Elke Ferner diskutiert Langzeitfolgen von Kriegsvergewaltigungen

Elke Ferner, Bildnachweis: Bundesregierung / Denzel
Elke Ferner © Denzel
Mit einer Rede hat Elke Ferner, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesfrauenministerin, am 30. November den Fachtag "Langzeitfolgen von Kriegsvergewaltigungen: Herausforderungen für Gesellschaft, Politik und Fachwelt" eröffnet. Darin betonte sie, wie wichtig die Hilfe für Betroffene sei.

Siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und zwanzig Jahre nach Ende des Bosnien-Krieges ist das Thema sexualisierte Gewalt in Kriegs- und Bürgerkriegskonflikten und während der Flucht hochaktuell. "Vergewaltigung ist ein Verbrechen und schwerste Menschenrechtsverletzung. Wir wissen, dass sexuelle Gewalt Teil der Grausamkeit eines jeden Krieges ist und Vergewaltigungen aktuell nicht nur vom IS systematisch als Mittel des Kriegs- und Bürgerkriegsterrors eingesetzt wird. Wir müssen den Opfern helfen, unmittelbar nach ihrer Ankunft bei uns und auch später. Denn Vergewaltigungen gehen oft mit traumatischen Langzeitfolgen einher. Alle Opfer brauchen unsere bestmögliche Unterstützung, diese zu überwinden, um einneues Leben anzufangen", sagte Elke Ferner in ihrer Rede.

Vergewaltigungen als Fluchtgrund

Nicht wenige der Flüchtlinge, die in diesen Tagen nach Deutschland kommen, haben sexuelle Gewalt vor und während der Flucht erlebt und bringen ihre Geschichten mit. Anders als noch Mitte der 90er Jahre ist es heute unbestritten, dass mangelnder staatlicher Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt und erst recht die Bedrohung durch systematische Vergewaltigungen in Kriegen und Bürgerkriegen als Fluchtgrund anerkannt werden müssen. Deshalb sind alle europäischen Staaten verpflichtet, Betroffene aufzunehmen, sie zu versorgen und ihnen angemessenen Schutz zu bieten, der ihrer Situation und ihren Bedürfnissen Rechnung trägt.

Dazu gehört aus Sicht des Bundesfrauenministeriums auch, dass die durch die EU-Aufnahmerichtlinie geforderten Schutzstandards für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge in Deutschland umgesetzt werden.

Frauenrechts- und Hilfsorganisation medica mondiale e.V.

Der Fachtag wurde vom Bundesfrauenministerium gefördert und von der Frauenrechts- und Hilfsorganisation medica mondiale e.V. durchgeführt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer befassten sich mit Fragen nach langfristigen Folgen von Kriegsvergewaltigungen: Welche Herausforderungen ergeben sich - auch Jahre oder Jahrzehnte nach den traumatischen Erfahrungen durch sexualisierte Gewalt - für die Beratung und Therapie der Betroffenen? Welche Unterstützung brauchen Frauen und Mädchen, denen die Flucht aus Kriegsgebieten gelungen ist?

Zur Diskussionsgrundlage dienten zwei Studien. "We are still alive" untersucht die Auswirkungen der Kriegsvergewaltigungen in Bosnien und Herzegowina zwanzig Jahre danach, ein Fokus liegt auf den Bewältigungsstrategien der Überlebenden. "Das Geheimnis unserer Großmütter" zeigt eindrucksvoll, wie auch siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs eine Frauengeneration immer noch unter dem "Unaussprechlichen" leidet.

Beratungen über Unterstützungsansätze und Therapiekonzepte

Fachleute aus verschiedenen Fachbereichen wie dem Gesundheitssektor, der Flüchtlingsarbeit, der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit nutzten den Fachtag, um sich über die unterschiedlichen Unterstützungsansätze und Beratungs- sowie Therapiekonzepte für Überlebende sexualisierter Kriegsgewalt zu informieren und auszutauschen, nicht zuletzt auch für alte und hochbetagte Opfer dieser Gewalt. Zum Abschluss wurden handlungsrelevante Schlussfolgerungen für Politik, Fachwelt und Gesellschaft vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen diskutiert.