befragt wurden insgesamt 1693 Personen, davon 682 Kinder und Jugendliche sowie 1011 Erwachsene. Zentrale Ergebnisse sind: 
 

  • Die Aktivitäten von Staat und Gesellschaft: Lediglich sieben Prozent der Erwachsenen sind der Ansicht, dass "sehr viel" zur Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland getan wird, für 15 Prozent wird "eher viel" getan. Die befragten Kinder und Jugendlichen kommen zu ähnlichen Einschätzungen: Für nur fünf Prozent der Befragten wird "sehr viel" und für 22 Prozent "eher viel" von Staat und Gesellschaft getan, um die Kinderarmut zu bekämpfen. 
  • Gründe für Kinderarmut: 83 Prozent der Erwachsenen ("Trifft voll und ganz zu" und "Trifft eher zu") und sogar 93 Prozent der Kinder und Jugendlichen geben zu geringe Einkommen als Hauptgrund für Kinderarmut an. Mangelnde Unterstützung von Alleinerziehenden, beispielsweise finanziell oder durch Kinderbetreuung, sehen 78 Prozent der Erwachsenen als wichtigen Grund für die Kinderarmut an, bei den Kindern und Jugendlichen sogar 80 Prozent.
  • Maßnahmen gegen Kinderarmut: Bei der Frage, wie die Kinderarmut in Deutschland bekämpft werden sollte, unterstützt ein Großteil der Bevölkerung eine grundlegende Veränderung politischer Rahmenbedingungen. Dazu gehören die Unterstützung von einkommensschwachen Familien mit Lehrmittelfreiheit, kostenfreie Beteiligungsmöglichkeiten an Bildung, Kultur und Sport, kostenlose Ganztagsbetreuungen und kostenfreies Essen in Schulen und Kitas sowie mehr günstiger Wohnraum. Große Zustimmung erfährt auch die Forderung, in Schulen und Kitas mehr Fachkräfte und Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter einzusetzen.
  • Erhöhung von Steuern zur Bekämpfung der Kinderarmut: 62 Prozent der befragten Erwachsenen wären bereit, mehr Steuern zu zahlen, wenn damit das Problem der Kinderarmut in Deutschland wirkungsvoll bekämpft werden könnte, bei den befragten Kindern und Jugendlichen beträgt dieser Wert lediglich zehn Prozent.
  • Mehr Mitbestimmung für Kinder und Jugendliche: Die Erwachsenen unterstützen eine Erweiterung der Mitbestimmungsrechte ("sehr wichtig" und "wichtig") insbesondere in Sport-, Kultur- und Freizeitvereinen (82 Prozent), in der Familie (80 Prozent) und in der Schule (79 Prozent). Kinder und Jugendliche wünschen sich vor allem mehr Mitsprache im schulischen Bereich und im familiären Umfeld (91 beziehungsweise 90 Prozent), aber auch in Sport-, Kultur- und Freizeitvereinen (81 Prozent) sowie in Deutschland insgesamt (80 Prozent).