Studie "Hohes Alter in Deutschland" Gesundheit, Miteinander und Bildung schützen vor Einsamkeit im hohen Alter

Ältere Menschen in einem Stuhlkreis in einem Saal
12,1 Prozent der Menschen über 80 Jahren fühlen sich laut der Studie "Hohes Alter in Deutschland" einsam © BMFSFJ

Auch während der Corona-Pandemie sind hochaltrige Menschen durchschnittlich eher selten von Einsamkeit betroffen: 12,1 Prozent der über 80-Jährigen fühlen sich einsam. Eine gute Gesundheit, eine hohe formale Bildung, ein großes Netzwerk und eine Partnerschaft schützen vor Einsamkeit im hohen Alter. Das zeigen neue Ergebnisse der vom Bundesseniorenministerium geförderten Studie "Hohes Alter in Deutschland" (D80+), deren vierter Bericht sich dem Einsamkeitsempfinden widmet.

Bundesseniorenministerin Anne Spiegel: "Es ist gut, dass die meisten Menschen im hohen Alter nicht per se einsam sind. Aber die Pandemie hat viele einsam gemacht, die es davor nicht waren. Viele ältere Menschen haben sich zurückgezogen und ihre Kontakte eingeschränkt, um sich vor Corona zu schützen. Einsamkeitsgefühle haben dadurch leider zugenommen. Als Gesellschaft dürfen wir hier nicht wegschauen. Im Koalitionsvertrag haben wir daher vereinbart, die Einsamkeit im Alter überwinden zu helfen. Dafür werden wir eine Strategie gegen Einsamkeit erarbeiten. Außerdem wollen wir Verantwortungsgemeinschaften gezielt fördern. Dazu gehören auch Lebensmodelle im höheren Alter. Wenn verwitwete Menschen zusammenleben, tragen sie nicht nur füreinander Verantwortung, sondern beugen auch der Einsamkeit im Alter vor."

Innerhalb der Gruppe der Hochaltrigen ist das Einsamkeitsrisiko sehr ungleich verteilt: In der Altersgruppe der über 90-Jährigen, bei Frauen und bei Personen in Heimen sind deutlich mehr Personen einsam. Zudem sind Frauen im hohen Alter häufiger von Einsamkeit betroffen, insbesondere aufgrund von Partnerlosigkeit.

Die zentralen Ergebnisse der Studie:

  • Auch unter dem Eindruck der Corona-Pandemie fühlen sich 87,9 Prozent der Hochaltrigen nicht einsam. Der Anteil einsamer sehr alter Menschen liegt zum Befragungszeitpunkt mit 12,1 Prozent allerdings doppelt so hoch wie für den Zeitraum vor der Pandemie berichtet.
  • Einsamkeit nimmt über Altersgruppen in der späten Lebensphase zu. 22,1 Prozent der Personen im Alter von 90 Jahren oder älter, aber nur 8,7 Prozent der Personen im Alter von 80 bis 84 Jahren, beschreiben sich als einsam.
  • Frauen sind mehr als doppelt so häufig von Einsamkeit im Alter betroffen wie Männer: 15 Prozent im Vergleich zu 7,4 Prozent. Für die höhere Rate von Einsamkeit ist vor allem der geringere Anteil von Partnerschaften bei hochaltrigen Frauen verantwortlich.
  • Der Anteil einsamer älterer Menschen in Heimen beträgt 35,2 Prozent, während er in Privathaushalten bei 9,5 Prozent beträgt.
  • Ein großes soziales Netzwerk und eine Partnerschaft schützen vor Einsamkeit im Alter. Partnerlosigkeit stellt insbesondere bei jüngeren Hochaltrigen einen Risikofaktor für Einsamkeit dar.
  • Eine schlechtere subjektive Gesundheit stellt ein Einsamkeitsrisiko dar. Ältere Menschen mit (sehr) gutem subjektiven Gesundheitsstatus sind deutlich seltener einsam als ältere Menschen mit (sehr) schlechter subjektiver Gesundheit.
  • Hohe Bildung ist ein Schutzfaktor vor Einsamkeit im sehr hohen Alter, von dem Frauen jedoch in geringerem Ausmaß profitieren.

Einsamkeit im Alter verhindern

Das Bundesseniorenministerium fördert bereits Angebote für die Hochaltrigen. Das Projekt "Miteinander Füreinander" des Malteser Hilfsdienstes erprobt noch bis 2024 an rund 110 Standorten bundesweit neue Zugangswege zu den besonders schwer erreichbaren Hochaltrigen. Vor Ort werden Angebote wie Besuchs- und Einkaufsdienste geschaffen und viele neue Ehrenamtliche jeden Alters gewonnen.

Die Studie "Hohes Alter in Deutschland" (D80+)

Die Studie "Hohes Alter in Deutschland" (D80+) wird vom Bundesseniorenministerium gefördert und vom Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) sowie dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) durchgeführt.

Der vierte Bericht zu Ergebnissen der D80+-Studie stellt das Einsamkeitsempfinden der Befragten im Alter von 80 Jahren und älter in den Vordergrund. Als einsam wurden dabei alle Personen eingestuft, die bei der schriftlichen Befragung angegeben haben, meistens oder (fast) immer einsam zu sein. Neben Alters- und Geschlechtsunterschieden wurden auch Unterschiede nach Wohnform (Heim oder privat) betrachtet.

Auch relevante Schutzfaktoren wie Partnerschaft, große soziale Netzwerke, gute Gesundheit und hohe Bildung wurden berücksichtigt. Insgesamt basieren die Analysen auf den Angaben von mehr als 10.000 zufällig ausgewählten Personen im Alter ab 80 Jahren, die zwischen November 2020 und April 2021 im gesamten Bundesgebiet befragt wurden.

Die Berichte der Studie

Bis zum Herbst folgen weitere Kurzberichte zu den Themen Digitale Teilhabe, Versorgung von Menschen mit Demenz, Soziale Eingebundenheit, Wohnumfeld und Alltagskompetenz, Präferenzen und Wünsche sowie Zufriedenheit und Wohlbefinden. Bereits erschienen sind Kurzberichte