Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen: "Elterngeld hat sich in der Praxis bestens bewährt!"

Das Bundeskabinett hat den Bericht über die Auswirkungen des Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetzes beschlossen. Kern ist die Evaluation des zum 1. Januar 2007 eingeführten Elterngeldes durch das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI). "Die allermeisten Eltern sind mit dem Elterngeld hoch zufrieden", sagt die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen, in Berlin. In einer repräsentativen Befragung gaben 90 Prozent der Eltern an, das Elterngeld habe ihnen geholfen bzw. sehr geholfen. Drei Viertel der Gesamtbevölkerung geben ein positives Urteil über das Elterngeld ab.

"Das Elterngeld hat alle unsere Erwartungen erfüllt - manche sogar übertroffen!", so Ursula von der Leyen. "Es erreicht wesentlich mehr Eltern als früher das Erziehungsgeld. Kaum eine Familie verzichtet auf das Elterngeld. Das zeigt: Wie keine andere staatliche Leistung bietet das Elterngeld den Familien im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes einen starken Rückhalt und erleichtert so einen gelungenen Start in eine ganz wichtige Lebensphase. Für die meisten Eltern stabilisiert oder erhöht das Elterngeld das Haushaltseinkommen. Jungen Müttern ersetzt es zusammen mit dem Kindergeld im Durchschnitt 86 Prozent des Einkommens, das sie vor der Geburt ihres Kindes hatten. Damit ermöglicht das Elterngeld jungen Familien eine flexible Lebensplanung - ganz nach den Bedürfnissen der Eltern und des Kindes", so die Bundesministerin.

Weiteres wesentliches Merkmal des Elterngeldes: Es reduziert im Vergleich zum Erziehungsgeld Armut. "Die Zahl der Eltern, die zusätzlich ALG II beziehen, sank im Vergleich zu den Erziehungsgeldbeziehern um 33.500. Dies ist ein beachtlicher Erfolg", erklärt Dr. Jochen Kluve vom RWI. Der Geringverdienerzuschlag, den 22 Prozent der Eltern beziehen, ersetzt danach das vorherige Einkommen teilweise zu 90 bis 100 Prozent. Auch im internationalen Vergleich schneide das Elterngeld mit seinem Profil gut ab, was zum Beispiel Mindestbetrag oder Höchstsatz angehe, so Kluve. Das deutsche Elterngeldgesetz gewährleistet, dass grundsätzlich alle Eltern Anspruch auf Elterngeld haben und sie darüber hinaus die Leistung auch gleichzeitig in Anspruch nehmen können.

Der Anteil der Väter, der sich unterstützt durch das Elterngeld an der Betreuung des Neugeborenen beteiligen, steigt kontinuierlich. Vor der Einführung des Elterngeldes hatten lediglich 3,5 Prozent der Väter Elternzeit genommen. Die jetzt vorliegende Evaluation hat mit dem 1. Quartal 2007 erstmals einen komplett abgeschlossenen Zeitraum betrachtet. Für Kinder, die von Anfang Januar 2007 bis Ende März 2007 geboren wurden, lag die Zahl der bewilligten Elterngeldanträge von Vätern bei 16 Prozent. "Diese Entwicklung freut mich ganz besonders", sagt Ursula von der Leyen, "denn sie bestätigt die Richtung unserer neuen Familienpolitik. Wenn Mütter und Väter Kinderwünsche und Berufswünsche in Balance bringen können und sich klare Perspektiven für ein gemeinsames Leben mit Kindern auftun, wächst der Mut zu mehr Kindern." Der Untersuchung zufolge ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Vater Elterngeld bezieht, besonders hoch, wenn es das erste Kind ist, die Mutter im Jahr vor der Geburt erwerbstätig war und wenn der Vater einen höheren Bildungsabschluss hat.

