EU-Beschäftigungsrat verabschiedet Schlussfolgerungen zur Chancengleichheit von Frauen und Männern

Der Rat der Europäischen Union für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten, Gesundheit und Verbraucherschutz hat die EU-Mitgliedstaaten und die EU-Kommission dazu aufgefordert, sich stärker für den Abbau der Geschlechterstereotypen in Bildung und Kultur, Fortbildung, Berufsberatung und am Arbeitsmarkt einzusetzen. Darüber hinaus fordert der Rat die Mitgliedsstaaten und die Kommission dazu auf, die Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern zu intensivieren, um die geschlechtsspezifische Segregation - die Aufteilung des Arbeitsmarktes in spezifisch weibliche und männliche Berufe - und das Lohngefälle zwischen Mann und Frau abzubauen.

In seiner Sitzung am 9. Juni nahm der Rat Schlussfolgerungen zum Abbau von Geschlechterstereotypen in der Gesellschaft einstimmig an. In der Feststellung der in der EU für Arbeit und Soziales zuständigen Minister und Ministerinnen heißt es: "Hartnäckige Geschlechterstereotypen führen zu einer Verschwendung von Humanressourcen und verhindern somit, dass die EU ihr Wettbewerbspotenzial voll entfalten kann."

In den Schlussfolgerungen hebt der Rat hervor, dass Jungen und Mädchen Geschlechterrollen ab einem sehr frühen Alter vermittelt werden. Insbesondere betont der Rat die Bedeutung von Bildung und Ausbildung, aber auch die Rolle der Medien bei der Vermittlung von Geschlechterstereotypen. Sozialpartner und Unternehmen nennt der Rat darüber hinaus als wichtige Akteure beim Abbau der beruflichen Segregation von Frauen und Männern und beim Abbau des geschlechtsspezifischen Lohngefälles.

Darüber hinaus verabschiedete der Beschäftigungsrat der EU noch zwei weitere Schlussfolgerungen, die die Mitgliedstaaten und die Kommission auffordern, die Situation von Mädchen stärker zu berücksichtigen und die Teilhabe von Frauen an politischen Entscheidungsprozessen zu fördern.

Programme und Projekte auf nationaler Ebene

Die Schlussfolgerungen des Rates haben keine rechtlich bindende Wirkung für die Mitgliedstaaten, sind aber als starke politische Aufforderung an die nationalen Ministerien zu verstehen, ihre Bemühungen zu verstärken. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend setzt sich seit langem in enger Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern für den Abbau der geschlechtsspezifischen Segregation und des geschlechtsspezifischen Lohngefälles ein - unter anderem mit den beiden bundesweiten Projekten "Girls' Day - Mädchen-Zukunftstag!" und "Neue Wege für Jungs". In diesen Programmen werden Mädchen und Jungen Möglichkeiten zur Gestaltung ihrer Berufs- und Lebenswege jenseits der tradierten Geschlechterpfade aufgezeigt. Am diesjährigen "Girls' Day - Mädchen-Zukunftstag" hatten sich mehr als 130.000 Schülerinnen beteiligt.

Auch die Ausstellung "Rollenbilder im Wandel", die das Bundesfamilienministerium gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit derzeit an verschiedenen Orten Deutschland zeigt, hat den Abbau von Geschlechtervorurteilen zum Ziel. Sie zeigt, wie Menschen in Deutschland neue Möglichkeiten nutzen, um jenseits überkommener Rollenbilder ihre Lebensvorstellungen zu verwirklichen.

Wege zur Erhöhung der Beteiligung von Frauen in der Politik untersucht derzeit das Forschungsprojekt "Geschlechteraspekte kommunalpolitischer Partizipation". Es startete im Februar 2008 und soll Antworten liefern auf die Frage, wie Frauen den Einstieg und Aufstieg in kommunalpolitische Ämter schaffen. Schließlich sind Frauen in Deutschland in der  Kommunalpolitik deutlich unterrepräsentiert, während Deutschland einen im EU-Vergleich relativ hohen Anteil von Frauen in der Bundespolitik aufweisen kann (Frauenanteil im Kabinett: 38 Prozent, im Parlament: 33 Prozent in Deutschland 2008; EU-Durchschnitt 2008: Kabinette: 25 Prozent, Parlamente: 24 Prozent).

Das Forschungsprojekt wird von der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft, Berlin, durchgeführt und aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Die Ergebnisse des Projektes sollen in eine bundesweite Kampagne zur Werbung von mehr Frauen für die Kommunalpolitik einfließen. Auftakt der Kampagne soll im Herbst dieses Jahres sein.