Ursula von der Leyen: "Bessere Organisation schafft mehr Zeit für Pflege der alten Menschen"

Eine Untersuchung im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zeigt Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten in der stationären Altenpflege auf. Auf Basis der heute veröffentlichten Studie erarbeitet das Bundesfamilienministerium nun ein Informationskonzept in Form von Fallbeispielen für Einrichtungen, die unnötige Bürokratie und Kosten vermeiden wollen. "Die meisten Pflegekräfte wünschen sich möglicht viel Zeit für die Betreuung und Versorgung der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner. Im Alltag verbringen sie jedoch viele Stunden mit zeitraubenden Dokumentationspflichten, behördlichen Prüfungen, Kontrollen oder Aufsichtsverfahren. Der von meinem Haus in Auftrag gegebene Forschungsbericht zeigt Chancen auf, wo in der stationären Altenpflege unnötige Bürokratie und Kosten vermieden werden können. Auch eine bessere Organisation in den Einrichtungen kann nach den Ergebnissen der Studie in manchen Fällen dazu beitragen, dass mehr Zeit für die Pflege der alten Menschen bleibt. Mein Ministerium wird die Verantwortlichen dabei unterstützen, die Empfehlungen der Experten umzusetzen", sagt Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen anlässlich der Veröffentlichung des Abschlussberichts des Projekts "Identifizierung von Entbürokratisierungspotenzialen in Einrichtungen der stationären Altenpflege in Deutschland".

Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Studie hat untersucht, wo Heimträger, Einrichtungen und Personal im Pflegealltag mit bürokratischem Aufwand konfrontiert sind. Mitgewirkt an der Studie haben zahlreiche Fachleute aus Wissenschaft und Praxis in Zusammenarbeit mit 28 Einrichtungen der stationären Altenpflege. Auf Basis der Ergebnisse des Forschungsberichts startet das Bundesfamilienministerium eine Initiative zur Entbürokratisierung in der stationären Altenpflege. Dazu erarbeitet es

  • Fallbeispiele, damit Einrichtungen selbst oder das Qualitätsmanagement der jeweiligen Träger Arbeitsabläufe in den Heimen effizienter organisieren können,
  • ein Praxishandbuch Pflegedokumentation, das Pflegedienstleitungen und Qualitätsbeauftragte der Heime bei der Personalführung und in fachlichen Fragen unterstützt und klare Aussagen enthält, was im täglichen Umgang mit den Patienten schriftlich festgehalten werden muss und was nicht,
  • das Konzept eines einheitlichen Prüfschemas für Heimaufsicht und MDK, die regelmäßig die Einrichtungen besuchen, um die Qualität der Pflege zu überwachen,
  • ein Weiterbildungskonzept für Heimleitungen, die sich über Möglichkeiten der Entbürokratisierung und Kostenersparnis informieren wollen.

Nach Modellrechnungen wird die Zahl der derzeit 640.000 Heimbewohnerinnen und Heimbewohner bis zum Jahr 2050 auf bis zu 1,4 Millionen anwachsen. Aufgrund  der demografischen Entwicklung wird auch die Zahl demenzkranker älterer Menschen deutlich steigen. Eine hohe Frauenerwerbsquote sowie der große Anteil von Ein-Personen-Haushalten in Deutschland bringen mit sich, dass die Pflege älterer Familienmitglieder immer seltener zuhause durch Angehörige geleistet werden kann. "Die Rahmenbedingungen ändern sich dramatisch. Daher gehört es nicht nur zu unseren wichtigsten Aufgaben, leistungs- und zukunftsfähige Strukturen für die Pflege älterer Menschen zu schaffen. Wir müssen auch daran gehen, heute bereits vorhandene Hindernisse und Schwachstellen in der Organisation der Versorgung abzubauen. Dafür tragen alle Beteiligten, Gesetzgeber, Kostenträger, Einrichtungsträger, das Personal der Einrichtungen und die Institutionen der Qualitätssicherung gemeinsam Verantwortung", sagt Ursula von der Leyen.