Online-Konferenz mit BM Giffey über faire Verteilung unbezahlter Sorgearbeit

Frauen und Männer stehen grundsätzlich gleichermaßen vor der Herausforderung, berufliche Verpflichtungen und Sorgeaufgaben unter einen Hut zu bekommen. Aber es besteht ein deutliches Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Der Gender Care Gap zeigt: Frauen wenden täglich im Durchschnitt 52 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer, das sind etwa 1,5 Stunden pro Tag. Diese Zeit fehlt im Beruf. Das wiederum hat Auswirkungen auf Einkünfte und Rentenansprüche.

Bei einer Online-Konferenz hat Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey mit dem Vorstand des Deutschen Frauenrates, dem Vorsitzenden des Bundesforums Männer und der Leiterin des Berliner OECD-Büros über die Verteilung unbezahlter Sorgearbeit und deren Ursachen diskutiert. Die Veranstaltung war Abschlusskonferenz eines EU-geförderten Gender Care Gap-Projektes.

Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey: „Wenn es um familiäre Sorgearbeit geht, also Kinderbetreuung, Pflege, Kochen und Putzen, dann sind immer noch ganz überwiegend zuerst die Frauen dran. Zumindest wenden sie täglich 52 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Tätigkeiten im Haushalt und in der Familie auf als die Männer. Im Beruf stecken sie dann oft zurück, was sich auf das eigene Einkommen und künftige Rentenansprüche auswirkt. Unser Ziel ist es, eine gleichberechtigte Partnerschaft und damit eine faire Aufteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit für Frauen und Männer zu ermöglichen. Wir haben dazu bereits einiges auf den Weg gebracht. Und wir wollen noch einiges anpacken, was auch im Koalitionsvertrag verankert ist – wie den Rechtsanspruch auf Ganztagsbe¬treuung an Grundschulen und Verbesserungen beim Elterngeld.“

Maßnahmen wie das Gute-KiTa-Gesetz, Investitionsprogramme für den Ausbau des KiTa-Platzangebots, das Elterngeld und Vorhaben wie die Ganztagsbetreuung an Grundschulen unterstützen eine gleichberechtigte Teilhabe junger Eltern sowohl in der Familie und als auch am Erwerbsleben. Auch Firmen müssen berücksichtigen, dass es je nach Lebenssituation unterschiedliche Zeitbedarfe für unbezahlte Sorgearbeit gibt, zum Beispiel weil Kinder betreut oder Angehörige gepflegt werden. Eine gute Vereinbarkeit und eine familienfreundliche Unternehmenskultur erhöhen die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zahlen sich für alle aus.

In der Gleichstellungsstrategie der Bundesregierung sind vielfältige Maßnahmen für eine geschlechtergerechte Beteiligung und Aufteilung enthalten. Eines der neun Ziele der Strategie ist, die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf zu stärken und eine gleichberechtigte Verteilung von Erwerbsarbeit und unbezahlter Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern zu fördern. Auch in der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 ist ein Schwerpunkt, Frauen und Männer dabei zu unterstützen, die bezahlte Erwerbsarbeit und die unbezahlte Sorgearbeit gleichberechtigt aufzuteilen.

Bei der Konferenz gaben zivilgesellschaftliche Organisationen die Gründung eines Bündnisses bekannt. Das Bündnis „Sorgearbeit fair teilen“ wird sich für eine faire Verteilung der Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern einsetzen.

Bundesfrauenministerin Giffey: „Gewerkschaften, Frauen-, Sozial- und Pflegeverbände, Kirchen, Selbsthilfeorganisationen und Stiftungen treten gemeinsam dafür ein, dass Frauen und Männer gleich gute Chancen haben, sich in Familien und Beruf zu verwirklichen. Das ist ein starkes Bündnis und für die Politik ein starker Partner. Das Bundesfamilienministerium hat den Aufbau des Bündnisses unterstützt. Das Bündnis ‚Sorgearbeit fair teilen‘ wird weiter für das Thema sensibilisieren und die öffentliche Diskussion forcieren. Und es kann auch dort eine gleichberechtigte Verteilung unbezahlter Sorgearbeit unterstützen, wo sie praktisch stattfindet: vor Ort und in den Familien.“

Die Online-Konferenz wird am 4. September von 15:15 bis 17:30 Uhr live auf www.bmfsfj.de/gendercaregap-konferenz übertragen.

Ein Dossier zur Verteilung unbezahlter Sorgearbeit mit dem Titel „Kinder, Haushalt, Pflege – wer kümmert sich? Ein Dossier zur gesellschaftlichen Dimension einer privaten Frage“ ist als Publikation auf www.bmfsfj.de abrufbar.

Die Veranstaltung und das Dossier sind Ergebnisse des Projekts
„Pay Gap, Care Gap, Pension Gap: Interlinking Key Gender Gaps for Germany for monitoring Gender Equality and taking action“ (kurz: Projekt Gender Care Gap). Durchgeführt wird das Projekt vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS e. V.) und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Finanziert wird es aus dem„Rights, Equality and Citizenship Programme 2014-2020“ der Generaldirektion für Justiz und Verbraucher der Europäischen Kommission. Weitere Informationen zum Projekt finden sie auf www.bmfsfj.de/gendercaregap