Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist Topthema in der Bevölkerung

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen hat in Berlin die Ergebnisse des "Allensbach Familienmonitors" vorgestellt. Die repräsentative Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigt, dass die große Mehrheit der Bevölkerung weiterhin eine Politik wünscht, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördert. "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist zum Topthema unserer Gesellschaft geworden", sagte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen bei der Präsentation des Monitors. Zugleich stellte die Bundesministerin die Eckpunkte des Aktionsprogramms Kindertagespflege vor, das im Herbst starten wird und die Bedingungen für die Tagespflege verbessern wird.

Die Erleichterung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehört unverändert zu den familienpolitischen Prioritäten der Bevölkerung. In der vom Bundesfamilienministerium beauftragten Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach erwarten 63 Prozent der insgesamt 1.786 befragten Personen  von der Familienpolitik, dass sie sich konsequent dieser Aufgabe annimmt. Die Befragten setzen dieses Thema in die Spitzengruppe der Aufgaben von Politik und sehen nach wie vor Nachholbedarf gegenüber anderen Ländern. Unter den Maßnahmen, welche die Vereinbarkeit für Familien erleichtern, werden vor allem "ausreichend Kindergartenplätze und Kinderhorte" (74 Prozent) und "verstärkte Ganztagsbetreuung" (65 Prozent) genannt. Auch die Bedeutung betrieblicher Maßnahmen in Bereich Kinderbetreuung (61 Prozent) und flexible Arbeitszeiten (57 Prozent) wird hoch eingestuft.

Stimmungswandel in der Bevölkerung sichtbar

Gleichzeitig zeichnet sich ein Stimmungswandel in der Bevölkerung ab. Zwei Drittel der Befragten haben den Eindruck, dass sich Väter heute mehr an der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder beteiligen als früher. Unter den jungen Vätern haben diesen Trend sogar drei Viertel registriert und fast alle finden diese Entwicklung gut. "Es wird immer selbstverständlicher, dass ein Vater im Beruf für einige Zeit aussetzt, um sich um seine Kinder zu kümmern", sagt von der Leyen. "Die jungen Männer, die in den vergangenen 18 Monaten Vätermonate beantragt haben, haben einen eindeutigen Trend begründet."

Die Wertschätzung in der Bevölkerung für wichtige finanzielle staatliche Leistungen für Familien ist hoch. Das Anfang 2007 neu eingeführte Elterngeld halten 74 Prozent der Befragten für eine gute Regelung, 87 Prozent sogar der jungen Eltern. Das Kindergeld hilft nach Ansicht von 85 Prozent der Befragten Familien mit Kindern am meisten von allen Familienleistungen. Stärkeren Unterstützungsbedarf sehen die Befragten vor allem bei Familien, deren Einkommen nicht zum Lebensunterhalt reicht (78 Prozent), Alleinerziehenden (72 Prozent) und kinderreichen Familien (60 Prozent).

Mehr Einsatz von den Unternehmen gefordert

Einen Stimmungswandel zu mehr Familienfreundlichkeit wünscht sich die Bevölkerung auch von der Wirtschaft. Die Erwartungen richten sich vor allem auf flexiblere Arbeitszeiten, aber auch auf differenzierte Teilzeitangebote und Hilfen bei der Kinderbetreuung. "Nur eine verschwindende Minderheit der Bevölkerung hat den Eindruck, dass die Unternehmen sich bereits ausreichend für dieses Ziel engagieren. 79 Prozent der gesamten Bevölkerung vertreten die Auffassung, dass die Betriebe hier wesentlich mehr tun müssten", erklärte Renate Köcher die Ergebnisse des Allensbach Familienmonitors. Die Befragung ist als jährlich wiederholbarer "Monitor" angelegt, so dass künftig auch Entwicklungen sichtbar werden können.

