Gleichstellungsorientierte Berufs- und Studienwahl

Franziska Giffey, Elke Büdenbender und Hubertus Heil stehen mit anderen hinter dem Schriftzug #klischeefrei
Teilnehmende der dritten Fachtagung der Initiative Klischeefrei am 9. März 2021 sind Miguel Diaz, Leiter der Servicestelle Klischeefrei, Christian Luft, Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Bundesgleichstellungsministerin Franziska Giffey, Elke Büdenbender, Schirmherrin der Initiative Klischeefrei, und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (von links)© Phil Dera

Um eine Berufsorientierung und Berufsberatung frei von Geschlechterklischees anzustoßen, vereint die  "Initiative Klischeefrei" bundesweit Akteurinnen und Akteure aus Bildung, Politik, Wirtschaft und Forschung. Diese setzen sich für eine geschlechtsunabhängige Berufs- und Studienorientierung ein. Ziel ist es, geschlechtersensibles Arbeiten in der Berufsberatung zu einer Kernkompetenz aller beratenden Fachleute zu machen. Durch das Zusammenwirken aller mit Berufs- und Studienorientierung befassten Institutionen - darunter Schulen, Sozialpartner, Politik und Wissenschaft - sollen Geschlechterklischees überwunden werden. Damit werden Jugendliche zu einer Lebens- und Berufsplanung entsprechend ihrer Talente und Möglichkeiten befähigt, unabhängig von ihrem Geschlecht. Deutlich über 300 Partnerorganisationen haben sich der Initiative bisher angeschlossen.

Eine solche gleichstellungsorientierte Berufswahlbegleitung bringt jungen Frauen und Männern vielfältige Lebensentwürfe nahe. So können sie ihren eigenen Lebensweg freier gestalten und lernen, wie sie ihre individuellen und familiären Zukunftsvorstellungen während des Erwerbslebens später verwirklichen können.

Eine gleichstellungsorientierte Berufs- und Studienwahlbegleitung macht auf die Chancen und Risiken, die mit der Berufswahl verbundenen sind, aufmerksam. Sie zeigt Wege auf, wie diese fair verteilt werden können, um Risiken wie Altersarmut durch lange Zeiten der Erwerbsunterbrechung zu verringern.

Das Webportal der "Initiative "Klischeefrei" bietet alltagstaugliches (Unterrichts-)Material, Hintergrundinformationen und Beispiele gelungener Praxis zur geschlechtersensiblen Berufsorientierung. Es richtet sich an Fachkräfte aus der Frühkindpädagogik, aus Schulen und Hochschulen, aus Unternehmen und Gewerkschaften sowie aus der Berufsberatung, aber auch an Eltern.

Genderkompetenz weiter ausbauen

In der "Initiative Klischeefrei" arbeiten all diejenigen zusammen, die geschlechtersensible Berufs- und Studienwahlbegleitung bereits anbieten oder künftig anbieten wollen. Die Kooperationspartner verpflichten sich, in ihrem eigenen Arbeitsbereich Genderkompetenz auf- und weiter auszubauen. Sie überprüfen, ob ihre eigenen Methoden, Materialien und Medien geschlechtersensibel sind, überarbeiten diese wenn nötig und stellen sie für den Austausch und die Veröffentlichung zur Verfügung. Im Rahmen dieser Kooperation können Evaluationen und Forschungsvorhaben gemeinsam entwickelt werden und dazu beitragen, die Wirksamkeit der Maßnahmen zu steigern.

Alle am Berufswahlprozess Beteiligten sind eingeladen, die Website für ihren Arbeitsalltag zu nutzen und sich an der Kooperation zu beteiligen.

"MEHR Männer in Kitas"

Mit den aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanzierten Bundesprogrammen "MEHR Männer in Kitas" und "Quereinstieg - Männer und Frauen in Kitas" setzt das Ministerium seit 2010 Impulse, mehr männliche Fachkräfte für den frauendominierten Beruf der frühkindlichen Erziehung zu gewinnen. In einer Phase, in der Jungen und Mädchen ihre eigene Geschlechtsidentität entwickeln, sollen vielfältige Rollenbilder in der Kita erlebbar und das Berufswahlspektrum von Männern erweitert werden.

Während die Modellprojekte bei "MEHR Männer in Kitas" verschiedene Konzepte erprobten, Männer für das Berufsfeld in Kindertagesstätten zu begeistern, richtete sich das Modellprogramm "Quereinstieg - Männer und Frauen in Kitas" gezielt an die besondere Zielgruppe der Berufswechslerinnen und Berufswechsler. Es wurden Rahmenbedingungen geschaffen und getestet, die ihnen den Quereinstieg in den Erzieherberuf finanziell überhaupt ermöglichten. Denn gerade auch berufserfahrene Männer würden gerne als Erzieher arbeiten, es fehlt aber an vergüteten Ausbildungswegen in den Beruf.

Das Programm "Quereinstieg - Männer und Frauen in Kitas"  führte in den beteiligten Bundesländern zu Veränderungen in den Ausbildungsstrukturen für Erzieherinnen und Erzieher, hin zu mehr vergüteten Ausbildungsformaten, mehr Erwachsenengerechtigkeit und zu einer besseren Verknüpfung der Ausbildungsorte Schule und Kita. Damit wird besonders auch den interessierten, berufserfahrenen Männern der Einstieg in den Beruf erleichtert.

Männer für Pflegeberufe gewinnen

Im Juli 2018 startete die Konzertierte Aktion Pflege mit dem Ziel, die Arbeitsbedingungen von Pflegekräften zu verbessern und die Ausbildung in der Pflege zu stärken. Ein zentrales Ziel der Ausbildungsoffensive Pflege ist es, die Einführung der neuen Pflegeausbildungen zu begleiten und die Gesamtzahl der Auszubildenden in der Pflege bis Ende 2023 um zehn Prozent zu steigern. Eine Zielgruppe der hierfür gestarteten Informations- und Öffentlichkeitskampagne "Mach Karriere als Mensch!" sind junge Männer, um den noch immer geringen Anteil von Männern in der Pflege zu erhöhen.