Fachtag und Netzwerktreffen "Pausentaste" Junge Pflegende mit Migrations- und Fluchtbiografie besser unterstützen

Bundesfamilienministerin Lisa Paus steht am Rednerpult.
Lisa Paus begrüßte die Teilnehmenden des Fachtags "Pausentaste" im Bundesfamilienministerium © Florian Gaertner/BMFSFJ/photothek.de

Wie können junge Pflegende mit Migrations- und Fluchtbiografie besser unterstützt und ihre soziale Teilhabe ermöglicht werden? Dieser Frage widmeten sich der siebte Fachtag und das Netzwerktreffen des Projekts "Pausentaste". Bundesfamilienministerin Lisa Paus eröffnete die Veranstaltung am 5. Oktober. 

Die Teilnehmenden diskutierten unter anderem, wie Unterstützungsangebote kultursensibel ausgerichtet und Barrieren abgebaut werden können. Außerdem wurden die Ergebnisse einer vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegebene Studie vorgestellt, die die Lebenslagen und Bedarfe von jungen Pflegenden mit Migrationshintergrundbeleuchtet. Neue Projektflyer in mehreren Sprachen informieren über Beratungsangebote.

Lisa Paus: "Jugendliche aus Familien mit Migrations- oder Fluchtgeschichte sind mit gleichen Herausforderungen konfrontiert wie alle jungen Pflegenden. Die Kinder und Jugendlichen fangen die familiären Aufgaben und Tätigkeiten auf, die von der kranken Person nicht mehr übernommen werden können. Vielfach kommen aber weitere Belastungsfaktoren für diese Gruppen hinzu: wie beispielsweise mögliche Sprachbarrieren und Diskriminierungen oder posttraumatische Störungen.

Wir wollen gerade dort, wo der Unterstützungsbedarf besonders hoch ist, mehr junge Pflegende mit Entlastungsangeboten unterstützen. Dafür richten wir die Angebote der 'Pausentaste' mehrsprachig aus. Alle jungen Pflegenden - unabhängig von der Herkunft - müssen wissen, dass sie nicht allein sind und bestmöglich unterstützt werden."

Das Projekt "Pausentaste"

Die Initiative "Pausentaste" wurde 2018 vom Bundesfamilienministerium ins Leben gerufen. Sie unterstützt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern. Ziel des Projekts ist es, junge Pflegende bundesweit durch ein niedrigschwelliges Beratungsangebot zu unterstützen. Die "Pausentaste" soll helfen, Pausen einzulegen, zu reflektieren und Hilfsangebote wahrzunehmen oder über die eigene Situation zu sprechen - auch anonym.

Das Angebot umfasst die Website sowie eine E-Mail-Beratung und eine telefonische Beratung beim Kinder- und Jugendtelefon der "Nummer gegen Kummer". Pflegende Kinder und Jugendliche erreichen dies unter der kostenlosen Rufnummer 116 111. Die Beratung ist anonym und wird montags bis samstags jeweils von 14:00 bis 20:00 Uhr angeboten.

Seit Juli 2023 können Kinder und Jugendliche montags bis donnerstags von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr mit einer Beraterin oder einem Berater live chatten. Das Projekt "Pausentaste" hat auch ein Netzwerk mit mittlerweile 130 Initiativen ins Leben gerufen.

Pflegenden Kindern und Jugendlichen Gehör schenken

Rund 500.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland kümmern sich um kranke oder pflegebedürftige Angehörige. Dabei übernehmen sie vielfältige Aufgaben: Sie putzen, kochen oder betreuen jüngere Geschwister. Einige Kinder und Jugendliche sind auch in die Körper- und Intimpflege eingebunden. Diese Pflegeverantwortung kann häufig zu Überforderung und Überlastung führen. Viele Kinder und Jugendliche sehen sich selbst nicht als Pflegende und haben niemanden, mit dem sie über ihre Sorgen und Belastungen sprechen können.