BILD Manuela Schwesig über Terrorgefahr und Extremismusprävention

Manuela Schwesig, Bildnachweis: Bundesregierung / Denzel
Manuela Schwesig © Bildnachweis: Bundesregierung / Denzel

Bild: Werden Sie mit Ihrer Familie auf den Weihnachtsmarkt gehen?

Manuela Schwesig: Ja. Ich werde wie jedes Jahr mit meiner Familie den Weihnachtsmarkt besuchen. Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen und uns auch der Angst nicht beugen. Denn genau das ist es, was die Terroristen wollen: Hass sähen und Angst verbreiten. Wir lassen uns unsere Art zu leben nicht kaputt machen.

Bild: Was muss passieren, dass wir uns wieder sicher fühlen?

Manuela Schwesig: Ich kann die Sorgen und auch die Ängste der Menschen verstehen. Ich habe großes Vertrauen in unsere Polizei und die Sicherheitsbehörden, dass sie die Gefährdungslage vor Ort einschätzen können. Die Entscheidung, das Fußballspiel abzusagen, zeigt: im Zweifel für die Sicherheit. Außerdem wurde die Präsenz der Polizei bereits erhöht, an Bahnhöfen und Flughäfen zum Beispiel. Zudem hat Bundesjustizminister Maas das Strafrecht zur besseren Bekämpfung des Terrors verschärft.

Bild: Müssen wir Schulen und Kitas speziell schützen?

Manuela Schwesig: Wir sollten auch in unseren Schulen und den Kitas mit den Kindern und den Eltern über die Ereignisse sprechen, um ihnen die Ängste und Sorgen zu nehmen.

Bild: Wie erklären wir unseren Kindern den Terror?

Manuela Schwesig: Es ist wichtig, dass wir mit unseren Kindern darüber reden und es ihnen erklären. Mein Sohn ist jetzt acht Jahre alt – und auch er bekommt mit, dass in Paris viele Menschen getötet wurden und dass viele Familien vor Krieg und Terror zu uns flüchten. Darüber reden wir. Oft schauen wir gemeinsam die Kindernachrichten von Logo. Die Reporter finden da oft die richtigen Worte, um die Probleme kindgerecht zu erläutern. Außerdem sollten wir unseren Kindern zeigen, dass unser Leben wie gewohnt weitergeht - indem wir weiter auf den Weihnachtsmarkt gehen, in den Zoo oder ins Fußballstadion.

Bild: Müssen wir unseren Kindern jetzt Handys geben, damit wir sie im Ernstfall erreichen können?

Manuela Schwesig: Nein, ich halte nichts davon, nun für jedes Kind ein Handy zu fordern. Diese Frage sollten die Eltern individuell entscheiden, so wie bisher.

Bild: Wie lässt sich verhindern, dass junge Menschen ISIS-Kämpfer werden?

Manuela Schwesig: Wir müssen handeln, bevor etwas passiert. Oft sind es Ausgrenzung und Minderwertigkeitsgefühle, die dazu führen, dass junge Menschen in die Falle des IS tappen. Wir brauchen also gute Angebote, Sozialarbeit und Beratung, die dahin muss, wo auch die Jugendlichen sind.

Bild: Heißt konkret?

Manuela Schwesig: Wir brauchen nicht nur Polizeiarbeit, sondern auch und vor allem präventive Angebote, damit sich die Jugendlichen gar nicht erst radikalisieren und in die Hände des IS geraten. Mit dem Bundesprogramm "Demokratie leben" setzen wir genau da an. Dafür stehen nun auch weitere Gelder zur Verfügung: Auf meinen Vorschlag hin hat der Deutsche Bundestag das Programm auf 50,5 Millionen Euro zur Extremismusprävention aufgestockt.

Bild: Überall Attentate, der Syrien-Krieg und dann noch die Konfrontation mit Russland. Erleben unsere Kinder wieder einen Krieg?

Manuela Schwesig: Unsere Kinder erleben, dass es in vielen Teilen der Welt Krieg gibt und dass Menschen davor flüchten: vor Bomben, vor dem Terror. Ich halte nichts davon, für Deutschland von Krieg zu sprechen.