Von der Leyen: Kinderbetreuung wird konsequent ausgebaut

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen zeigte sich angesichts der Ergebnisse zuversichtlich und kündigte gleichzeitig neue Maßnahmen zum Ausbau der Kinderbetreuung an: "Der messbare Stimmungswandel gibt allen Schubkraft, die konsequent daran arbeiten, dass Deutschland familienfreundlicher wird. Mit dem Aktionsprogramm Kindertagespflege und der Ausweitung unseres Förderprogramms für Kinderbetreuungsangebote der Betriebe wollen wir das Tempo hoch halten", sagte von der Leyen.

Geplant ist, das im Januar 2008 gestartete Programm für betriebliche Kinderbetreuung des Europäischen Sozialfonds (ESF) auszuweiten. "Die wachsende Nachfrage größerer Betriebe und seitens der Hochschulen hat den Ausschlag dafür gegeben. Nun profitieren zusätzlich auch Studierende mit Kind und Beschäftigte größerer Unternehmen von den neuen Angeboten am Arbeitsplatz", erklärte von der Leyen.

Eckpunkte des ESF-Programms für betriebliche Kinderbetreuung

Das ESF-Programm für betriebliche Kinderbetreuung sieht wie folgt aus:

  • Ziel: Impulse für Kinderbetreuungsangebote der Unternehmen setzen 
  • Laufzeit: Februar 2008 bis Ende 2011
  • Budget: 50 Millionen Euro ESF-Mittel plus Kofinanzierung durch die Unternehmen
  • Die Träger erhalten über zwei Jahre 50 Prozent der Betriebskosten bis maximal 6000 Euro
  • Dadurch sind 4.200 neue Plätze in betrieblich unterstützter Kinderbetreuung möglich

Neu gefördert werden ab sofort zusätzlich:

  • Universitäten, die Betreuungsplätze für die Kinder ihrer Studierenden schaffen
  • Betriebe mit mehr als 1.000 Beschäftigten (bisherige Obergrenze: 1.000 Mitarbeiter)

Im Herbst startet das Aktionsprogramm Kindertagespflege

Zusätzlich wird die Bundesregierung eine Qualifizierungsinitiative in der Kindertagesbetreuung starten. Noch in diesem Herbst fällt der Startschuss für das Aktionsprogramm Kindertagespflege, das nicht nur die Qualität hebt, sondern auch die Rahmenbedingungen für die Arbeit der Tagesmütter und Tagesväter verbessern hilft. "Aus Sicht der Eltern spielt auch die Qualität der Angebote eine entscheidende Rolle. Ich kann diesen Wunsch nur unterstreichen. Frühkindliche Bildung beginnt nicht erst in der Schule. Schon in der Kita wird die Grundlage gelegt für gerechte Bildungschancen im späteren Leben. Deswegen wird eine Qualifizierungsinitiative des Bundes die Ausbauanstrengungen in den Ländern und Kommunen begleiten ", sagte Ursula von der Leyen.

Die Eckdaten zum Aktionsprogramm Kindertagespflege lauten:

  • Ziel: Mehr Personal in der Tagespflege, Qualität steigern, Berufsbild aufwerten
  • Bund unterstützt Länder und Kommunen bei Akquise, Qualifizierung und Vermittlung von Tagespflegepersonal
  • Gesamtvolumen: bis zu 65 Millionen Euro (29 Millionen Euro aus dem ESF plus 6 Millionen vom Bund plus Kofinanzierung) 
  • Schlüsselrolle für Jugendämter und Arbeitsagenturen vor Ort

Das Aktionsprogramm soll umgesetzt werden durch 200 kommunale Leuchtturmprojekte (JA oder lokale Arbeitsagenturen), ein Online-Portal zur Tagespflege, das Information, Vernetzung, Qualifizierung und Vermittlung bietet sowie eine Partnerschaft mit der Bundesagentur für Arbeit, die große Breitenwirkung schafft. Das Programm soll Qualifizierungskurse in Höhe von 160 Stunden auf Basis des Curriculums Kindertagespflege des Deutschen Jugendinstituts bieten und zudem Qualifizierungsmodule für die Weiterqualifizierung in enger Abstimmung mit den Ländern, Trägern und Fachinstitutionen.