Frankfurt am Main Bundesministerin Manuela Schwesig bei der Eröffnung der Messe SenNova

Gruppenbild mit Manuela Schwesig, Angela Merkel und weiteren Personen
Manuela Schwesig und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Deutschen Seniorentag© Bildnachweis: BAGSO/Christoph Hemmerich

Es gilt das gesprochene Wort. 

I.

Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen zum 11. Deutschen Seniorentag,
herzlich willkommen zur SenNova!
Liebe Frau Professorin Lehr, ich freue mich sehr, dass wir gemeinsam mit der Eröffnung der SenNova den Startschuss für den Seniorentag geben. Danke an die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen, die BAGSO, die alle drei Jahre diese beeindruckende Veranstaltung organisiert! Danke an alle Anbieter und alle, die mitmachen!

Hier bei der SenNova haben wir die vielen Facetten, die das Älterwerden heute ausmachen und spannend machen: Angebote, sich einzubringen - Stichwort: aktives Alter. Gesundheitsvorsorge und technische Möglichkeiten - Stichwort: Hilfe und Unterstützung im Alter. Und Projekte, die Generationen verbinden - Stichwort: Zusammenleben und Zusammenhalt.

Sie haben hier die Chance, ganz konkret zu erleben, welche Möglichkeiten es im Alter gibt. Denn letztlich wird jede und jeder anders alt, und es hängt auch ein bisschen von uns selbst ab, wie wir alt werden und unsere Zukunft gestalten.

II.

Älterwerden heißt im Grunde nichts anderes als dass Zeit vergeht. Zeit vergeht aber nicht einfach so; sie macht etwas mit uns. Zukunft ist genau das gleiche. Zeit vergeht, und dadurch verändert sich etwas. Mal gefällt uns, was sich ändert, mal nicht. Mit Zukunft verbinden wir eher Hoffnung und Verbesserung und Fortschritt - den Blick nach vorn.

Während Alter traditionell eher für den Blick zurück steht, für Krankheit und Verlust. Aber gerade das verändert sich seit einigen Jahrzehnten, weil sich die Wirklichkeit des Älterwerdens ändert. Wenn ich hier in die Gesichter schaue, würde ich sagen: Sie wissen das mindestens so gut wie ich. Das Altwerden ändert sich, und damit müssen sich auch die Bilder ändern, die wir uns vom Altwerden machen.

Hier beim Deutschen Seniorentag sind neben den Fachleuten und ganz vielen älteren Menschen auch Schülerinnen und Schüler des Lessing-Gymnasiums in Frankfurt, die die Besucherinnen und Besucher über ihr Jugendbild befragen wollen. Sie können ja mal zurückfragen: Wie sieht eigentlich euer Bild vom Alter aus? Ich bin fest davon überzeugt: Das beste Mittel gegen Vorurteile über das Alter oder über die Jugend ist, miteinander zu reden.

Das Schöne am Thema Älterwerden ist, dass alle mitreden können. Die Jugendlichen, die darauf warten, dass sie endlich 18 werden. Die 40-jährige, die zum runden Geburtstag eine große Party macht und vorher kritisch in den Spiegel schaut, ob das schöne Kleid noch passt. Und natürlich die, um die es hier in Frankfurt vor allem geht: die Seniorinnen und Senioren. Nutzen Sie die Chance, ins Gespräch zu kommen!

Gemeinsam in die Zukunft, heißt das Motto des Deutschen Seniorentags. Ich habe es gesagt: Älterwerden und Zukunft haben etwas ganz Fundamentales gemeinsam. Zu erleben, wie Zeit vergeht, und etwas damit anzustellen, ist Grundprinzip menschlichen Lebens. Wir leben in die Zukunft und denken in die Zukunft hinein und werden älter dabei. Wir sollten das selbstbewusst und optimistisch tun, egal, wie alt wir sind. So wie der französische Maler Renoir, der kurz vor seinem Tod, längst anerkannt und berühmt, als er im Rollstuhl saß, den Pinsel kaum noch halten konnte, aber trotzdem immer weiter malte, gesagt hat:"Ich glaube, jetzt beginne ich allmählich, etwas von Malerei zu verstehen."

III.

Liebe Gäste der SenNova, soviel zur Philosophie des Älterwerdens. Auf die Kunst komme ich gleich noch einmal zurück. Als Seniorenministerin, die auch Jugend- und Familienministerin ist, gefällt mir das Motto „Gemeinsam in die Zukunft!“ gut. Mir sind nämlich drei Dinge wichtig, wenn es um das Altwerden und die Zukunft unseres Landes geht.

1. Es geht nur gemeinsam. Das sagt sich leicht. Aber wir müssen dafür auch ganz konkret die Gelegenheiten schaffen. Zum Beispiel in den Mehrgenerationenhäusern, deren nachhaltige Sicherung wir gerade mit einer Rahmenvereinbarung zwischen Bund und Ländern ein Stück vorangetrieben haben. Es gibt jede Menge weiterer Möglichkeiten des Austauschs zwischen den Generationen, viele auf lokaler Ebene, manche im Internet: Achten Sie auf der SenNova darauf!

2. Wir müssen die Familien unterstützen. Ganz viele Ältere, die Unterstützung und Pflege brauchen, können sich auf ihre Familie verlassen: auf den Ehemann, die Tochter, die Schwiegertochter oder andere Angehörige. Viele pflegende Angehörige aber sind berufstätig. Deshalb wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für immer mehr Menschen zur Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf. Wir haben dazu ein Gesetz gemacht mit einer Lohnersatzleistung für 10 Tage und besseren Möglichkeiten für eine Familienpflegezeit. Damit Familien mehr Zeit haben.

3. Wir brauchen gute Bedingungen für professionelle Pflege. Mit dem Pflegestärkungsgesetz sind die Leistungen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen spürbar ausgeweitet worden. Außerdem wurde die Zahl der zusätzlichen Betreuungskräfte in stationären Pflegeeinrichtungen erhöht. Wir sind jetzt dabei, mit einem Pflegeberufegesetz die Altenpflege attraktiver zu machen.

IV.

Sehr geehrte Damen und Herren, in der "Brigitte" gab es kürzlich einen Artikel mit Bildern eines französischen Fotografen. Die Überschrift war "Schluss mit lustig", und es ging ums Älterwerden. Genau gesagt: um den 30. Geburtstag. Ein harter Einschnitt, meint die Brigitte, und für viele eine ziemliche Katastrophe. Ich habe das nicht so schlimm in Erinnerung. Wir haben insofern mal ein Fragezeichen hinter "Schluss mit lustig" gemacht. Und haben dazu aufgerufen, Karikaturen über das Älterwerden einzureichen. Weil wir glauben, dass es gut tut, darüber zu lachen.

Humor ist nämlich, wenn man trotzdem lacht. 381 Künstlerinnen und Künstler fanden das auch. Und so haben wir fast 1000 Beiträge bekommen, keinen über die Schrecken des 30. Geburtstags, aber viele gute Karikaturen zu ganz vielen Themen. Mehr will ich dazu gar nicht sagen, weil die beste Karikatur unwitzig wird, wenn man sie erzählt. Sie müssen sich das selbst anschauen. Aber ich möchte allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern danken und der Jury, die die schwere Entscheidung treffen musste.

Allen Gästen, Ihnen, meine Damen und Herren, wünsche ich einen schönen Seniorentag. Machen Sie mit, informieren Sie sich, diskutieren Sie mit. Schauen Sie optimistisch und selbstbewusst und mit Humor in die Zukunft. Sie können, Sie dürfen, Sie sollen über das Älterwerden lachen!