Neue Studie Hass im Netz gefährdet Demokratie

Gruppenfoto mit Lisa Paus und Mitgliedern des Kompetenznetzwerks
Lisa Paus mit Vertreterinnen und Vertretern des "Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz": Elena Kountidou, Rüdiger Fries, Anna-Lena von Hodenberg und Hanna Gleiß© Stefanie Loos

Bundesfamilienministerin Lisa Paus hat am 13. Februar gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des "Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz" die Ergebnisse der Studie "Lauter Hass - leiser Rückzug. Wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht" vorgestellt. Die Studie ist die erste umfassende und bundesweite Erhebung zu Hass im Netz seit 2019. 

Lisa Paus: "Ob toxische Kommentare, Drohungen, beängstigende Kampagnen: Hass im Netz ist allgegenwärtig. Viele Menschen sind davon abgestoßen oder eingeschüchtert, halten sich zurück oder schweigen. Das gibt denen Raum, die laut und aggressiv sind. Es bedroht unsere Demokratie. Wir können gemeinsam etwas dagegen unternehmen. Das Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz führt Wissen und Erfahrung zusammen: Beratungsangebote für Betroffene, Unterstützung beim Schutz vor Cyberkriminalität und digitaler Gewalt oder Know-how für Debattenkultur im Netz - an vielen Stellen geht das Netzwerk gegen die Verrohung im digitalen Raum vor. Wir brauchen Weitsicht und passgenaue Maßnahmen, um Hass im Netz entgegen zu treten und respektvollen Austausch im Internet zu ermöglichen."

Für das Kompetenznetzwerk waren Hanna Gleiß von der Vernetzungsstelle "Das NETTZ", Elena Kountidou vom Netzwerk "Neue deutsche Medienmacher*innen", Rüdiger Fries von der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur und Anna-Lena von Hodenberg von der Organisation HateAid vertreten.

Hass im Netz beeinflusst freie Meinungsäußerung

Die repräsentative Studie zeigt, dass Hass im Netz alltäglich ist und weiter zunimmt. Fast jede zweite Person in Deutschland (49 Prozent) wurde schon einmal online beleidigt. Ein Viertel (25 Prozent) der Befragten wurde mit körperlicher Gewalt und 13 Prozent mit sexualisierter Gewalt konfrontiert. Besonders häufig betroffen sind nach eigenen Angaben Personen mit sichtbarem Migrationshintergrund (30 Prozent), junge Frauen (30 Prozent) und Menschen mit homosexueller (28 Prozent) und bisexueller (36 Prozent) Orientierung. Fast jede zweite junge Frau (42 Prozent) erhielt bereits ungefragt ein Nacktfoto.

Das hat auch Einfluss auf die freie Meinungsäußerung im Netz, wie die Studie zeigt: Mehr als die Hälfte der Befragten bekennt sich aus Angst im Netz seltener zur eigenen politischen Meinung (57 Prozent), beteiligt sich seltener an Diskussionen (55 Prozent) und formuliert Beiträge bewusst vorsichtiger (53 Prozent). 82 Prozent der Befragten fürchten, dass Hass im Netz die Vielfalt im Internet gefährdet. Mehr als drei Viertel (76 Prozent) sind besorgt, dass durch Hass im Netz auch die Gewalt im Alltag zunimmt. Der Großteil (89 Prozent) stimmt zu, dass Hass im Netz in den letzten Jahren zugenommen hat.

Kompetenznetzwerk ist Teil von "Demokratie leben!"

Das "Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz" ist eines von 14 bundesweit agierenden Kompetenznetzwerken und -zentren im Bundesprogramm "Demokratie leben!". Die fünf Träger Hate Aid, Das Nettz, Neue Deutsche Medienmacher*innen, Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur und Jugendschutz.net bearbeiten dabei das Thema Hass im Netz aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Das Bundesprogramm "Demokratie leben!" fördert zivilgesellschaftliche Träger auf kommunaler, Landes- und Bundesebene in den Themenfeldern Demokratieförderung, Vielfaltgestaltung und Extremismusprävention.