Berichterstattungsstelle zu Menschenhandel Lisa Paus: Betroffene von Menschenhandel brauchen unseren Schutz

Lisa Paus steht am Rednerpult
Lisa Paus hält eine Rede anlässlich der offiziellen Eröffnung der Berichterstattungsstelle Menschenhandel © Phtothek/Thomas Imo

Am 31. März wurde die Berichterstattungsstelle Menschenhandel am Deutschen Institut für Menschenrechte (DIMR) offiziell eröffnet. Sie wird zunächst für einen Zeitraum von vier Jahren aus Mitteln des Bundesfamilienministeriums finanziert. Die Bundesregierung strebt an, sie gesetzlich zu verankern.

In Anlehnung an das Übereinkommen des Europarates zur Bekämpfung des Menschenhandels befasst sich die Berichterstattungsstelle mit allen Formen des Menschenhandels. Ihre Aufgabe ist es, Daten zu sammeln und auszuwerten und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus: "Menschenhandel bewegt sich zunehmend im digitalen Raum und davon sind besonders häufig Kinder und Jugendliche betroffen. Die Krisen in Europa, vor allem der Krieg in der Ukraine, bringen noch mehr Menschen in die Gefahr, Opfer von Menschenhandel zu werden. Dem müssen wir entschlossen entgegentreten. Deshalb stärken wir unsere Netzwerke und stellen die Rechte der Betroffenen in den Mittelpunkt. Die Einrichtung der unabhängigen Berichterstattungsstelle zu Menschenhandel und die Arbeit an unserem Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung sind hierfür wichtige Meilensteine."

Nationaler Aktionsplan zu Menschenhandel

Im Koalitionsvertrag wird Menschenhandel als Querschnittsthema behandelt: Vorgesehen sind unter anderem die ressortübergreifende Koordinierung, ein Nationaler Aktionsplan (NAP) sowie die Stärkung der Rechte der Betroffenen und die Verbesserung von Unterstützungssystemen. Der NAP soll sich mit allen Formen des Menschenhandels befassen, also Menschenhandel zur:

  • sexuellen Ausbeutung
  • Arbeitsausbeutung
  • Ausnutzung strafbarer Handlungen
  • Organhandel
  • Bettelei
  • Kinderhandel

Ziel der Bundesregierung ist es, den NAP noch in der 20. Legislaturperiode zu verabschieden.

Menschenhandel bekämpfen und Betroffene schützen

Auch in Deutschland sind Frauen und Mädchen von Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung betroffen. Bei der offiziellen Eröffnung der Berichterstattungsstelle haben Vertreterinnen und Vertreter von Bundes- und Landesbehörden, Fachberatungsstellen und der Wissenschaft sowie von internationalen Organisationen wie der Kommission der Europäischen Union (EU), dem Europarat und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) über die aktuelle Lage diskutiert und wie Menschenhandel bekämpft und Betroffene geschützt werden können. Außerdem ging es um Möglichkeiten der Identifizierung und Vermittlung von Unterstützung für Betroffene von Menschenhandel.

Schwere Menschenrechtsverletzung

Menschenhandel ist eine schwere Menschenrechtsverletzung. Laut EU-Kommission wurden in der EU im Jahr 2022 etwas mehr als 7000 Betroffene identifiziert. Das Bundeslagebild Menschenhandel und Ausbeutung des Bundeskriminalamts (BKA) zählt für das Jahr 2021 mehr als 550 volljährige Betroffene. Hinzu kommen 283 minderjährige Betroffene. Noch immer sind 92,8 Prozent der vom BKA aufgeführten Betroffenen von Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung Frauen und Mädchen. Von den minderjährigen Betroffenen war ein Viertel jünger als 14 Jahre. Das BKA geht davon aus, dass es außerdem ein großes Dunkelfeld gibt.