Gutes Aufwachsen mit Medien Neue Studie zur "Generation Internet" vorgestellt

Das Bild zeigt drei Personen
Studie zur Internetnutzung der jungen Generation vorgestellt: Dr. Franziska Giffey mit Joanna Schmölz und Matthias Kammer vom Deutschen Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI)© BMFSFJ

Am 19. November hat Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) die repräsentative U25-Studie "Euphorie war gestern - Jugendliche und junge Erwachsene zwischen Glück und Abhängigkeit" im Deutschen Technikmuseum Berlin vorgestellt.

Die Studie verdeutlicht: Das Internet ist für Jugendliche und junge Erwachsene Fluch und Segen zugleich. Sie verbinden mit dem Internet zwar hauptsächlich Chancen, sie sehen aber verstärkt auch Risiken - wie etwa persönliche Angriffe, Falschinformationen, eine zunehmende Komplexität und fehlendes technisches Verständnis. Gruppendruck und Überforderung erzeugen zusätzliches Unbehagen. Damit wird ein grundlegender Wandel auch in der Nutzung und Wahrnehmung sozialer Medien deutlich: Der Hype ist vorbei - die Skepsis steigt.

Ergebnisse der U25-Studie

Für die überwiegende Mehrheit der Befragten sind digitale Infrastrukturen und Angebote unverzichtbar, weil sie den Zugang zu Informationen erheblich erleichtern, ehemals mühsame Vorgänge beschleunigen und zu Neuem inspirieren. 68 Prozent können sich ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen (2014: 73 Prozent). Das Netz ist aus der Sicht junger Menschen vor allem eins: praktisch; 69 Prozent sagen sogar, dass es sie glücklich macht.

An die Sicherheit persönlicher Daten im Internet glauben allerdings nur noch 30 Prozent der jungen Generation. Der Vergleich zu den Studienergebnissen von 2014 zeigt, dass junge Menschen heute deutlich mehr Risiken bei der Nutzung des Internets wahrnehmen als noch vor vier Jahren.

Viele junge Menschen stellen zudem eine starke "Verrohung" der Umgangsweisen im Netz fest und verhalten sich entsprechend vorsichtig und zurückhaltend. Zwei Drittel der 14- bis 24-Jährigen nehmen das Internet als Raum wahr, in dem diejenigen, die sich äußern, damit rechnen müssen, beleidigt oder beschimpft zu werden. Für 38 Prozent ist diese wahrgenommene "Beleidigungskultur" ein Grund, auf die Äußerung der eigenen Meinung im Internet zu verzichten.

Modernes Jugendmedienschutzgesetz

Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey:

"Die Ergebnisse der Studie sind ernüchternd. Wenn junge Menschen sich im Internet nicht einmal mehr trauen, ihre Meinung frei zu äußern, dann ist das ein erschreckendes Signal. Sie brauchen Unterstützung und Begleitung, damit sie das Netz unbeschwert nutzen können. Und wir brauchen ein modernes Jugendmedienschutzgesetz, das Teilhabe, Befähigung und Schutz zugleich sichert. Daran arbeiten wir gerade. Anbieter müssen ausreichende Sicherungs- und Meldesysteme bereitstellen und Eltern benötigen mehr Transparenz darüber, welche Angebote und Apps für ihre Kinder geeignet sind und welche nicht. Auch gegen Betreiber im Ausland müssen diese Anforderungen künftig durchgesetzt und Verstöße eventuell sanktioniert werden."

Gegenüber 2014 deutlich gestiegen ist auch die Angst vor der Veröffentlichung peinlicher oder intimer Inhalte durch Andere (um 18 Prozentpunkte), ebenso wie die vor Fake-Profilen, also der Täuschung durch gefälschte Nutzerprofile (um 16 Prozentpunkte). 44 Prozent nehmen Fake-Profile als eines der größten persönlichen Risiken im Netz wahr.

Angst vor Internetsucht

Weit verbreitet ist auch die Sorge davor, "internetsüchtig" zu sein oder zu werden. Insbesondere jüngere Menschen zwischen 14 und 17 Jahren sehen das Problem etwas akuter (30 Prozent) als die Älteren zwischen 18 und 24 Jahren (26 Prozent). Damit nimmt knapp ein Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen das eigene Nutzungsverhalten bereits als problematisch wahr. 64 Prozent haben das Gefühl, im Internet Zeit zu verschwenden; 19 Prozent sind gar vom Internet genervt.

Die "Generation Internet" fühlt sich unzureichend vorbereitet auf eine digitale Zukunft. Aneignung digitaler Kompetenzen läuft zumeist in Eigenregie und untereinander.

Skeptischer Blick in die digitale Zukunft

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen blicken auf eine rein digitale Zukunft mit Skepsis: 41 Prozent der jungen Menschen zwischen 14 und 24 Jahren macht die Vorstellung Angst, dass in Zukunft vieles nur noch über das Internet erledigt werden kann. Damit hat sich diese Zahl gegenüber 2014 fast verdoppelt. Fast die Hälfte der Befragten wünscht sich, dass man in Zukunft weniger online ist.

Auch wenn sich 14- bis 24-Jährige scheinbar sicher und souverän online bewegen, ist ihr Selbstverständnis ein anderes: Die Vorstellung der älteren Generationen, junge Menschen seien allein aufgrund ihres Geburtsjahres digital kompetent, lehnen 14- bis 24-Jährige entschieden ab. "Digital Native" zu sein, ist aus ihrer Sicht kein Selbstläufer, sondern erfordert vielfach Kenntnisse und Anstrengungen.