Bürgerdialog "Gut leben": Manuela Schwesig im Gespräch über Männer und Frauen in Ost und West

Manuela Schwesig im Gespräch auf dem Bürgerdialog
Manuela Schwesig im Gespräch auf dem Bürgerdialog© Bildnachweis: Michael Gottschalk/photothek

Was können Männer und Frauen aus Ost und West voneinander lernen? Wie steht es im 25. Jahr der Deutschen Einheit um die Gleichstellung der Geschlechter? Über diese Fragen hat Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig am 1. Oktober bei einem Bürgerdialog mit rund 80 Teilnehmenden in Berlin diskutiert.

Der Dialog ist Teil der Initiative "Gut leben in Deutschland – was uns wichtig ist", mit der die Bundesregierung Bürgerinnen und Bürger zum Gespräch einlädt.

"Heute gibt es nur noch wenige Unterschiede in den Einstellungen zwischen den Menschen in Ost und West. Viele haben sehr ähnliche Wünsche im Privatleben wie auch im Beruf: Sie wollen eine gleichberechtigte Partnerschaft – und für das berufliche Fortkommen gerade von Frauen wird eine gut funktionierende Kinderbetreuung als absolut entscheidend angesehen", sagte Manuela Schwesig. Dies belege auch eine neue Studie, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend kürzlich veröffentlicht hat.

Neue Studie zur Gleichstellung in Ost und West

Die Studie "25 Jahre Deutsche Einheit – Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit in Ostdeutschland und Westdeutschland" untersucht, welchen Blick die Menschen in Ost und West auf Fragen der Gleichstellung von Frauen und Männern sowie auf eine partnerschaftliche Lebensweise haben. Dabei zeigt sich, dass eine verlässliche, bedarfsorientierte Kinderbetreuung nicht nur maßgeblich für die Chancen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt gesehen wird, sondern auch als wesentlich für die Existenzsicherung der Familie und die eigene Alterssicherung – vor allem von Frauen.

Der Osten setzt wichtige Impulse für ganz Deutschland

Es gibt aber nach wie vor noch einige Besonderheiten in den beiden Landesteilen. So zeigte sich im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern wie auch in der Studie: Frauen im Osten stehen anders im Arbeitsleben als Frauen im Westen: Die Frauenerwerbstätigkeit in den neuen Ländern ist höher als in den alten Ländern, Frauen im Osten arbeiten häufiger in Vollzeit, vollzeitarbeitende Mütter kleiner Kinder sehen sich im Osten weniger unter Druck und schließlich teilen sich Männer und Frauen im Osten die Aufgaben im Haushalt gleichmäßiger auf. Dies alles zeigt das Potenzial des Ostens für neue Gleichstellungsimpulse für ganz Deutschland: "Dass eine moderne Gleichstellungspolitik für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf heute Stück für Stück realisiert werden kann, verdanken wir auch der deutschen Einheit", so Manuela Schwesig.

Partnerschaftlichkeit als neues Leitbild

Eine gleichgestellte Partnerschaft ist heute das mehrheitlich gewünschte Rollenmodell in Deutschland. Um diesen Wunsch zu unterstützen, wurde in den letzten Jahren bereits viel erreicht: beispielsweise der Ausbau der Kinderbetreuungsinfrastruktur, das ElterngeldPlus und die Familienpflegezeit. Um aber eine Partnerschaft auf Augenhöhe tatsächlich leben zu können, bedarf es auch einer ganz gezielten Förderung von Frauen dort, wo nach wie vor Nachteile bestehen: Ein erster Meilenstein wurde mit der Quote für Frauen in Führungspositionen bereits erreicht, besonders wichtig ist aber auch das Thema Lohngerechtigkeit zwischen Frauen und Männern. An entsprechenden gesetzlichen Regelungen wird aktuell im Bundesfrauenministerium gearbeitet. Zudem kommt der seit dem 1. Januar 2015 geltende Mindestlohn vor allem Frauen zugute.

Rollenmuster bei der Berufswahl überwinden

In der Diskussion ging es auch um die Überwindung typischer Rollenmuster bei der Berufswahl. Mehrere Teilnehmende betonten, dass Frauen und Mädchen ermutigt werden sollten, naturwissenschaftliche und technische Berufe zu erlernen. Gleichzeitig sollten Jungen und Männer für soziale Berufe interessiert werden. Dabei können unter anderem die jährlich stattfindenden Aktionstage Girls'Day und Boys'Day helfen. Einigkeit herrschte auch darüber, dass soziale und erzieherische Berufe finanziell aufgewertet werden müssten

Bürgerdialog "Gut leben in Deutschland"

Lebensqualität bedeutet für jeden etwas anderes. Was genau, das möchte die Bundesregierung mit dem Bürgerdialog "Gut leben in Deutschland – was uns wichtig ist" erfahren. Seit Juni hat es über 100 Dialogveranstaltungen im ganzen Land gegeben. Zusätzlich gibt es auf der Website www.gut-leben-in-deutschland.de die Möglichkeit, sich online einzubringen und zu diskutieren. Noch im Oktober sollen die Ergebnisse der Dialoge wissenschaftlich ausgewertet und auf der Website präsentiert werden.