"Ich will auch heiraten" - Projekt zur Schwangerschaftsberatung für Menschen mit Behinderung

Anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai hat das Bundesfamilienministerium den Start des Projektes "Ich will auch heiraten" bekannt gegeben. Ziel ist die Entwicklung und Einrichtung passgenauer Angebote in der Schwangerschaftskonflikt- und allgemeinen Schwangerenberatung für Menschen mit Lernschwierigkeiten, sogenannter geistiger Behinderung. Das Projekt wird vom donum vitae Bundesverband durchgeführt und vom Bundesfamilienministerium gefördert.

Im November 2013 findet in Bonn die Auftaktveranstaltung des Projektes mit anschließendem Workshop statt. Ein Beirat, in dem auch Menschen mit Lernschwierigkeiten vertreten sind, wird die Arbeit des Projektes begleiten. Donum vitae ist als bundesweiter Verband mit Beratungsstellen an über 200 Orten in der allgemeinen Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung tätig und hat bereits Erfahrung in der Beratung von Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung.

Recht auf sexuelle Selbstbestimmung

Nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz hat jede Frau und jeder Mann das Recht, sich in Fragen der Schwangerschaft, Sexualaufklärung, Verhütung und Familienplanung beraten zu lassen. Das gilt selbstverständlich auch für Menschen mit Behinderung. Um diesem Anspruch gerecht werden können, ist es erforderlich, die bestehenden Angebote von Beratungsstellen barrierefrei und für Menschen mit geistiger Behinderung zugänglich zu machen. Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung ist in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen und im Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung (NAP) festgeschrieben.

Inklusion und gleichberechtigte Teilhabe

Inklusion bedeutet, dass Menschen mit Behinderung alle Grundfreiheiten und Menschenrechte genießen und gleichberechtigt am gesamten gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Das gilt insbesondere auch für die Bereiche Familie, Partnerschaft und Sexualität. Zu einer Gesellschaft der fairen Chancen gehört es daher auch, sich mit der Schwangerschaftsberatung und Sexualpädagogik für Menschen mit Lernschwierigkeiten zu befassen.

Den großen Handlungsbedarf in diesem Bereich zeigen die Ergebnisse der vom Bundesfamilienministerium geförderten Studie "Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland". Laut dieser haben vor allem Frauen mit sogenannter geistiger Behinderung, die in Einrichtungen leben, nur sehr selten eine Partnerschaftsbeziehung oder eigene Kinder. Nur 8 Prozent der Befragten waren jemals verheiratet und nur 6 Prozent  haben eigene Kinder.