Der Ausbau von Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren geht deutlich voran. Dies zeigt der Bericht der Bundesregierung über den Stand des Ausbaus für ein bedarfsgerechtes Angebot an Kindertagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren, den Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen am 12. Juli im Bundeskabinett vorlegte.
Das Ziel, bis 2010 rund 230.000 neue Plätze zu schaffen, scheint erreichbar: "Es tut sich endlich etwas beim Ausbau der Kinderbetreuung. Heute hat im Bundesdurchschnitt fast jedes siebte Kind unter drei Jahren einen Platz, 2002 traf das nur für jedes zehnte Kind zu. Es geht deutlich voran, aber die Zahlen zeigen uns auch, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, den wir zügig zurücklegen müssen. Denn wir dürfen dabei nicht vergessen, dass unser Ausgangspunkt, von dem wir gestartet sind, sehr niedrig ist", sagt die Bundesministerin. Von der Leyen kündigt an, zunächst mit Ländern und Kommunen einen strukturierten Dialog zu führen, um beim Ausbau der Kinderbetreuung gemeinsam nach den besten Wegen zu suchen.
Der Bericht verdeutlicht, dass es in den letzten drei Jahren zu einem erheblichen Ausbau der Angebote für Kinder unter drei Jahren in Deutschland gekommen ist:
- 2005 stand bundesweit für 13,7 % der Kinder unter drei Jahren ein Platz zur Verfügung. Im Vergleich zum Jahr 2002 hat sich die Platz-Kind-Relation (institutionelle Angebote und Tagespflege) bundesweit um 25 % verbessert.
- Bezogen auf Westdeutschland, wo ein besonderer Ausbaubedarf besteht, kam es fast zu einer Verdopplung der Platz-Kind-Relation.
Dynamik hält an
Die Dynamik der ersten Ausbauphase hält offenbar an. Die Mehrheit der Jugendämter, die sich eine konkrete Versorgungsquote zum Ziel gesetzt hat, strebt mindestens eine Verdopplung ihres zurzeit erreichten Ausbaustandes an. Gleichzeitig ist jedoch festzustellen, dass die großen Unterschiede zwischen Kommunen erhalten bleiben. "Das Gesetz und die politische Diskussion verstärken den Druck, den Ausbau voranzutreiben. Wir sehen ganz klar, dass die Unterschiede vom Einsatz der Politik vor Ort abhängen", so von der Leyen. Gemeinden, die angesichts des demografischen Wandels überleben wollen, müssen die richtigen Entscheidungen treffen. Ohne Familien haben die Kommunen keine Zukunft. Denn Eltern werden Gemeinden, die keine Kinderbetreuung anbieten, den Rücken kehren oder gar nicht erst dorthin ziehen. "Kinderbetreuung ist zu einem klaren Standortfaktor geworden", sagt von der Leyen.
Flexiblere Öffnungszeiten
Erkennbar ist im Bericht ein deutlicher Trend zu flexibleren Öffnungszeiten. "Unser Ziel muss doch sein, dass Eltern unbesorgt und konzentriert arbeiten können, weil sie ihre Kinder bestens versorgt wissen. Zugleich wollen und müssen sie so viel gemeinsame Zeit wie möglich mit den Kindern haben. Die Kita-Zeiten müssen sich nach den Familien richten und nicht umgekehrt", so von der Leyen.
Neue Modelle
Erfreulich ist für Bundesministerin von der Leyen, dass inzwischen viel mehr altersübergreifende Formen entstehen, es also kreative Lösungen in den Gemeinden vor Ort gibt. Darin investieren mehr als zwei Drittel der Kommunen. Ein Drittel der Kommunen will eher Krippenplätze schaffen, die ausschließlich eine Altersgruppe vorsehen. Jede fünfte Kommune plant zusätzlich mit anderen Formen wie Betriebskindergärten. Die aktive Nachfrage der Kommunen nach Tagesmüttern steigt stetig an. 81 Prozent der Kommunen sehen bei Tagesmüttern einen guten Ansatz zum Ausbau der Betreuungsangebote. "Offiziell liegt der Anteil der Tagespflege als Betreuungsform bei nur zwei Prozent - aber auch weil sich hier noch viel im grauen Markt abspielt", so von der Leyen. "Die verbesserte Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten von der Steuer wird helfen, diese Arbeitsplätze auf den legalen Markt zu holen. Dann wird das Angebot für die Eltern, die einen Tagespflegeplatz für ihr Kind suchen, auch transparenter", sagt die Bundesministerin.
Ausbau der Tagespflege
Der Bund wird die Länder beim qualitätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau auch weiterhin unterstützen. Damit genügend Plätze bei Tagesmüttern entstehen, werden verstärkt Tagespflegepersonen ausgebildet. Ziel sei es, die Qualität zu sichern und die Akzeptanz bei den Eltern zu verbessern. Der Bund wird für die Qualifizierung von Tagesmüttern und -vätern Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds in Höhe von mindestens zehn Millionen Euro zur Verfügung stellen.