Islamismus im Netz Islamistische Propaganda im Internet zielt auch auf Jugendliche

Jugendlicher mit Mobiltelefon
Um Jugendliche mit ihrer Propaganda zu erreichen, nutzen Islamistinnen und Islamisten vorrangig Sozialen Netzwerke© iStock/finwal

Am 7. Dezember hat jugendschutz.net den Lagebericht "Islamismus im Netz 2021/2022" vorgestellt. Der Bericht ergab, das Islamistinnen und Islamisten aktuelle politische Ereignisse, wie etwa den Angriffskrieg in der Ukraine, als Aufhänger für menschenverachtende und demokratiefeindliche Botschaften verwenden, um Jugendliche zu erreichen. Dabei nutzen sie hauptsächlich unter Jugendlichen populäre Dienste wie TikTok oder Instagram und inszenieren sich nach dem Vorbild populärer Influencerinnen und Influencer als nahbar und authentisch. Der Lagebericht "Islamismus im Netz 2021/22" wird jährlich von jugendschutz.net, dem gemeinsamen Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für Jugendschutz im Internet herausgegeben.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus: "Religiöse und politische Extremistinnen und Extremisten versuchen, mit attraktiv verpackter Propaganda auch Jugendliche anzusprechen. Sie verstecken ihre menschenfeindliche Weltsicht in vermeintlich harmlosen Botschaften auf populären Social-Media-Kanälen. Gerade jüngeren Menschen fällt es schwer, die ideologischen Absichten hinter den bunten Bildern zu erkennen. Durch die Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz können wir der Verbreitung von Hass und Hetze entgegentreten. Daher unterstützt das Bundesfamilienministerium neben dem Projekt 'Hass im Netz' bundesweit Projekte und Initiativen, die sich gegen Extremismus und für Demokratie und Vielfalt einsetzen. Aber auch die Plattformanbieter sind gefordert: Sie müssen ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen und Hass-Posts schnell und zuverlässig entfernen."

Zahlreiche Verstöße in den Sozialen Medien registriert

Von Januar 2021 bis Juni 2022 registrierte jugendschutz.net im Themenfeld Islamismus 557 Verstöße gegen den Jugendmedienschutz. In 94 Prozent der Fälle wurde eine Löschung oder Sperrung erreicht. Bei den meisten Verstößen handelte es sich um die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Über 90 Prozent der registrierten Fälle fanden sich auf Social-Media-Diensten. Neben dem Vorgehen gegen konkrete Inhalte beobachtet jugendschutz.net kontinuierlich Trends und Phänomene in diesem Bereich. Als Teil des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz wird es im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" vom Bundesfamilienministerium gefördert.

Stefan Glaser, Leiter von jugendschutz.net: "Islamistinnen und Islamisten verpacken ihre Propaganda als Lifestyle, sie geben sich jung, nahbar und authentisch. Diese Kumpeltypen heben sich ab vom gängigen Bild islamistischer Prediger. Das kommt bei jungen Menschen an und hilft, sie für extremistisches Gedankengut zu ködern. Wir sehen auch eine Zunahme von Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen-, Trans-, und Queer+-feindlichen Beiträgen. Queere Menschen werden diffamiert, in einschlägigen Zirkeln auf Telegram wird zur Gewalt und Mord aufgerufen.“

Über jugendschutz.net:

jugendschutz.net fungiert als das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Die Stelle recherchiert Gefahren und Risiken in jugendaffinen Diensten. Sie wirkt daraufhin, dass Verstöße gegen Jugendschutzbestimmungen beseitigt und Angebote so gestaltet werden, dass Kinder und Jugendliche sie unbeschwert nutzen können. Gegründet wurde jugendschutz.net 1997 von den Jugendministerien der Länder und ist seit 2003 an die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) angebunden. jugendschutz.net wird von den Obersten Landesjugendbehörden und den Landesmedienanstalten finanziert und vom Bundesfamilienministerium und der Initiative "Gutes Aufwachsen mit Medien" des Kinder- und Jugendplans des Bundes gefördert. jugendschutz.net nimmt über seine Online-Beschwerdestelle außerdem Hinweise auf Verstöße gegen den Jugendmedienschutz entgegen.