In Anbetracht der guten Ergebnisse sieht das Bundesfamilienministerium nur geringen Änderungsbedarf beim Elterngeld. Ein aktueller Gesetzesentwurf, der vom Familienausschuss des Deutschen Bundestages bereits beschlossen wurde, sieht die Möglichkeit einer Elternzeit für Großeltern bei minderjährigen Eltern vor. Außerdem ist eine Mindestbezugszeit von zwei Monaten vorgesehen. Nach dem Gesetzentwurf können Eltern den ursprünglich gestellten Elterngeld-Antrag - auch ohne Begründung - einmalig ändern, so dass eine höhere Flexibilität gewährleistet wird. Stimmen Bundestag und Bundesrat abschließend zu, können diese Neuregelungen bereits zum 1. Januar 2009 in Kraft treten.

Weitere ausgewählte Daten des Elterngeldberichtes:

Wer bekommt was?
Das Elterngeld hilft den Familien mit kleinen und mittleren Einkommen: 51,2 Prozent bekommen zwischen 301 und 999 Euro Einkommensersatz. Nur 3,5 Prozent erhalten die Höchstsumme von 1.800 Euro. "Das zeigt, dass die Einkommen von jungen Menschen um die 30 Jahre, wenn die ersten Kinder geboren werden, noch gering sind - ganz unabhängig in welchen Berufen sie arbeiten. Das Elterngeld hilft ihnen in dieser Lebensphase ganz gezielt", so von der Leyen. Von Geschwisterbonus und Mehrlingszuschlag profitieren 23 Prozent der Elterngeldempfänger.
71 Prozent der Elterngeldempfänger sind verheiratet, 25 Prozent sind ledig. 58 Prozent haben ein Kind, 30 Prozent zwei Kinder. 56 Prozent der Elterngeldberechtigten sind älter als 30 Jahre, 26 Prozent älter als 35 Jahre.

Elterngeld schafft Wahlfreiheit und erleichtert Rückkehr in den Beruf
Fast jede zweite Mutter (43 Prozent) gibt an, bereits weniger als anderthalb Jahre nach der Geburt des Kindes wieder erwerbstätig zu sein. Nach drei Jahren steigt der Anteil der Mütter, die wieder arbeiten wollen, auf insgesamt 60 Prozent  und nach sechs Jahren auf 73 Prozent. Die meisten Mütter kehren in Teilzeit in den Beruf zurück. Von den 32 Prozent der Mütter, die ein Jahr nach der Geburt wieder erwerbstätig sind, arbeiten knapp die Hälfte mit einer Arbeitszeit zwischen 15 und 30 Stunden (48 Prozent).

Männer entdecken Teilzeit
In sechs Prozent wird Elterngeld aufgrund von Teilzeitarbeit gezahlt. 3,9 Prozent der Frauen und 21,5 Prozent der Männer beziehen Elterngeld in Teilzeit. "Das wird die Einstellungen zu Teilzeit verändern. Bisher galt Teilzeit als weiblich, vormittags und berufliches Nebengleis. Mehr Männer in Teilzeit - das wird zu neuen Teilzeitmustern und Karriereoptionen führen. Unterm Strich verbessert das die Zeitflexibilität, die Eltern für gemeinsame Kindererziehung verabreden können."

Wirtschaft und Gewerkschaften unterstützen das Elterngeld
Mittlerweile halten 80 Prozent der Führungskräfte das Elterngeld für "eine gute Regelung" und etwa zwei Drittel sehen eine Reduzierung oder Unterbrechung der Berufstätigkeit von Vätern als "gar nicht problematisch".

Geburtenzahlen in Deutschland steigen
Im vergangenen Jahr haben die Geburtszahlen das erste Mal seit zehn Jahren wieder zugenommen: 2007 wurden 12.000 Kinder mehr geboren als 2006. Dieser Trend hat sich 2008 sogar noch verstärkt. Vor allem Frauen zwischen 33 und 37 Jahren bekommen mehr Kinder. Dies deutet darauf hin, dass sich die Perspektiven für diese Frauen, die schon mitten im Berufsleben stehen, verbessern. 48 Prozent der Kinderlosen geben an, dass das Elterngeld auf die Entscheidung für Kinder "etwas Einfluss" hat; 18 Prozent sehen einen "großen Einfluss".