Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen sieht die Entscheidung der Bundesregierung, Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten und der haushaltsnahen Dienstleistungen erheblich zu verbessern und so gezielt in Familie zu investieren, durch die aktuelle Studie der Bosch-Stiftung "Unternehmen Familie" bestätigt.
Die von Roland Berger Strategy Consultants erstellte Expertise macht deutlich, dass die steuerliche Abzugsfähigkeit für Familien unterstützende Dienstleistungen helfen, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Zudem stellt die Studie heraus, dass der Gedanke, Familie als ein kleines Unternehmen zu betrachten, das Arbeitsplätze schafft sowie Dienstleistungen und Produkte nachfragt und so die Wirtschaft belebt, ein zukunftsweisender Ansatz ist.
"Wenn wir erreichen wollen, dass in Deutschland wieder mehr Kinder geboren werden, müssen wir zuallererst die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Nur so können wir den jungen Menschen die Chance geben, ihre Fähigkeiten am Arbeitsmarkt einzubringen und ihren Kinderwunsch zu erfüllen", sagt Ursula von der Leyen. Im europäischen Vergleich schneide Deutschland bei der Erwerbstätigkeit der Frauen auf den ersten Blick gut ab. Frauen ohne Kinder sind zu 80 Prozent erwerbstätig. Doch sobald diese Frauen das erste Kind haben, bricht die Quote ein - sie sinkt mit 62 Prozent auf europäisches Mittelmaß und dann mit weiteren Kindern auf unter durchschnittliche 38 Prozent. "Das Drama, das dahinter steht, ist: Kinderlosigkeit ist in Deutschland inzwischen Grundvoraussetzung für berufliches Fortkommen - das ist ein fatales Signal für junge Frauen und Männer", so von der Leyen. "Diese Entwicklung kommt uns teuer zu stehen, wir bezahlen sie mit dem Preis der Kinderlosigkeit", sagt die Bundesministerin.
"Unser Schlüssel zum Erfolg liegt also darin, dass wir es den Frauen und Männern leichter machen, mit Kindern erwerbstätig zu sein. Familien brauchen Einkommen, Zeit für ihre Kinder im Berufsalltag und gute Betreuungs- und Bildungsangebote", so von der Leyen.
Die steuerliche Abzugsfähigkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen macht es attraktiv, diese Dienstleistungen nachzufragen, weil es sich für Familien rechnet. Doch vor allem erleichtert sie die Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Kindern, weil es sich mehr als zuvor rechnet, dass Mütter berufstätig sind. Vom verdienten Einkommen bleibt eher etwas übrig als bisher, da nicht das ganze Einkommen für Kinderbetreuung ausgegeben wird, so von der Leyen.
Bisher haben von der Absetzbarkeit vor allem Haushalte mit hohen Einkommen profitiert, weil Familien erst 1548 Euro selbst aufbringen mussten, bevor sie weitere 1500 Euro von der Steuer absetzen können. Bei der neuen gesetzlichen Regelung gewinnen kleine und mittlere Einkommen, weil der Eigenanteil niedriger sein kann. Rückwirkend zum 1. Januar 2006 gilt: Ein Drittel der Kinderbetreuungskosten bezahlen die Familien selbst, dann können sie bis zu 4000 Euro der Kinderbetreuungskosten von der Steuer absetzen. Auch der Staat profitiert: Er nimmt durch das verdiente Einkommen beider Elternteile mehr Steuern und Sozialabgaben ein, als er zuvor durch die Absetzbarkeit einbüßt.
In Deutschland ist der Markt für haushaltsnahe Dienstleistungen noch sehr unterentwickelt, die Studie bekräftigt, dass es sich lohnt, diesen Markt attraktiver zu machen, damit Arbeitsplätze entstehen oder aus der Schwarzarbeit geholt werden. Rund ein Drittel der unter Dreijährigen werden in Deutschland von Freunden oder Verwandten betreut, nur zwei Prozent dieser Kinder werden von Personen betreut, die für diese Dienstleistung bezahlt werden. "Das ist eine sehr geringe Quote, doch mit der deutlich verbesserten Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten wird Kinderbetreuung mehr nachgefragt werden", so von der Leyen.
Ein weiterer Baustein der Familienpolitik, der den eingeschlagenen Weg fortsetzt, ist das Elterngeld, das zum 1. Januar 2007 eingeführt wird. Eltern erhalten ein Jahr lang maximal 67 Prozent ihres Nettoeinkommens, wenn sie sich Zeit für ihr Kind nehmen und deshalb im Beruf kürzer treten. "Unser Ziel ist es, Eltern den Freiraum zu schaffen, Kinder zu erziehen und erwerbstätig zu sein. Eltern brauchen Zeit für ihre Kinder. Das Elterngeld gibt jungen Paaren die Sicherheit, sich ein Jahr ohne finanziellen Druck Zeit für ihr Kind nehmen zu können, um so in die Rolle der Eltern hineinzuwachsen", hebt die Bundesfamilienministerin hervor.
Der weitergehende Ausbau der Kinderbetreuungsangebote, der Aufgabe der Länder und Kommunen ist, ist der dritte Baustein, der es Familien leichter macht, eine Balance zwischen Familie und Beruf zu finden. Um Angebot und Qualität der Betreuung und Förderung zu sichern, werden die Kommunen in 2005 und 2006 durch den Bund mit jährlich 1,5 Milliarden Euro aus den Einsparungen entlastet, die sich bei der Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe ergeben haben.
Die Studie "Unternehmen Familie" finden Sie Internet unter www.bosch-stiftung.de/demographischer_wandel.