Ursula von der Leyen: "Lohnschere klafft weit auseinander"

"Im Wettbewerb um attraktive Arbeitsplätze haben heute immer öfter weibliche Bewerber die Nase vorn. Hoch motiviert und meist mit besseren Ausbildungsabschlüssen starten sie ihre Karrieren. Doch der Lohn, den sie für ihre gute Arbeit erhalten, bleibt im Schnitt 20 Prozent hinter dem ihrer männlichen Kollegen zurück. Bei den Hochschulabsolventen und Führungskräften klafft die Schere sogar noch weiter auseinander. Politik und Wirtschaft sind aufgerufen, noch bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, um Frauen und Männern gleiche Chancen zu eröffnen - im Berufs - wie im Familienleben." Diese Bilanz zieht Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Familie Senioren, Frauen und Jugend, am ersten bundesweiten "Equal Pay Day".

Die vom Bundesministerium für Familie und Senioren, Frauen und Jugend veröffentlichte Studie "Entgeltungleichheit" von Sinus Sociovision geht der Frage nach, wie das Thema Entgeltgleichheit von Frauen und Männern in verschiedenen Bevölkerungsschichten wahrgenommen wird und welche Erwartungen an die Politik bestehen. Der vom Bundesfamilienministerium geförderte erste "Equal Pay Day" ist eine Aktion der Business and Professional Women (BPW) Deutschland und der sie unterstützenden Vereine und Verbände. Der neue Jahrestag soll in Erinnerung rufen, dass es gemeinsamer Anstrengungen von Politik und Sozialpartnern bedarf, um die bestehende Entgeltungleichheit zu überwinden.

Zentrale Ergebnisse der Studie "Entgeltungleichheit":
Nahezu alle sozialen Schichten, Alters- und Bildungsgruppen nehmen Entgeltungleichheit als eine der großen noch bestehenden Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft wahr.

  • Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung sind überzeugt davon, dass Frauen bei gleicher Qualifikation und Ausbildung deutlich weniger verdienen als Männer.
  • Und mehr als 90 Prozent stimmen dem zu, dass Frauen und Männer selbstverständlich auch gleich bezahlt werden sollten.
  • Mehr als 90 Prozent der Befragten erwarten von Seiten der Arbeitgeber mehr Transparenz bei der Entlohnung.
  • 85 Prozent der Bevölkerung sind der Meinung, dass mehr Männer Elternzeit nehmen würden, wenn Frauen besser bezahlt würden.

Die Befragung dokumentiert eindrücklich, dass sich Männer mit den Frauen beim Thema Entgelt heute in hohem Maße solidarisieren. Frauen werden in der Berufswelt selbstverständlich als gleichwertig erlebt, die ungleiche Entlohnung als Verschwendung wichtiger Ressourcen. Die überwiegende Mehrheit der Befragten ist der Ansicht, dass die Bewertung von Arbeit sich an Leistung und nicht am Geschlecht orientieren muss.

Viele junge Paare entscheiden die Frage, wer nach der Geburt eines Kindes zunächst zu Hause bleibt, auch aufgrund finanzieller Aspekte. So bleibt eine Elternschaft in aller Regel ohne Konsequenzen für die Erwerbstätigkeit des besser verdienenden Mannes, hat aber massive Auswirkungen auf die Erwerbstätigkeit der Frau. Ursachen der schlechteren Bezahlung sind der Studie zufolge häufig fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten und starre Arbeitsbedingungen, die Bedürfnisse von Erziehenden ignorieren. Die Folge sind relativ lange Erwerbsunterbrechungen von Müttern und damit verbundene Karriereknicks und Einkommenseinbußen. Ein gesellschaftliches Rollenbild, das Frauen die Hauptzuständigkeit für Familien- und Erziehungsaufgaben zuweist, trägt dazu bei.

"Nach der Einführung des Elterngeldes mit Partnermonaten hat sich die Zahl aktiver Väter, die wegen ihrer Kinder beruflich kürzer treten, binnen eines Jahres verdreifacht. Umfragen sagen uns, dass die Wirtschaft diese Entwicklung begrüßt. Und der begonnene Ausbau der Kinderbetreuung schafft neue Freiräume für junge Mütter und Väter, die beides vereinbaren wollen - Familie und Karriere. Neue Angebote des Bundes für Berufsrückkehrerinnen helfen Frauen nach einer längeren Familienphase wieder einen Job zu finden, der ihren Fähigkeiten entspricht. Alle diese Initiativen des Bundes sollen mittelfristig dazu beitragen die Entgeltungleichheit erfolgreich zu überwinden. Das Ziel ist aber nur dann erreichbar, wenn Staat und Sozialpartner mit an einem Strang ziehen", so Ursula von der Leyen.