Die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Prof. Sonja Haug (Universität Regensburg), Prof. Ahmet Toprak und Prof. Katja Nowacki (Fachhochschule Dortmund) zeigen: Bei Körperverletzungsdelikten sind männliche, nichtdeutsche jugendliche Tatverdächtige überrepräsentiert. Das gilt auch für die Gruppe der Mehrfach- und Intensivtäter.
"Wir müssen offen und ohne Tabus über die Probleme in der Integration reden, mit denen viele Menschen in ihrem Alltag konfrontiert sind. Die heute vorgelegten Studien belegen: Entscheidend für die Lösung dieser Probleme sind klare Regeln, eine wirksame Prävention und die frühe Förderung von Kindern und Jugendlichen."
Laut der Studien sind vor allem geringe Schulqualifikation, Perspektivlosigkeit, soziale Randlage, Gewalterfahrungen im Elternhaus oder in Cliquen sowie die Zustimmung zu gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen und vergeltungsorientierte Konfliktlösungsstrategien, Faktoren für eine erhöhte Gewaltbereitschaft.
Zudem gibt es Hinweise, dass auch unterschiedliche Erziehungsziele von muslimischen und nicht-muslimischen Eltern eine Rolle spielen können. So stehen bei muslimischen Eltern vor allem Ziele wie "Respekt vor Autoritäten", "Ehrenhaftigkeit" und "Zusammengehörigkeit" im Vordergrund. Für viele muslimische Jugendliche spielen deshalb Werte wie ein ausgeprägtes Männlichkeitsbild oder die bedingungslose Verteidigung der weiblichen Familienmitglieder im Kontext der Familienehre eine zentrale Rolle.
Wie Eltern und vor allem auch die Jugendlichen selbst ganz praktisch in eine Lösungsstrategie einbezogen werden können, will Kristina Schröder mit Schülern, Lehrern, Migrantenvertretern, Praktikern aus der Polizei, der Justiz und der Präventionsarbeit in einem noch für den Dezember geplanten Werkstattgespräch herausarbeiten.