Bundesministerin Schröder: "Sowohl Mädchen als auch Jungen sollen die Chance haben, ihre Talente zu entdecken"

Mehr als 100 000 Schülerinnen informieren sich heute beim bundesweiten Girls' Day einen Tag lang über Anforderungen und Chancen in technischen Berufen. Dabei erhalten sie wertvolle Einblicke unter anderem in Technik, IT, Naturwissenschaften und andere Zukunftsberufe. "Je mehr Mädchen über die männlich dominierten Berufsfelder erfahren, desto eher erwacht bei ihnen das Interesse daran", sagt Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Kristina Schröder. Noch immer ist unter den 20 beliebtesten weiblichen Ausbildungsberufen kein einziger technischer Beruf. "Wir wollen Mädchen nicht umerziehen, aber ihnen die Chance geben, ihre Talente zu entdecken", so Schröder.

Auch Jungen sollen die breite Palette möglicher Berufe kennenlernen. Deshalb wird es ab dem nächsten Jahr parallel zum Girls' Day auch einen Boys' Day geben, kündigt Bundesministerin Schröder heute an. Die Jungen sollen an diesem Tag mehr über frauentypische Berufe erfahren. "In der Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft sinkt die Nachfrage nach Arbeitsplätzen im klassischen und traditionell männlich dominierten produzierenden Gewerbe", sagt Familienministerin Schröder. "Zugleich steigt der Bedarf etwa an Erziehern oder Altenpflegern. Wir wollen deshalb gerade bei den Jungen das Interesse für diese Berufe wecken und ihnen damit neue Perspektiven bieten", sagt Schröder.

Der Boys' Day ist somit ein Baustein für eine neue Jungen- und Männerpolitik. "Heute gelten nicht mehr die Mädchen, sondern die Jungen als Problemkinder. Sie bleiben häufiger sitzen, sind öfter ohne Ausbildung, machen seltener Abitur", sagt Schröder. "Den Jungen fehlen oft männliche Vorbilder, viele wachsen ohne Vater auf und haben sowohl im Kindergarten als auch in der Grundschule kaum Männer als Bezugspersonen. Wir brauchen daher mehr Männer in Kitas und Grundschulen, eine Pädagogik, die noch stärker auf jungenspezifische Bedürfnisse eingeht und Programme, die zum Beispiel männlichen Schulverweigerern eine zweite Chance geben", sagt Schröder. "In der Frauen- und Mädchenpolitik haben wir viel erreicht - das muss uns nun genauso bei Männern und Jungen gelingen".

Zum diesjährigen Girls' Day trifft Familienministerin Schröder im ZDF-Hauptstadtstudio Schülerinnen, die sich ein Bild von den technischen Berufen in der Medienwelt machen. Zudem informiert sie sich in einer Berliner Kindertagesstätte über die Arbeit der männlichen Erzieher und spricht mit Jungen, die dort im Rahmen des Projekts "Neue Wege für Jungs" ein Schnupperpraktikum machen.

Der Girls' Day findet seit zehn Jahren statt, gefördert wird er vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF). Das Projekt "Neue Wege für Jungs" besteht seit fünf Jahren und wird vom BMFSFJ sowie aus Mitteln des ESF gefördert.