Ursula von der Leyen: "Familienfreundlichkeit ist wichtiger denn je für Beschäftigte und den Unternehmenserfolg"

Familienfreundliche Strukturen bringen einen echten Nutzen und stärken die Habenseite in der Bilanz - bei den Unternehmen, in der gesamten Volkswirtschaft und bei den Familien. Das ist das Ergebnis des ersten Arbeitsberichts zum Unternehmensprogramm "Erfolgsfaktor Familie", den die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen, heute in Berlin vorgestellt hat. Der Bericht ermöglicht einen Überblick über Kooperationen und Projekte der Wirtschaft im Bereich familienfreundliche Arbeitswelt, bilanziert bisherige Erfolge und gibt einen Ausblick auf geplante Aktivitäten und neue Zielmarken.

"Immer mehr deutsche Unternehmen profitieren von eigenen familienfreundlichen Maßnahmen. Der Fachkräftemangel, der durch demografischen Wandel verstärkt wird, ist ein zusätzliches starkes Argument für mehr Familienbewusstsein in der Arbeitswelt", sagt Ursula von der Leyen bei der Vorstellung des Arbeitsberichts. "Die jungen, gut ausgebildeten Menschen gehen weg oder ziehen erst gar nicht an einen Standort, wenn die Arbeitsbedingungen nicht familienfreundlich sind. Die innovativen, wachen Unternehmen, die ihre Fühler über Deutschland hinaus ausstrecken, haben das schön länger verstanden. Deshalb bieten sie flexible Arbeitszeiten an oder investieren in betriebliche Kinderbetreuung. Diese Unternehmen sind Trendsetter, weil sie erkannt haben: Wenn Beschäftigte in guter Balance Familie und Beruf vereinbaren können, bringt das auch dem Unternehmen über geringere Fehlzeiten und Fluktuation, aber mehr Motivation und Produktivität eine positive Rendite", so die Bundesministerin.

"Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine erhöhte Erwerbsquote von Frauen, entsprechend ihrer Qualifikationen, ist für die Zukunft der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands von strategischer Bedeutung", erklärt der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Prof. Thomas Straubhaar. "Längst ist eine gute Familienpolitik unverzichtbarer Bestandteil einer guten Wirtschaftspolitik. Gute Familienpolitik, also eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sorgt für eine gute Ausschöpfung vorhandener Potenziale und damit für bessere Beschäftigung, mehr Wachstum und insgesamt mehr Wohlstand für alle", so Straubhaar weiter.

Strategische Partner des Unternehmensprogramms "Erfolgsfaktor Familie" sind Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft, Gewerkschaften, große Stiftungen sowie Persönlichkeiten aus Unternehmen und Wissenschaft. Ihr gemeinsames Ziel: Familienfreundlichkeit soll ein Markenzeichen der deutschen Wirtschaft werden.

Das mit Unterstützung des Bundesfamilienministeriums gestiegene Engagement der Unternehmen in Deutschland lässt sich zum Beispiel an folgenden Zahlen ablesen:

  • Im 2006 gegründeten Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie" engagieren sich mittlerweile 2.000 Betriebe.
  • In 513 Lokalen Bündnissen für Familie beteiligen sich rund 4.500 Betriebe, alle Industrie- und Handelskammern, viele Handwerkskammern und Gewerkschaftsorganisationen.
  • Mehr als 600 Unternehmen, Institutionen und Hochschulen nutzen das audit berufundfamilie, darunter seit August die gesamte Bundesregierung.
  • Beim Unternehmenswettbewerb 2008 für das familienfreundlichste Unternehmen Deutschlands haben sich mehr als 500 Betriebe beteiligt - 40 Prozent mehr als 2005.

Auch Einstellungen der Unternehmensspitzen haben sich messbar geändert:

  • 84 % der Top-Manager in Deutschland sind mittlerweile davon überzeugt, dass es der Gesamtwirtschaft nutzt, wenn Unternehmen familienfreundlicher sind.
  • Drei Viertel der Firmen schätzen die Bedeutung von Familienfreundlichkeit für das eigene Unternehmen als sehr wichtig oder wichtig ein. 2003 war erst die Hälfte dieser Meinung.
  • 80 % der Unternehmen halten das Elterngeld für eine gute Sache. 2006 waren es erst 60 %.
  • Immer mehr Unternehmen werben mit Familienfreundlichkeit um qualifizierte Fachkräfte: solche Angebote sind mehr als 90 % der Beschäftigten mit Kindern mindestens so wichtig wie das Gehalt.

"Der familienfreundliche Klimawandel in der deutschen Wirtschaft ist deutlich zu spüren", betont Ursula von der Leyen. "Dass wir in so kurzer Zeit viel erreicht haben, ist auch unseren Partnern zu verdanken. Das Unternehmensnetzwerk ist gerade mal zwei Jahre alt und hat schon 2.000 Mitglieder. Das ist die weltweit größte Plattform zu diesem Thema! Ich erwarte von den Unternehmen gerade jetzt noch mehr Mitverantwortung sowie mehr Tempo und Intensität bei ihren Aktivitäten. Eltern brauchen noch mehr betriebliches Familienbewusstsein. So sagen zum Beispiel 70 % der jungen Väter, dass es nicht möglich ist, ihre Arbeitszeit zu Gunsten der Familie zu reduzieren. Um dies zu verbessern, haben wir uns klare Ziele gesetzt und werden die Unternehmen auch weiterhin anspornen und unterstützen", so Ursula von der Leyen.

Daher konzentrieren sich die Aktivitäten des Unternehmensprogramms auf den Ausbau der betrieblich unterstützten Kinderbetreuung und familienfreundlicher Arbeitszeiten.
Ausgewählte Ziele bis Ende 2010:

  • 10 % der Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten sind Mitglied im Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie".
  • Der Anteil der Unternehmen, die ihre Beschäftigten bei der Kinderbetreuung unterstützen, steigt von 3,5 % auf rund 10 %.
  • 6.000 Betriebe arbeiten in 600 Lokalen Bündnissen für Familie mit.
  • Die Anzahl der Unternehmen und Institutionen, die das Qualitätssiegel des audit berufundfamilie der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung tragen, steigt von 600 auf 1.500.