Die Unterstützung von Eltern und Kindern in verschiedenen Lebensphasen und bei Herausforderungen des Familienlebens ist ein wichtiger Teil nachhaltiger Familienpolitik. Hier setzen Familienbildung und -beratung an. Ein wichtiges Anliegen dabei ist es, Eltern in ihren Erziehungskompetenzen zu stärken.
Während Angebote der Familienbildung präventiv beim Erziehungs- und Bildungsauftrag unterstützen, zielen Angebote der Familienberatung in erster Linie auf die Hilfe bei Problemen oder Konflikten ab. Die Bereitstellung der meist kostenfreien Angebote ist gesetzlich in der Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) geregelt. Verantwortlich für die Ausgestaltung vor Ort sind die Länder und Kommunen. Der Bund fördert bundesweit tätige Dach- und Fachverbände, Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote für Fachkräfte der Familienbildung und -beratung sowie vereinzelt bundesweite Modellvorhaben, die sich direkt an Eltern und andere Erziehungsverantwortliche richten.
Familienbildung und -beratung sind unverzichtbar zur Stärkung von Familien in Deutschland. So wurden im Jahr 2019 in 2200 befragten Einrichtungen rund 1,6 Millionen Menschen erreicht. Eine 2020 im Auftrag des Bundesfamilienministeriums von der Prognos AG durchgeführte Bestandsaufnahme der Familienbildung und -beratung belegt deren hohe Wirksamkeit für Familien. Auch nehmen immer mehr Väter und sozial benachteiligte Familien präventive Bildungs- und individuelle Beratungsangebote in Anspruch.
Familienbildung: Förderung der Erziehung
Eltern können auf unterschiedliche Angebote der Unterstützung und Förderung der Erziehung in der Familie zurückgreifen. Dabei werden gute Beziehungen in der Familie, Teilhabe und Integration sowie (früh)kindliche Bildungsprozesse in den Familien gestärkt. Angebote der Familienbildung adressieren alle Familien, dienen der Vernetzung von Familien und tragen dazu bei, dass sie ihre Vorstellungen von einem guten Leben verwirklichen können.
Familienbildung vor Ort vermittelt – zumeist in Kursen, Informationsabenden, Elterncafés oder offenen Beratungsstunden – Erziehungswissen und gibt Tipps, Hinweise und Informationen rund um den Familienalltag in allen Lebensphasen: von der Geburtsvorbereitung über die Kleinkindphase bis zur Pubertät. Die Bildungsangebote sollen vorbeugend positiv auf das Familienleben wirken. Sie umfassen Angebote zur Stärkung der Erziehungskompetenz ebenso wie solche zur Gesundheitsförderung, Medienkompetenz, zur kulturellen Bildung, Haushaltsführung, Lebensführung, im Freizeitbereich und zum sozialen Engagement. Angebote der Familienerholung ergänzen diese offenen Angebote und ermöglichen einen kostengünstigen Urlaub für Familien in (finanziell und emotional) belastenden Lebenssituationen.
Mit der Weiterqualifikation von (früh)pädagogischen Fachkräften zu Elternbegleiterinnen und Elternbegleitern steht seit 2011 ein niedrigschwelliger Ansatz der Familienbildung zu Verfügung, der speziell Familien in besonderen Lebenslagen adressiert: Elternbegleiterinnen und Elternbegleiter bauen Brücken zwischen Familien und Jugendhilfe, sie führen direkte und individuelle Begleitungs- und Beratungsangebote durch, bieten Unterstützung bei der Alltagsbewältigung und vermitteln an passende Angebote der Kinder- und Jugendhilfe. Sie helfen Eltern, bestmögliche Bildungsentscheidungen für ihre Kinder zu treffen.
Familienberatung: Unterstützung bei Problemen, Konflikten und Krisen
Familienberatung unterstützt Familien bei familienbezogenen Fragestellungen, zum Beispiel zu Erziehung, Partnerschaftskonflikten oder Trennung und Scheidung der Eltern. Familien oder einzelne Familienmitglieder können bundesweit auf ein qualifiziertes Beratungsnetz zurückgreifen. Eltern haben nach SGB VIII einen gesetzlichen Anspruch auf entsprechende Beratungsleistungen. Grundsätze von Familienberatung sind die Freiwilligkeit und Vertraulichkeit der Inanspruchnahme, die Kostenfreiheit des Angebots sowie die multidisziplinäre Ausrichtung von Beratungsstellen, insbesondere in der Erziehungsberatung.
Für die Bereitstellung entsprechender Angebote sind die Jugendämter vor Ort zuständig. Die Beratung erfolgt entweder in den Jugendämtern selbst oder in Beratungsstellen freier Träger - je nach thematischem Fokus in Erziehungs-, Familien-, Paar-, Lebens- oder Schwangerschaftsberatungsstellen. Häufig wird Beratung auch in Eltern-Kind-Zentren, Familienzentren oder Familienbildungsstätten angeboten. Darüber hinaus haben in den letzten Jahren Online-Beratungsangebote an Bedeutung gewonnen.
