Unternehmen profitieren von Müttern in Führungspositionen

Frauen besetzen zwar immer häufiger Führungspositionen - Kinder sind aber nach wie vor ein messbares Hindernis für den beruflichen Aufstieg. Dabei können sich Karriere und Kinder sehr gut ergänzen. Das ist das Ergebnis einer von der Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegebenen Studie im Rahmen des Kooperationsprojekts "Balance von Familie und Arbeitswelt" mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Entgegen landläufiger Annahmen verfügen Mütter mit Führungsverantwortung über wichtige Kompetenzen, um die Produktivität von Unternehmen zu steigern. Familienministerin Ursula von der Leyen und Liz Mohn, stellvertretende Vorstandsvorsitzen-de der Bertelsmann Stiftung, stellten heute in Berlin die Studie "Karrierek(n)ick Kinder - Mütter in Führungspositionen - ein Gewinn für Unternehmen" vor.

Rund 500 Frauen hat die Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF) für die bislang umfangreichste Untersuchung dieser Art in Deutschland befragt. Sie zeigt: Familienbezogene Kompetenzen und Führungskompetenzen wie Gelassenheit, Organisationsfähigkeit und Pragmatismus greifen ineinander und verstärken sich gegenseitig. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Unternehmen eine flexible Arbeitsorganisation und ein familienfreundliches Klima fördern.

"Wie Frauen beruflichen Aufstieg und Kinder erfolgreich miteinander vereinbaren können, ist längst keine 'Frauenfrage' mehr. Sie ist die Kardinalfrage zur Lösung der demographischen Herausforderungen und ein wichtiger Faktor für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft", betonte Bundesfamilieministerin Ursula von der Leyen. "Bereits die Hälfte der Hochschul-Absolventen ist heute weiblich. Unternehmen, die Frauen mit Kindern keine Chancen für Karrieren eröffnen, verzichten auf ein großes Potenzial hoch qualifizierter und motivierter Führungskräfte. Was wir brauchen, sind intelligente und pragmatische Lösungen für die Arbeitswelt, in der junge Frauen ihre Berufswünsche ebenso verwirklichen können wie ihre Kinderwünsche."

"Die Statistiken beweisen, dass die deutschen Unternehmen das Leistungs- und Kreativitäts-Potenzial von Frauen in Führungspositionen noch nicht erkannt haben", sagt Liz Mohn "Dabei schließen sich eine mitarbeiter- und kundenorientierte Führung nicht aus. Im Gegenteil: Sie bilden die Basis für innovative Lösungen. Durch dezentrale Strukturen und die Delegation von Verantwortung können beispielsweise neue Handlungsspielräume zum Wohl von Unternehmen und Führungskräften geschaffen werden."

Übereinstimmend berichten die für die Studie interviewten Mütter, dass sich durch die Kinder ihre Führungsfähigkeit, zum Beispiel im Lösen von Konfliktsituationen, verbessert habe. Viele der Befragten sagen, dass sie stärker als früher Aufgaben delegieren und damit die Potenziale der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter früher erkennen. Auch das Zeitmanagement haben berufstätige Mütter besser im Griff. 85 Prozent der Befragten betrachten dies als entscheidenden Erfolgsfaktor für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. 72 Prozent messen dabei der öffentlichen Kinderbetreuung und 63 Prozent einer familienfreundlichen Unternehmenskultur hohe Bedeutung bei.

84 Prozent der befragten Frauen nennen die Unterstützung durch den Partner als wichtigen Erfolgsfaktor. In der Mehrzahl der untersuchten Fälle akzeptierten die Männer nicht nur die Karriere der Frau, sondern sie übernahmen auch aktiv Familienpflichten. Die Mehrheit der Frauen hat sich bewusst für einen Partner entschieden, der bereit ist, von der traditionellen Rolle abzuweichen. Die ergänzenden Interviews mit Vätern zeigen allerdings, dass es für Männer vergleichsweise schwerer ist, sich Freiräume für familiäre Aufgaben zu schaffen. "Jetzt sind Politik und Wirtschaft gefordert, auch den berufstätigen Vätern ein stärkeres Engagement für die Familie zu ermöglichen", sagte Ursula von der Leyen.

Auf der Konferenz in Berlin diskutierten rund 250 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Medien über die Vereinbarkeitsproblematik von Beruf und Familie insbesondere für Frauen mit Kindern in Führungspositionen. Die Bertelsmann Stiftung und das Bundesfamilienministerium präsentierten außerdem ihr gemeinsames Buchprojekt "Die Unmöglichen: Mütter, die Karriere machen" mit elf Portraits von Müttern in Top-Jobs, herausgegeben von den Spiegel-Redakteurinnen Anke Dürr und Claudia Voigt.

Rückfragen an:  Andreas Henke, Tel. 05 241/81-81 1129

Weitere Informationen finden Sie unter: www.bertelsmann-stiftung.de

Das Buch "Die Unmöglichen: Mütter, die Karriere machen" ist im Diana-Verlag erschienen.

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend trägt zusammen mit starken Partnern aus Wirtschaft, Verbänden, Gewerkschaften und Stiftungen erfolgreich dazu bei, die Karrierechancen junger Mütter und Väter im Erwerbsleben zu verbessern sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern. Beispiele:

  • Das Unternehmensprogramm "Erfolgsfaktor Familie. Unternehmen gewinnen" will Familienfreundlichkeit zu einem Managementthema und zu einem Markenzeichen der deutschen Wirtschaft machen. Die neue Website www.erfolgsfaktor-familie.de informiert gezielt Unternehmer und Personalverantwortliche auf aktuellem Stand.
  • Das Audit "Beruf & Familie" der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung ist ein Managementinstrument zur Förderung der familienbewussten Personalpolitik in Unternehmen und unterstützt sie individuell auf der Suche nach guten Lösungen.
  • Beim Unternehmenswettbewerb "Erfolgsfaktor Familie 2005" haben sich insgesamt 366 Unternehmen beworben - das sind fünfmal mehr als beim Wettbewerb im Jahr 2000.  Eine erneute Wettbewerbsausschreibung ist für 2007/2008 geplant.
  • Die "Allianz für die Familie" von Bundesfamilienministerium und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft bündelt Initiativen für eine bessere Balance von Familie und Arbeitswelt.
  • Das Internetportal www.mittelstand-und-familie.de bietet als virtuelle Personalabteilung praktische Tipps und Beratung zu Familienfreundlichkeit insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen.
  • In den inzwischen 264 Lokalen Bündnissen für Familie sind über 1000 Unternehmen und mehr als die Hälfte aller IHKs sowie eine steigende Zahl der Handwerkskammern aktiv beteiligt.
  • Die Internetplattform www.frauenmachenkarriere.de gibt Infos zu Karrierestart, Mentoring und Netzwerkbildung für Frauen.
  • Die Existenzgründung von Frauen wird von der bundesweiten Gründerinnenagentur, dem GründerService Deutschland und dem Gründerservice der Industrie- und Handelskammern (IHKs) unterstützt.
  • Am Girls'Day haben seit 2001 über 380.000 Mädchen in Betrieben und Verwaltungen zukunftsträchtige naturwissenschaftliche und technische Berufe kennen gelernt.