Menschen mit Demenz Neue Studie zeigt: Soziale Kontakte können Krankheitsverläufe verbessern

Ältere Menschen in einem Stuhlkreis in einem Saal
Soziales Miteinander stärkt Menschen mit Demenz und kann den Krankheitsverlauf verbessern© BMFSFJ

Am 6. Januar hat das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) die Studie "Identifikation relevanter psychosozialer Faktoren in der Entstehung, Behandlung und Versorgung von Menschen mit Demenz" vorgelegt. Sie wurde vom Bundesfamilienministerium gefördert und rückt psychosoziale Aspekte bei der Versorgung und Betreuung von Menschen mit Demenz stärker in den Fokus.

Ein zentrales Ergebnis ist: Von Demenz betroffene Menschen, die in ihrem gewohnten Umfeld betreut werden und sozial eingebunden sind, weisen bessere Krankheitsverläufe auf.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus: "Mit der Diagnose 'Demenz' kommen nicht nur auf die Betroffenen, sondern auch auf Angehörige einschneidende Veränderungen zu. Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass wir bei der Versorgung von Menschen mit Demenz neben medizinischen auch die sozialen Aspekte in den Vordergrund stellen müssen. Als Gesellschaft müssen wir alles dafür tun, dass Demenzkranke so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt in ihrem gewohnten Zuhause leben können und in soziale Aktivitäten eingebunden sind. Es ist wichtig, dass sich Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen wertgeschätzt und wahrgenommen fühlen.

Als Bundesfamilienministerium fördern wir beispielsweise im Rahmen der 'Nationalen Demenzstrategie der Bundesregierung' Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz mit dem Ziel, dass sich Akteure vor Ort besser vernetzen, um gemeinsam mit Betroffenen passende Angebote zu entwickeln."

Die eigene Lebenswelt spielt eine wichtige Rolle

Die Ergebnisse der Studie geben wichtige Hinweise für ein gutes Miteinander mit an Demenz erkrankten Menschen sowie ihrer Pflege und Behandlung: Demnach spielt die eigene Lebenswelt für Menschen mit Demenz eine besonders wichtige Rolle. Gute und regelmäßige soziale Kontakte, vor allem gemeinsame Aktivitäten, die das soziale Miteinander fördern und den Menschen mit Demenz aktiv am Alltag teilhaben lassen, wirken sich positiv auf Demenzsymptome aus. Die Studie bestätigt mit ihren Ergebnissen Untersuchungen aus dem Ausland, die zuvor ähnliche Ergebnisse nahegelegt hatten.

Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, Sprecher des DZNE-Standorts Rostock/Greifswald: "Die intensiven Diskussionen mit den Studienteilnehmenden bestätigen, dass psychosoziale Faktoren eine hohe Bedeutung haben - sowohl für die Lebensqualität als auch für die Autonomie und die soziale Teilhabe von Menschen mit Demenz. Wenn die psychosozialen Aspekte gezielt gestärkt werden, beeinflusst das den Krankheitsverlauf positiv und unterstützt die pflegenden Angehörigen."

Studienkoordinatorin Dr. Francisca S. Rodriguez betonte, dass ein zusprechendes, anerkennendes und liebevolles soziales Umfeld die positiven Auswirkungen psychosozialer Maßnahmen noch zusätzlich verstärken könne.

Modellprojekte entwickeln und soziale Kontakte stärken

Die Forscherinnen und Forscher des DZNE bezogen in ihrer Arbeit sowohl Mitarbeitende aus Pflege und medizinischer Versorgung, Ehrenamtliche als auch betreuende Angehörige in die Diskussionen der Fokusgruppen ein. Aus den Ergebnissen der Fokusgruppen-Diskussionen leiten die Forschenden konkrete Handlungsempfehlungen ab. Danach ist es wichtig, Modellprojekte zu initiieren, die "positive soziale Kontakte von Menschen mit Demenz" stärken.

Bedarf besteht auch an gesellschaftlicher Aufklärung sowie der Unterstützung der Angehörigen, um ein Verständnis für Demenzsymptome zu schaffen. In der Praxis scheitern allerdings viele Ansätze am Mangel an geschultem Personal und auch weiten Entfernungen und entsprechenden Transportmöglichkeiten. Ein nächster wichtiger Schritt wäre es, konkrete praktische Möglichkeiten zu entwickeln, um die nachweislich effektivsten psychosozialen Maßnahmen in die Demenzversorgung zu integrieren, so die Studie.

"Nationale Demenzstrategie der Bundesregierung"

Nach aktuellen Schätzungen leben in Deutschland 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Ihre Zahl könnte bis 2050 auf 2,8 Millionen steigen. Um Menschen mit Demenz ein möglichst langes selbstständiges und selbstbestimmtes Leben in ihrem Zuhause zu ermöglichen, werden in der "Nationalen Demenzstrategie der Bundesregierung" bereits konkrete Maßnahmen umgesetzt, die Betroffene besser in die Gesellschaft integrieren und Angehörige stärker unterstützen.