Handlungsfeld 2: Digitale Teilhabe Digitalisierung als Chance für mehr Vielfalt, Teilhabe und Demokratie nutzen

Animierte Personen mit Sprechblasen rund um einen Laptop
Das Bundesgesellschaftsministerium setzt sich dafür ein, dass die Digitalisierung allen Menschen gleichberechtigt zugutekommt© BMFSFJ

Die Digitalisierung hat das Potenzial, grundlegende Werte unserer demokratischen Gesellschaft zu stützen. Dafür muss aber ihr Rahmen immer wieder neu verhandelt werden. Wichtig dabei ist, dass die Möglichkeiten allen Menschen gleichermaßen zugänglich gemacht werden. Digitalisierung muss aus der Perspektive von Vielfalt und Inklusion gedacht und umgesetzt werden.

Digitales und digitalisiertes Engagement stärken

Mehr denn je ermöglichen heute digitale Werkzeuge, sich politisch zu beteiligen, etwas zu verändern und sich gesellschaftlich zu engagieren. Digitale Formen des Engagements können schneller und individueller sein: eine Online-Petition unterzeichnen, digital spenden und mit einem Klick Freunde zu dem gleichen Schritt zu animieren. So kann große Wirkung mit vergleichsweise geringem Aufwand erzielt werden. Viele Menschen finden dadurch mit ihren Anliegen Gehör.

Digitales Engagement ergänzt die traditionellen Formate vor Ort. Menschen mit den gleichen Zielen finden sich nicht mehr nur in der eigenen Nachbarschaft, sondern eben auch im Netz. Vor allem junge Menschen sammeln wichtige Erfahrungen im Umgang mit digitalen Medien und Werkzeugen und nutzen diese zunehmend für ein Mehr an Mitbestimmung. Demokratie lebt von Beteiligung. Deshalb stärkt das Bundesgesellschaftsministerium auch digitales Engagement.

Projekt Jugendverstärker

Hinter dem Projekt Jugendverstärker verbirgt sich ein digitales Trendbarometer, das mittels Künstlicher Intelligenz relevante Jugendthemen sichtbar macht. Es soll Meinungen junger Menschen im Netz aufspüren, die die Politik bislang nicht sieht.

Hass und Unwahrheiten im Netz begegnen

Hass im Netz löst oft Angst, Wut und Hilflosigkeit aus. Daher unterstützt und fördert das Bundesgesellschaftsministerium Projekte und Maßnahmen, die Hass und Unwahrheiten im Netz begegnen und Betroffene unterstützen.

HateAid

HateAid ist eine Beratungsstelle für Menschen, die in Deutschland von digitaler Gewalt betroffen sind. Das Team unterstützt, Online-Gewalt zu melden und berät Betroffene individuell zu rechtlichen Fragen. Wenn eine Strafanzeige möglich ist, kann Betroffenen auch bei der Prozessfinanzierung geholfen werden. Ein umfassender Ratgeber gibt zudem Tipps für akute Notsituationen und den Umgang mit Gewalterfahrungen.

Außerdem stellt HateAid umfassende Hintergrundinformationen und Handlungsempfehlungen für Politik und Strafverfolgungsbehörden zur Verfügung. Auf kommunaler Ebene engagierten Menschen hilft HateAid mit einem Best-Practice-Konzept für eine ganzheitliche Beratungspraxis, falls sie von digitaler Gewalt betroffen sind. Das Konzept wird  vom Bundesgesellschaftsministerium gefördert.

Kompetenznetzwerk im Themenfeld Hass im Netz

Innerhalb des Bundesprogramms "Demokratie leben!" unterstützt das Bundesgesellschaftsministerium unter anderem das "Kompetenznetzwerk im Themenfeld Hass im Netz". Es unterstützt Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit dabei, Rechtsextremismus und islamistischem Extremismus im Netz wirksam zu begegnen. Bereits zuvor förderte das Bundesprogramm Modellprojekte in den Themenfeldern "Stärkung der Demokratie und des zivilgesellschaftlichen Engagements im Netz" und "Radikalisierungsprävention im Netz"

jugendschutz.net

Ebenfalls unter dem Dach von "Demokratie leben!" wird jugendschutz.net gefördert. Es beobachtet, mit welchen Mitteln Rechtsextreme und islamistische Extremisten versuchen, im Internet junge Menschen zu ködern, und wird gegen Angebote aktiv, die Jugendliche gefährden oder beeinträchtigen können. Verstöße können unter www.hass-im-netz.info gemeldet werden. Deutschland beteiligt sich zudem an der Umsetzung der "No Hate Speech"-Kampagne des Europarates.

Diversität für eine inklusive Technikgestaltung fördern

In der digitalisierten Gesellschaft bilden Soft- und Hardware die grundlegende Infrastruktur. Deshalb ist es wichtig, dass die Bedürfnisse und Sichtweisen unterschiedlicher gesellschaftlichen Gruppen in die Entwicklung neuer Technologien mit einfließen. Frauen sind zum Beispiel immer noch als Gründerinnen in der Digitalwirtschaft oder als Programmiererinnen unterrepräsentiert, wie der Dritte Gleichstellungsbericht zeigt. Die weibliche Perspektive fehlt somit weitestgehend bei der Technikgestaltung.

Um den Anteil von Frauen in der Informationstechnologiebranche zu erhöhen, findet jährlich der Aktionstag Girls' Day statt. Er soll Mädchen motivieren, naturwissenschaftliche oder technische Berufe zu ergreifen. Schülerinnen ab der 5. Klasse bekommen praktischen Einblick in überwiegend männlich besetzte Berufe, unter anderem in der Informationstechnologie, und können sich ein Bild machen, ob die Berufe später für sie in Frage kommen. Gleichzeitig zeigen mehrere Tools des Bundesgesellschaftsministeriums, wie es um die Gleichstellung in Deutschland steht. Dazu zählen der digitale Gleichstellungsatlas sowie das Datentool Frauen in Führungspositionen.

Frauen für die KI-Entwicklung gewinnen

"Mit KI in eine smarte Zukunft - Frauen gestalten mit": So lautet das aktuelle Projekt des jumpp - Frauenbetriebe e.V., das die Diversität in der Technologieentwicklung fördert. Es soll Frauen ermutigen und dazu qualifizieren, dass sie eigene KI-gestützte Lösungen gemeinwohlorientiert entwickeln oder in kleinen und mittleren Betrieben implementieren.

Diskriminierungsfreie Algorithmen

Auch lernende Algorithmen werden durch Menschen programmiert und bauen auf existierenden Daten auf. Daher können sie immer wieder in der Gesellschaft bestehende diskriminierende Muster wie zum Beispiel Rassismus, Ableismus oder Sexismus reproduzieren. Auch den gesellschaftlichen Wandel gilt es mitzuberücksichtigen.

Neuere Entwicklungen wie das zunehmende Interesse junger Väter an partnerschaftlicher Vereinbarkeit von Familie und Beruf könnten zum Beispiel von Algorithmen fehlinterpretiert werden, die allein auf Vergangenheitsdaten basieren.

Es ist deshalb wichtig, viele Perspektiven am Tisch zu haben, wenn digitale Werkzeuge entwickelt werden, um zu verhindern, dass sie Hürden und Hindernisse für bestimmte Bevölkerungsgruppen enthalten.