Stieffamilien in Deutschland - Eltern und Kinder zwischen Normalität und Konflikt

Hauptresultate einer Untersuchung

Stieffamilien bilden eine soziale Gruppe, die zahlenmäßig und in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung kontinuierlich wächst und die als Familienform mit spezifischen Problemen konfrontiert ist. Die amtliche Statistik weist Stieffamilien nicht gesondert aus, so dass man im Hinblick auf deren quantitative Verbreitung bislang auf Schätzungen angewiesen war. Nun liegen erstmals empirisch gesicherte Zahlen vor. Weiterhin liefert der Forschungsbericht erstmals auch repräsentative Angaben über qualitative Aussagen zum Thema Stieffamilien.

Quantitative Resultate des Projekts

  • Unter den 15,3 Mio. Kindern unter 18 Jahren, die 1999 in Paarfamilien lebten oder bei alleinerziehenden Eltern, befinden sich 850.000 Stiefkinder. Also 6 Prozent aller Minderjährigen in Deutschland mit einem leiblichen und einem nichtleiblichen Elternteil zusammen. In den neuen Bundesländern ist dieser Anteil etwa doppelt so hoch (ca. 10 Prozent) wie in den alten Bundesländern(ca. 5 Prozent).
  • Rund 4 Prozent aller minderjährigen Kinder, die in einer ehelichen Familienform aufwachsen, sind Stiefkinder. In nichtehelichen Familien sieht dies anders aus: In den alten Bundesländern ist fast jedes zweite Kind in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft ein Stiefkind (47 Prozent); 35 Prozent beträgt ihr Anteil in den neuen Bundesländern.
  • Erweitert man den Begriff der Stieffamilie durch Hinzunahme derjenigen Familien, in denen beide Partner nicht im selben Haushalt leben, dann gibt es in Deutschland 1,17 Mio. minderjährige Stiefkinder. Das sind 8 Prozent aller minderjährigen Kinder.
  • Bei etwa zwei Drittel der 640.000 Stieffamilien in Deutschland handelt es sich um eheliche Familien, bei einem Drittel um nichteheliche Lebensgemeinschaften. Von den knapp 900.000 Stieffamilien im weiteren Sinne - das sind rund 10 Prozent aller Familien mit Kindern - sind 45 Prozent ehelich, 27 Prozent nichteheliche Lebensgemeinschaften. Ein knappes Drittel dieser Stieffamilien besteht aus Alleinerziehenden, deren Partner in einem anderen Haushalt lebt (alte Bundesländer 30 Prozent, neue Bundesländer 20 Prozent).

Die Zahlen belegen, dass Stieffamilien - vor allem in den alten Bundesländern - eine geringere Verbreitung haben als vermutet und in den Medien suggeriert wird.

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Der Abschlussbericht zum gleichnamigen Forschungsprojekt, das das Deutsche Jugendinstitut im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in den Jahren 1999 bis 2002 durchgeführt hat, ist über den Buchhandel zu beziehen.