„Keine Frage des Alters!“ Bundesfamilienministerin Giffey eröffnet 4. Deutschen EngagementTag

„Keine Frage des Alters! Engagement aller Generationen“ - unter diesem Motto steht der vierte „Deutsche EngagementTag“, den das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gemeinsam mit dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) ausrichtet und der heute und morgen in Berlin stattfindet.

Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey unterstrich in ihrer Eröffnungsrede: “Engagement bringt uns miteinander ins Gespräch, bringt Jung und Alt zusammen. Das stärkt unseren Zusammenhalt und auch unsere Demokratie, die unter Druck steht und keine Selbstverständlichkeit ist. Jeder der sich engagiert, erfährt, dass er sein Umfeld mitgestalten und die Gesellschaft positiv verändern kann – im Kleinen wie im Großen. Solche Erfahrungen machen immun gegen Demokratieverdrossenheit und das Gefühl von der Gesellschaft abgehängt worden zu sein. Weil alle gebraucht werden und niemand gerne außen vor ist – weil zum Teilhaben das seinen Teil geben können gehört.“

Dr. Thomas Röbke, Vorsitzender des BBE-Sprecher*innenrats  betonte: „Jede Generation hat etwas zu geben: Talente, Kompetenzen, Zeit, Erfahrungen. So entsteht eine lebendige Zivilgesellschaft aller Generationen. Um diese zu stärken braucht es nachhaltige Strukturen und starke Netzwerke.“

Der Deutsche EngagementTag, der in diesem Jahr zum vierten Mal stattfindet, hat sich mittlerweile zu einer Plattform für Diskussionen, Wissenstransfer und die Vernetzung der zahlreichen Akteure aus dem Engagementbereich etabliert. Die Ausrichter, das BBE und das BMFSFJ als federführendes Bundesressort für Engagementpolitik, wollen so den Stellenwert von bürgerschaftlichem Engagement als zentralen Faktor für eine lebendige und demokratische Gesellschaft sichtbarer machen. Schwerpunktthemen in diesem Jahr sind nachhaltige Infrastrukturen zur Förderung des bürgerschaftlichen und generationenübergreifenden Engagements in Stadt und Land. Im Fokus stehen zugleich die Rolle der Digitalisierung und die Demokratieförderung als wesentliche Bestandteile für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Die Bundesregierung wird – vorausgesetzt der Bundestag stimmt zu – deshalb jetzt die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt gründen, die ihren Sitz in Neustrelitz haben soll. Die Stiftung soll als zentrale Anlaufstelle auf Bundesebene Serviceangebote und Informationen bei der Organisationsentwicklung für bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement bereitstellen. Außerdem geht es darum, Innovationen vor allem im Bereich Digitalisierung voranzutreiben, Engagement- und Ehrenamtsstrukturen grundsätzlich zu stärken sowie Bund, Länder, Kommunen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu vernetzen.

Am Abend wurde bei einer Feierstunde im Deutschen Theater in Berlin der Deutsche Engagementpreis verliehen – der „Preis der Preise“ für bürgerschaftliches Engagement in Deutschland. Initiator und Träger ist das Bündnis für Gemeinnützigkeit.

Bundesfamilienministerin Giffey sagte bei der Preisverleihung: „Mit dem Deutschen Engagementpreis ehren wir diejenigen, die einen Unterschied machen. Menschen, die sich für andere einsetzen, für unsere Demokratie, gegen Missstände, für zwischenmenschlichen Dialog und ein gutes gesellschaftliches Miteinander. Sie stehen stellvertretend für die rund 30 Millionen Menschen in Deutschland, die sich auf vielfältige Art und Weise für den Zusammenhalt in unserem Land stark machen.“

Die Bundesfamilienministerin übergab den mit 10.000 Euro dotierten Sonderpreis an die „Initiative Ostritzer Friedensfeste“ (Sachsen). Seit 2018 engagieren sich die Bürgerinnen und Bürger mit ihren Friedensfesten und einem Friedenslauf für ein demokratisches Miteinander in ihrer Region, als Antwort auf rechtsextreme Festivals und Kampfsportveranstaltungen in Ostritz.

Die weiteren Preisträger 2019:

  • Kategorie Demokratie stärken: Für eine faire Debattenkultur engagiert sich der Verein „Ich bin hier e. V.“ aus Hamburg. Der Verein hat die größte Counter-Speech-Initiative Deutschlands aufgebaut - gegen Beleidigung, Häme und persönliche Angriffe.
  • Kategorie Leben bewahren: Drei Schülerinnen aus Friedberg (Bayern) erforschen in Ihrem Projekt „Mikroplastik - Gefahr aus dem Haushalt?!“ den Ursprung von Mikroplastik. Ihre Idee: Mikroplastikfilter für Waschmaschine und Waschbecken bekämpfen die Schadstoffe direkt an der Quelle, sodass diese gar nicht erst ins Abwasser geraten. Mit diesen Filtern kann jeder beim Waschen einfach und effektiv selbst zum Umweltschutz beitragen.
  • Kategorie Grenzen überwinden: Rund siebzig Menschen arbeiten bei der CDS GmbH aus München. Davon sind etwa dreizehn Prozent gehörlos oder haben starke Einschränkungen beim Hören. Damit die Kommunikation auch im Alltag gut klappt und alle ins Team eingebunden sind, bietet die Firma Gebärdensprachkurse für die ganze Belegschaft an.
  • Kategorie Generationen verbinden: Der Verein „Tausche Bildung für Wohnen e. V.“ aus Duisburg fördert Kinder aus den benachteiligten Stadtteilen Duisburg-Marxloh und Gelsenkirchen-Ückendorf in ihrer persönlichen, sozialen und schulischen Entwicklung. Das Konzept: Junge Erwachsene im Bundesfreiwilligendienst oder im Studium wohnen dort für mindestens ein Jahr mietfrei. Im Gegenzug unterstützen sie in gezielten Lern- und Förderangeboten die Kinder des Stadtteils.
  • Kategorie Chancen schaffen: Beim Projekt „Obdachlose zeigen Schülern ihr Berlin“ von querstadtein e. V. aus Berlin vermitteln Menschen, die von Obdachlosigkeit betroffen waren, als Stadtführer ihre eigene Erfahrung. Aus erster Hand berichten sie den Schülerinnen und Schülern vom Leben auf der Straße und ihren ganz privaten Schicksalen.
  • Publikumspreis: Der Verein SoKo Tierschutz aus Planegg (Bayern) macht mit öffentlichkeitswirksamen Protestaktionen auf Rechtsbrüche in der Tierhaltung und auf die Rechte der Tiere aufmerksam. So deckte der Verein bis dahin unbekannte Missstände auf, wie die systematische Schlachtung kranker Kühe oder illegale Primatenversuche.

Insgesamt wurden 617 herausragend engagierte Personen und Initiativen von 210 Preisausrichtern nominiert. Bei der Online-Abstimmung über den Publikumspreis des Deutschen Engagementpreises haben über 105.000 Menschen teilgenommen.