Zukunftsreport Familie 2030 Trends und Perspektiven für eine zukunftsgerichtete Familienpolitik

Die wichtigsten Lebensbereiche der Bevölkerung 2006 und 2016, in Prozent

Die wichtigsten Lebensbereiche der Bevölkerung 2006 und 2016, in Prozent

© Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11058
Gegenüberstellung der gewünschten und tatsächlichen wöchentlichen Arbeitszeit erwerbstätiger Frauen mit mindestens einem Kind

Gegenüberstellung der gewünschten und tatsächlichen wöchentlichen Arbeitszeit erwerbstätiger Frauen mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren im Haushalt, 2014

© Quelle: SOEP v31.1, Berechnung Prognos AG 2016
Gegenüberstellung der gewünschten und tatsächlichen wöchentlichen Arbeitszeit erwerbstätiger Väter mit mindestens einem Kind

Gegenüberstellung der gewünschten und tatsächlichen wöchentlichen Arbeitszeit erwerbstätiger Väter mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren im Haushalt, 2014

© Quelle: SOEP v31.1, Berechnung Prognos AG 2016
Armutsrisikoquote von Paarhaushalten mit Kind(ern) unter 18 Jahren nach Erwerbskonstellation

Armutsrisikoquote von Paarhaushalten mit Kind(ern) unter 18 Jahren nach Erwerbskonstel-lation

© Quelle: SOEP div. Wellen; Berechnungen Prognos AG
Entwicklung des Armutsrisikos von Familien

Entwicklung des Armutsrisikos von Familien

© Quelle: SOEP v31.1, eigene Berechnungen Prognos AG
Entwicklung der Familien im SGB-II-Bezug

Entwicklung der Familien im SGB-II-Bezug

© Quelle: SOEP v31.1, eigene Berechnungen Prognos AG
Entwicklung der Quote der Mütter, die ein existenzsicherndes Einkommen beziehen

Entwicklung der Quote der Mütter, die ein existenzsicherndes Einkommen beziehen

© Quelle: SOEP v31.1, eigene Berechnungen Prognos AG
Chart: Die gefordete Generation - auch im Generationenvergleich

Die gefordete Generation - auch im Generationenvergleich

© Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11058, Juli 2016

Der Zukunftsreport Familie 2030 liefert einen wichtigen Orientierungsrahmen dafür, dass die Politik nicht nur Schritt hält mit der Veränderung von Bedürfnissen und Lebenswirklichkeiten von Familien, sondern zukünftige Veränderungen wissensbasiert und zielgenau aufgreifen kann. Der Report stellt folgende ausgewählte Trends fest, die sich auch zukünftig erwarten lassen.

Trends im Bereich Familienleben:

  • Kinder sind häufiger Bestandteil der Lebensentwürfe von jungen Menschen unter 30 Jahren und es werden mehr Kinder geboren: die Geburtenziffer ist 2014 zum dritten Mal in Folge gestiegen und hat mit 1, 47 Kindern je Frau den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung erreicht.
  • Kleine Kinder werden zunehmend ergänzend außerhalb der Familie betreut: allein in den Jahren 2006 bis 2015 ist die Betreuungsquote der Unter-Dreijährigen um 19 Prozentpunkte auf 33 Prozent gestiegen.
  • Das Armutsrisiko von Kindern blieb in den letzten 10 Jahren konstant (zwischen 18 und 19 Prozent); 14,5 Prozent der Familien beziehen Leistungen nach SGB II. Besonders oft von Armut bedroht bleiben Alleinerziehende (Armutsrisikoquote: 41 Prozent; trotz hoher Erwerbsorientierung und –tätigkeit), Familien mit Migrationshintergrund (27 Prozent) und Familien mit drei und mehr Kindern (25 Prozent).

Trends im Bereich Partnerschaftlichkeit:

  • Eltern wollen Familie und Beruf partnerschaftlich aufteilen: 60 Prozent der Eltern mit Kindern zwischen ein und drei Jahren wünschen sich, dass beide Partner in gleichem Umfang arbeiten und sich gleichermaßen um Haushalt und Familie kümmern
  • Berufstätigkeit ist Frauen zunehmend wichtig, auch den Müttern: zwei von drei Frauen geben an, die eigene Berufstätigkeit sei für ihre Lebensqualität sehr wichtig. Die Erwerbstätigenquote für Mütter mit Kindern zwischen 2 und drei Jahren stieg von 42 Prozent im Jahr 2006 auf 57 Prozent im Jahr. Immer häufiger arbeiten Mütter – auch mit kleinen Kindern - in höheren Teilzeitumfängen von bis zu 32 Wochenstunden.
  • Väter identifizieren sich stärker als vorherige Generationen mit einer aktiven Vaterrolle: die Väterbeteiligung ist mit dem Elterngeld von 3,5 Prozent im Jahr 2006 auf 34 Prozent im Jahr 2014 gestiegen. Eine große Mehrheit der Väter wünscht sich mehr Zeit für die Familie (79 Prozent); mehr als die Hälfte der erwerbstätigen Väter würde insgesamt gerne weniger arbeiten.
  • Partnerschaftlichkeit wirkt sich positiv auf die Kindesentwicklung aus: Kinder profitieren in ihrer Entwicklung, wenn Väter eine gute Beziehung zu ihnen entwickeln können und sich die Armutsrisiken für die Familie reduzieren, weil beide Eltern erwerbstätig sind.

