Geburtenentwicklung in Deutschland macht zuversichtlich

Aktuelle Zahlen zur Geburtenrate in Deutschland zeigen ein vielschichtiges Bild der Familienplanung von Frauen und Männern: Die Zahl der Geburten pro Frau bleibt stabil, wobei die Anzahl der Frauen zurückgeht. Frauen werden heute später Mütter und holen damit ihre Kinderwünsche nach. Diese und weitere wissenschaftliche Beobachtungen sowie die Verbesserung von familienpolitischen Rahmenbedingungen machen zuversichtlich, dass es auch in Deutschland wieder mehr Kinder geben kann.

Für das Jahr 2011 liegt die Geburtenrate laut dem Statistischen Bundesamt bei 1,36 Kindern pro Frau und ist damit im Vergleich zu 2010 um 0,03 Punkte gesunken. Die Anzahl der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren geht zwar kontinuierlich zurück. Währenddessen ist aber die Geburtenrate stabil geblieben.

Geburtenrückgang bei heutiger Frauengeneration zum Stillstand gekommen

Ein Blick auf die Kinderzahlen in Familien zeigt, dass die Zwei-Kind-Familie immer noch das häufigste Familienmodell ist. Nach ersten prognostizierenden Berechnungen des Max-Planck-Instituts Rostock deutet sich an, dass Frauen, die 1975 geboren wurden, 1,57 Kinder (Kohortenspezifische Geburtenrate) bekommen werden. Auch gut ausgebildete Frauen bekamen in den vergangenen Jahren wieder etwas mehr Kinder. Dieser Anstieg beruht darauf, dass gleichzeitig mehr Kinder von über 35-jährigen Frauen geboren wurden.

Frauen werden später Mütter

Ähnlich wie in anderen europäischen Ländern holen Frauen ihre aufgeschobenen Kinderwünsche zunehmend im Alter von über 30 Jahren nach. In Deutschland bekommen seit dem Jahr 2003 Frauen unter 30 Jahren weniger Kinder als Frauen über 30 Jahren. 2010 gab es 743 Kinder pro 1000 Frauen im Alter von 30 bis 39 Jahren und 535 Kinder pro 1000 Frauen im Alter von 20 bis 29 Jahren. 1991 war dieses Verhältnis noch nahezu umgekehrt.

Anstieg der Kinderlosigkeit gestoppt

Die Kinderlosigkeit von Frauen im Alter von 40 Jahren ist in Deutschland seit 2005 gestoppt. Die Entwicklung der Geburten in den letzten Jahren hat gezeigt, dass nicht der Bildungsstand entscheidend ist, ob und wie viele Kinder Frauen im Laufe ihres Lebens bekommen.

Vielmehr gibt es zwischen den verschiedenen Berufsgruppen erhebliche Unterschiede. So gab es seit 1973 einen Geburtenrückgang bei Frauen in den meisten Berufen - dabei in sämtlichen nichtakademischen Berufen - zum Beispiel bei Verkäuferinnen oder Erzieherinnen. Im gleichen Zeitraum haben Frauen in mehreren akademischen Berufsfeldern wieder mehr Kinder bekommen. Dies ist beispielsweise bei Lehrerinnen und Ärztinnen der Fall.

Veränderungen in den familienpolitischen Rahmenbedingungen

Verbesserte Rahmenbedingungen, die die Bedürfnisse von Eltern treffen, wirken langfristig auf die Geburtenrate. Das zeigen international vergleichende Studien. Die Jahrgänge, die um 1970 geboren wurden, sind die ersten, die zumindest teilweise von diesen Maßnahmen profitiert haben und weiter profitieren.

Auch wenn demografische Effekte primär zeitverzögert und im Zusammenspiel mehrerer Maßnahmen auftreten, sehen Wissenschaftler und Experten die veränderten Rahmenbedingungen bereits eine verlässliche und nachhaltige Grundlage, die gesellschaftliche und individuelle Handlungsmuster verändert.

Vor allem eine effektive und gute Zeitpolitik, wie im 8. Familienbericht des Bundesfamilienministeriums dargestellt, wird zunehmend wichtig für junge Familien und potenzielle Eltern. Wenn die Mehrheit der Frauen in einer Lebensphase Mütter werden, in der Berufseinstieg, Berufsetablierung und Karriereorientierung relevant sind, muss das Auswirkungen auf die Familienpolitik haben.

Fast alle Mütter nehmen den Schonraum, den ihnen das Elterngeld im ersten Jahr nach der Geburt gewährt, an. Frauen- beziehungsweise Müttererwerbstätigkeit und die Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen und Tagespflege ab dem zweiten Lebensjahr werden zunehmend gesellschaftlich akzeptiert.