Studie "Hohes Alter in Deutschland" Corona-Pandemie verändert soziale Kontakte der Über-80-Jährigen

Ein älterer Mann sitzt in einem Sessel
Ältere Menschen, die im Heim leben, haben in der Pandemie weniger soziale Kontakte© BMFSFJ

Die Corona-Pandemie hat die sozialen Beziehungen der Menschen im hohen Alter verändert. Das zeigt der fünfte Bericht der Studie "Hohes Alter in Deutschland" (D80+), der am 24. März vorgestellt und vom Bundesseniorenministerium gefördert wurde. Die Mehrheit der Über-80-Jährigen in Deutschland erlebt die Veränderungen ihrer sozialen Kontakte als negativ. Besonders ausgeprägt ist die Verschlechterung bei Menschen, die in Heimen leben. Hochaltrige in Heimen haben deutlich kleinere soziale Netzwerke und weniger soziale Kontakte.

Bundesseniorenministerin Anne Spiegel: "Die Ergebnisse der Studie sollten uns zu denken geben. Wir wissen, welche Folgen es haben kann, wenn Menschen in Heimen über längere Zeit sozial isoliert sind. Im dritten Jahr der Pandemie sollten wir deshalb alles tun, damit Bewohnerinnen und Bewohner von Heimen regelmäßig Besuch empfangen und am sozialen Leben teilhaben können.

Ich appelliere an die Verantwortlichen, vor Ort zu prüfen, welche Maßnahmen notwendig sind und wie die soziale Teilhabe der Bewohnerinnen und Bewohner möglichst aufrechterhalten werden kann. Und ich rufe dazu auf, Augen und Ohren für die Älteren in der Nachbarschaft und in den Heimen offen zu halten und ihnen Kontakte und Geselligkeit anzubieten."

Zentrale Ergebnisse der Studie

Der fünfte Bericht zu den Ergebnissen der D80+-Studie beschreibt die soziale Einbindung der Hochaltrigen in Deutschland. Er betrachtet insbesondere die Größe des sozialen Netzwerks, die Lebens- beziehungsweise Wohnform also den Partnerschaftsstatus und die Haushaltszusammensetzung, die sozialen Kontakte mit Verwandten, dem Freundeskreis und Bekannten sowie den Erhalt sozialer Unterstützung. Die Analyse berücksichtigt auch, wie Hochaltrige Veränderungen ihrer privaten Kontakte während der Corona-Pandemie erlebt haben und wie sie diese bewerten.

Zentrale Ergebnisse der Studie sind:

  • Die meisten Hochaltrigen sind sozial gut eingebunden. Mehr als 90 Prozent haben mindestens zwei Bezugspersonen, die ihnen wichtig sind. Vier von zehn Hochaltrigen verbringen häufig Zeit mit Verwandten sowie mit dem Freundes- und Bekanntenkreis.
  • Es gibt aber große Unterschiede: Männer, Menschen über 85 Jahre, Personen mit niedriger formaler Bildung sowie Bewohnerinnen und Bewohner von Heimen haben tendenziell häufiger ein sehr kleines soziales Netzwerk (weniger als zwei Personen). Mehr als ein Drittel der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner verbringt selten oder nie Zeit mit Verwandten, Freundinnen, Freunden oder Bekannten. Bei Personen in Privathaushalten trifft das nur auf etwas mehr als ein Fünftel zu. 
  • Die Corona-Pandemie hat die soziale Einbindung hochaltriger Menschen verändert. Diese Veränderungen werden überwiegend als negativ bewertet. Heimbewohnerinnen und Heimbewohner erlebten sie als besonders stark und auch besonders häufig als eindeutig negativ. Hochaltrige mit einem großen Netzwerk und häufiger sozialer Unterstützung berichten von stärkeren Veränderungen als Hochaltrige, die ein kleineres Netzwerk haben und seltener soziale Unterstützung.
  • Der Erhalt sozialer Unterstützung bei Aufgaben und Erledigungen hängt stark mit dem Bedarf zusammen und steigt mit dem Alter deutlich an. Besonders häufig erhalten 90-Jährige und Ältere, Frauen, Menschen in Heimen, Personen mit geringer formaler Bildung und Menschen mit Migrationserfahrung soziale Unterstützung. 
  • Der Anteil alleinlebender und in Mehrpersonenhaushalten lebender Hochaltriger ist mit jeweils knapp 45 Prozent in etwa gleich hoch. Gut elf Prozent der Über-80-Jährigen leben im Heim. Rund drei Viertel der Hochaltrigen in Mehrpersonenhaushalten wohnen mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner zusammen, 13 Prozent teilen sich die Wohnung mit (mindestens) einem ihrer Kinder. Frauen wohnen im hohen Alter sehr viel häufiger allein als Männer.

Die Studie "Hohes Alter in Deutschland" (D80+)

Die Studie "Hohes Alter in Deutschland" (D80+) wird vom Bundesseniorenministerium gefördert und vom Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) sowie dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) durchgeführt. Die Analysen basieren auf den Angaben von mehr als 10.000 zufällig ausgewählten Personen ab 80 Jahren, die zwischen November 2020 und April 2021 im gesamten Bundesgebiet befragt wurden.

Bis Herbst 2022 folgen weitere Kurzberichte zu den Themen Digitale Teilhabe, Versorgung von Menschen mit Demenz, Wohnumfeld und Alltagskompetenz, Präferenzen und Wünsche sowie Zufriedenheit und Wohlbefinden. Bereits erschienen sind Kurzberichte zur Lebenssituation Hochaltriger während der Corona-Pandemie, zur Altersarmut, zur gesundheitlichen Lage und zu Einsamkeit im hohen Alter.