Europäischer Tag gegen Menschenhandel Fachtagung zu Menschenhandel und Datenpolitik

Juliane Seifert am Redepult in einem vollen Saal bei der Fachtagung zum Menschenhandel
Juliane Seifert, Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, eröffnet die Fachtagung "Defining the Gap - Menschenhandel und Datenpolitik" mit einem Grußwort© KOK e.V.

Am 14. und 15. Oktober findet in Berlin eine internationale Fachtagung zum Thema Menschenhandel und Datenpolitik statt. Ausrichter ist der Bundesweite Koordinierungskreis gegen Menschenhandel (KOK) e.V. Er wird seit 1999 vom Bundesfrauenministerium gefördert. Anlass der zweitägigen Veranstaltung ist der EU-weite Tag gegen Menschenhandel, der am 18. Oktober begangen wird. Zentrale Fragen der Tagung sind: Welche Ziele kann und sollte die Datensammlung zu Menschenhandel verfolgen? Wie können europarechtliche Vorgaben umgesetzt werden? Wie ist der Stand in Deutschland?

Um das Ausmaß des Menschenhandels festzustellen, ist die Datensammlung und -auswertung wesentlich. So lassen sich politische Maßnahmen ableiten, um die Menschenrechtsverletzung zu bekämpfen und Betroffene zu schützen. Gleichzeitig muss der Datenschutz gewahrt werden. Wie beides gleichzeitig gelingt, diskutieren Fachleute sowie Politikerinnen und Politiker, Bundestagsabgeordnete, die neue EU-Koordinatorin für die Bekämpfung des Menschenhandels, Diane Schmitt, sowie Mitglieder des Expertengremiums des Europarats (GRETA) auf der Tagung.

Mehr Ermittlungsverfahren in Deutschland

Menschenhandel ist auch in Deutschland Realität: Im Jahr 2020 verzeichnete das Bundeslagebild Menschenhandel und Ausbeutung des Bundeskriminalamts 465 Ermittlungsverfahren zu Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung, Arbeitsausbeutung und Ausbeutung von Minderjährigen. Die Betroffenen waren deutlich jünger als in 2019: 42,7 Prozent derjenigen, deren Alter ermittelt werden konnte, waren unter 21 Jahre alt. Die COVID-19-Pandemie und die ergriffenen Maßnahmen erschwerten die Identifizierung der Betroffenen, ihren Zugang zu Schutz und Unterstützung sowie die Strafverfolgung der Täterinnen und Täter erheblich. Immer mehr Betroffene werden über das Internet angeworben. Auch der Kinderhandel hat stark zugenommen. Außerdem ist von einem hohen Dunkelfeld auszugehen: Betroffene geben sich aus Angst vor den Täterinnen und Tätern oder rechtlichen Konsequenzen häufig nicht zu erkennen.

Unabhängige Berichterstattungsstelle zu Menschenhandel

Die Bundesregierung setzt sich gemeinsam mit den Bundesländern und der Zivilgesellschaft national, europaweit und international für die Bekämpfung des Menschenhandels ein. Der KOK ist dabei ein zentraler Partner.

Die Bundesregierung beabsichtigt, dass ab Herbst 2022 eine unabhängige Berichterstattungsstelle zu Menschenhandel ihre Arbeit aufnehmen kann. Diese soll bundesweit erhobene Daten bündeln und analysieren. Das Bundesfrauenministerium finanziert bis November 2022 ein Projekt am Deutschen Institut für Menschenrechte, das zum Ziel hat, ein Konzept für zwei Berichterstattungsstellen zu Menschenhandel und zu geschlechtsspezifischer Gewalt zu erarbeiten.