Islamistische Propaganda im Internet zielt auch auf Jugendliche


Angriffskrieg gegen die Ukraine, Sieg der Taliban in Afghanistan oder Bundestagswahl: Um Jugendliche im Netz zu erreichen, nehmen Islamist*innen aktuelle politische Ereignisse als Aufhänger für menschenverachtende und demokratiefeindliche Botschaften. Dabei nutzen sie besonders unter Jugendlichen populäre Dienste wie TikTok oder Instagram und inszenieren sich nach dem Vorbild populärer Influencer*innen als nahbar und authentisch. Das ist eines der wesentlichen Ergebnisse des Lageberichts „Islamismus im Netz 2021/22“ von jugendschutz.net, dem gemeinsamen Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für Jugendschutz im Internet.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus: „Religiöse und politische Extremist*innen versuchen, mit attraktiv verpackter Propaganda auch Jugendliche anzusprechen. Sie verstecken ihre menschenfeindliche Weltsicht in vermeintlich harmlosen Botschaften auf populären Social-Media-Kanälen. Gerade jüngeren Menschen fällt es schwer, die ideologischen Absichten hinter den bunten Bildern zu erkennen. Durch die Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz können wir der Verbreitung von Hass und Hetze entgegentreten. Daher unterstützt das Bundesfamilienministerium neben dem Projekt „Hass im Netz“ bundesweit Projekte und Initiativen, die sich gegen Extremismus und für Demokratie und Vielfalt einsetzen. Aber auch die Plattformanbieter sind gefordert: Sie müssen ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen und Hass-Posts schnell und zuverlässig entfernen.“

Islamist*innen verpacken ihre Propaganda als Lifestyle, sie geben sich jung, nahbar und authentisch“, sagt Stefan Glaser, Leiter von jugendschutz.net. „Diese Kumpeltypen heben sich ab vom gängigen Bild islamistischer Prediger. Das kommt bei jungen Menschen an und hilft, sie für extremistisches Gedankengut zu ködern. Wir sehen auch eine Zunahme von LGBTQ+-feindlichen Beiträgen. Queere Menschen werden diffamiert, in einschlägigen Zirkeln auf Telegram wird zur Gewalt und Mord aufgerufen,“ so Glaser weiter.

Hier sei konsequentes Einschreiten nötig. Vor allem Diensteanbieter müssten schneller löschen, spätestens wenn User*innen solche Verstöße meldeten.

Der Lagebericht „Islamismus im Netz 2021/22“

Von Januar 2021 bis Juni 2022 registrierte jugendschutz.net im Themenfeld Islamismus 557 Verstöße. In 94 Prozent der Fälle wurde eine Löschung oder Sperrung erreicht. Bei den meisten Verstößen handelte es sich um die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Fast alle registrierten Fälle (über 90 %) fanden sich auf Social-Media-Diensten.

Neben dem Vorgehen gegen konkrete Inhalte beobachtet jugendschutz.net kontinuierlich Trends und Phänomene in diesem Bereich. Als Teil des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz wird es im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom BMFSFJ gefördert.

Der Bericht „Islamismus im Netz 2021/22“ steht zum Download bereit unter www.jugendschutz.net/mediathek/artikel/islamismus-im-netz-2021-2022

Über jugendschutz.net:

jugendschutz.net fungiert als das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Die Stelle recherchiert Gefahren und Risiken in jugendaffinen Diensten. Sie wirkt darauf hin, dass Verstöße gegen Jugendschutzbestimmungen beseitigt und Angebote so gestaltet werden, dass Kinder und Jugendliche sie unbeschwert nutzen können. Gegründet wurde jugendschutz.net 1997 von den Jugendministerien der Länder und ist seit 2003 an die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) angebunden. jugendschutz.net wird von den Obersten Landesjugendbehörden und den Landesmedienanstalten finanziert und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Initiative „Gutes Aufwachsen mit Medien“ des Kinder- und Jugendplans des Bundes gefördert.

jugendschutz.net nimmt über seine Online-Beschwerdestelle Hinweise auf Verstöße gegen den Jugendmedienschutz entgegen. Verstöße im Netz können gemeldet werden unter https://www.jugendschutz.net/verstoss-melden