Trends im Bereich Beschäftigung und Arbeitswelt

  • Eltern wünschen sich, Berufs- und Familienarbeit flexibler aufteilen zu können. Diese Wünsche treffen auf eine zunehmende Arbeitskräftenachfrage und Fachkräftelücke.
  • Unternehmen reagieren zunehmend auf die Bedeutung einer guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie - mit betrieblichen Maßnahmen für familienbewusstere und -freundlichere Arbeitsbedingungen (vor allem der Arbeitszeitgestaltung) – und zunehmend richten sie sich auch speziell an Väter.
  • Mit der Digitalisierung bieten sich Chancen für bessere Vereinbarkeitsbedingungen für Mütter und Väter.

Chancenszenario

Der Zukunftsreport empfiehlt zudem Maßnahmen und Leistungen, die Zeit für Familie und Chancen im Beruf für Mütter und Väter ermöglichen, die armutsreduzierende Wirkungen von Leistungen weiter verbessern und die beide Eltern in der Erwerbstätigkeit unterstützen. Das "Chancenszenario" des Zukunftsreports zeigt die positiven Effekte, die eine solche, zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Familienpolitik hätte:

Wenn die Familienpolitik die bestehenden Trends aufgreift und unterstützt,

  • kann die Erwerbsbeteiligung von Müttern um 11,6 Prozentpunkte auf 78,2 Prozent steigen und sich der Stundenumfang um 5,2 Stunden auf durchschnittlich 31,1 Stunden pro Woche erhöhen.
  • reduziert sich der Erwerbsumfang der Väter um durchschnittlich 2,6 Stunden auf 38,9 Stunden pro Woche.
  • steigt das durchschnittliche Haushaltseinkommen aller Familien um rund 1400 Euro - durch die Zunahme der Müttererwerbstätigkeit und die Reduzierung überlanger Arbeitsstunden der Väter
  • könnten insgesamt etwa 210.000 Kinder weniger armutsgefährdet sein.
  • kann die Zahl der Kinder in Haushalten mit SGB-II Bezügen sogar um rund 360.000 Personen sinken.
  • können (bis 2030) rund 790.000 Mütter mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein.
  • ist 2030 gesamtwirtschaftlich eine Erhöhung des Bruttoinlandsprodukts um 69 Milliarden Euro jährlich erreichbar.

Vorstellungen und Erwartungen der Bevölkerung

Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach für den Zukunftsreport Familie 2030 zeigen, dass veränderte Einstellungen, Lebenswirklichkeiten sowie Unterstützungsbedarfe von Familien auch von der Bevölkerung wahrgenommen und begrüßt werden – ebenso wie Maßnahmen zur Unterstützung der Familien, insbesondere auch von Alleinerziehenden und Familien mit geringen Einkommen. Dabei werden sowohl Politik als auch Unternehmen in der Pflicht gesehen.

Der Trend zu mehr Partnerschaftlichkeit bei der Aufteilung der Zeit für Beruf und Familie findet breite Unterstützung und gerade die Idee eines Familiengelds zur Unterstützung der partnerschaftlichen Vereinbarkeit wird mehrheitlich positiv bewertet – insbesondere von heutigen und zukünftigen Eltern.

Dass Eltern kleinerer Kinder, die beide gleichzeitig vollzeitnah arbeiten, bis zu 24 Monate lang ein Familiengeld in Höhe von 300 Euro erhalten sollen, hält eine Mehrheit von 54 Prozent der Bevölkerung für eine gute Idee. Von der Zielgruppe, den Eltern mit Kindern bis 8 Jahren, bewerten 63 Prozent das Familiengeld als positiv, bei den Müttern ist die Zustimmung mit 71 Prozent sogar noch höher. Der größte Zuspruch kommt mit 75 Prozent von den Kinderlosen mit Kinderwunsch.

Zukunftsreport 2030 zum Download

Der Zukunftsreport wurde von der Prognos AG in Kooperation mit dem Institut für Demoskopie Allensbach als Kompetenzbüro Wirksame Familienpolitik erstellt. Er steht in einer Kurz- und Langfassung auf der Internetseite der Prognos AG unentgeltlich zum Download zur Verfügung.