Modellprojekt "Ich will auch heiraten" gestartet

Am 18. November fand in Bonn die Auftaktveranstaltung von "Ich will auch heiraten" statt - einem auf drei Jahre angelegten Modellprojekt zur Schwangerschaftsberatung für Menschen mit Behinderung des Bundesverbandes donum vitae e.V. Das bundesweite Modellprojekt sowie die gleichnamige Tagung werden vom Bundesfamilienministerium gefördert.

Die Tagung richtete sich mit Vorträgen und Diskussionen an Fachkräfte in Schwangerschaftsberatungsstellen und Wohneinrichtungen, an Fachkräfte und Träger der Behindertenhilfe sowie an Frauen und Männer mit Lernschwierigkeiten und deren Familien.

Beratung für Menschen mit Lernschwierigkeiten

In den nächsten zwei Jahren sollen im Rahmen des Modellprojektes unter Mitwirkung eines Projektbeirates die bestehenden Beratungsangebote von donum vitae für die Lebensbereiche Sexualität, Partnerschaft, Ehe und Familie an die Bedürfnisse von Menschen mit Lernschwierigkeiten angepasst und evaluiert werden. Das Projekt sieht auch die Schaffung einer Online-Beratungsstelle vor. Außerdem sind die Erstellung von barrierefreien Aufklärungsmaterialien in leichter Sprache und die begleitende Öffentlichkeitsarbeit vorgesehen.

Donum vitae ist als bundesweiter Verband mit Beratungsstellen an über 200 Orten in der allgemeinen Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung tätig. Vielerorts haben die dort beschäftigten Fachkräfte bereits Erfahrungen in der Beratung von Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung.

Barrierefreie Angebote und Recht auf Selbstbestimmung

Jede Frau und jeder Mann hat das Recht, sich in Fragen der Schwangerschaft, Sexualaufklärung, Verhütung und Familienplanung beraten zu lassen. Das gilt selbstverständlich auch für Menschen mit Behinderung. Das nun angelaufene Projekt stellt einen wichtigen Beitrag zur konkreten Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und des Nationalen Aktionsplans der Bundesregierung zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention dar. Daraus erwächst die Verpflichtung, allen Menschen die Möglichkeit auf einen selbstbestimmten Platz in einer barrierefreien Gesellschaft zu geben. Dazu gehört auch ein barrierefreier Zugang zu Angeboten der Sexualaufklärung und der Familienplanung.

Den großen Handlungsbedarf in diesem Bereich belegen die Ergebnisse der vom Bundesfamilienministerium geförderten Repräsentativstudie "Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland". Danach haben vor allem Frauen mit sogenannter geistiger Behinderung, die in Einrichtungen leben, nur sehr selten eine Partnerschaftsbeziehung oder Kinder. Nur acht Prozent der Befragten waren jemals verheiratet und nur sechs Prozent haben Kinder. Die Daten belegen zudem eine hohe Anzahl an Schwangerschaftsabbrüchen im Vergleich zur geringen Geburtenzahl in dieser Gruppe.