Beratungsangebote für Familien
Bei der Suche nach einer geeigneten Beratungsstelle vor Ort hilft der Online-Beratungsführer der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung e. V. (DAJEB). Das Verzeichnis ambulanter psychosozialer Versorgungseinrichtungen umfasst derzeit rund 14.000 Einträge.
Über die Beratungsstellensuche der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) können bundesweit Erziehungs- und Familienberatungsstellen vor Ort gefunden werden. Das Beratungsangebot richtet sich an Eltern und Jugendliche ab 14 Jahren. Die ausgebildeten Fachkräfte beraten via E-Mail oder Chat bei Konflikten in der Familie oder Partnerschaft, bei Erziehungsfragen oder Problemen in der Schule. Die Beratung ist anonym und kostenfrei.
Die digitale Plattform "STARK - Streit und Trennung meistern" unterstützt Eltern sowie Kinder und Jugendliche mit vielfältigen Informationen und interaktiven Tools bei der Bewältigung von Beziehungskrisen, Trennung oder Scheidung. Die Erstellung der Plattform wurde vom Bundesfamilienministerium gefördert. Die Inhalte wurden in einer Kooperation von Fachexpertinnen und Fachexperten aus den Bereichen Familienrecht, Ökonomie, Psychologie und Pädagogik entwickelt.
Über das Elterntelefon können sich Mütter und Väter telefonisch an die Beraterinnen und Berater von Nummer gegen Kummer e. V. wenden, egal ob es um Erziehungsfragen, Familienkrisen, Schulprobleme oder Gewalt in der Familie geht. Die Telefonnummer 0800-1110550 ist anonym und kostenlos von Montag bis Freitag erreichbar.
Bundesförderung der Familienbildung und -beratung
Auf Grundlage der Familienförderrichtlinien des Bundes fördert das Bundesfamilienministerium Maßnahmen und Träger der Familienbildung, -beratung, -erholung und -selbsthilfe. Diese sollen zu einer familienfreundlichen Gesellschaft beitragen, familiäre Verantwortung unterstützen und die Schaffung passender Rahmenbedingungen fördern.
Bundesweit ausgerichtete Träger tragen als wichtige familienpolitische Akteure unter anderem dazu bei, die Fachlichkeit und hohe Qualität von Unterstützungsangeboten für alle Familien nachhaltig zu sichern. Zudem wirken sie nach außen, sichern eine plurale und bundesweite Interessensvertretung für Familien und entwickeln bundespolitische Positionen.
Darüber hinaus fördert das Bundesfamilienministerium Modellprojekte der Familienbildung und -beratung. Seit 2011 werden durch verschiedene Bundes- und ESF-Programme des Bundesfamilienministeriums (früh-)pädagogische Fachkräfte zu Elternbegleiterinnen und -begleitern qualifiziert. Sechs Träger der Familienbildung bieten die Weiterqualifizierung in einem Projekt des "Konsortium Elternchance" an. Bundesweit gibt es mittlerweile über 15.000 qualifizierte Elternbegleiterinnen und -begleiter.
Mit dem ESF Plus-Programm "ElternChanceN - Mit Elternbegleitung Familien stärken" wird Elternbegleitung an 67 Modellstandorten umgesetzt. Von 2022 bis 2028 werden mit 45 Mio. Euro ESF- und Bundesmitteln lokale Netzwerke der Elternbegleitung bundesweit gefördert. Mit Elternbegleitung entstehen Unterstützungsnetzwerke für Familien im Sozialraum und es werden niedrigschwellige Beratungs- und Begleitungsangebote für Familien in besonderen Lebenslagen durchgeführt.
Die digitale Plattform "STARK - Streit und Trennung meistern" unterstützt Familien, Eltern und Kinder bei der Bewältigung von Beziehungskrisen, Trennung oder Scheidung. Die Plattform bietet Informationen zum Umgang mit Konfliktsituationen sowie zu den rechtlichen, finanziellen und psycho-sozialen Auswirkungen einer Trennung. Interaktive Tools und Online-Trainings helfen dabei, Partnerschaftskrisen zu bewältigen. Für Kinder und Jugendliche ab elf Jahren gibt es einen eigenen altersgerechten Bereich. Ein Fachkräftebereich für Beratungsstellen unterstützt dabei, die Inhalte der Plattform in die Beratung vor Ort zu integrieren.
Forschungsvorhaben und Projekte zur Qualitätsentwicklung und -sicherung von Familienbildung und -beratung belegen Bedarfe, Wirkung und Fachlichkeit der Angebote. So wurde etwa mit einer 2020 im Auftrag des Bundesfamilienministeriums von der Prognos AG durchgeführten Studie eine umfassende Bestandsaufnahme zu Strukturen, Zielgruppen, Themen und Angeboten der Familienbildung und Familienberatung in Deutschland unternommen. Eine 2024 erstellte Studie der Prognos AG erfasst die Strukturen und Prozesse im Bereich Trennungsberatung und ermittelt aktuelle Bedarfe von Trennungseltern sowie von Beratungsfachkräften.