Sinus-Studie: Familien mit geringem Einkommen wünschen Unterstützung bei Bildung und Förderung ihrer Kinder

Die aktuelle Studie "Umgehensweise von Müttern mit monetären Familienleistungen" des Sinus-Instituts zeigt, dass die meisten Eltern das zur Verfügung stehende Einkommen gezielt zum Wohle ihrer Kinder ausgeben wollen. Speziell Mütter wollen ihre Kinder bewusst unterstützen, haben dafür jedoch ganz unterschiedliche Kompetenzen und Ressourcen.

"Jedes Kind soll von Anfang an faire Chancen haben – unabhängig von Wohnort und sozialem Hintergrund", sagte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder anlässlich der Veröffentlichung der Studie. "Entsprechende Angebote müssen deshalb so gestaltet sein, dass sie bei den Kindern ankommen – das zeigt uns die vorliegende Studie des Sinus-Instituts eindrücklich. Oberstes Gebot ist nach wie vor die Wahlfreiheit der Eltern, denn Mütter und Väter wissen am besten, was gut für ihr Kind ist. Gleichzeitig brauchen Eltern aber auch Orientierung und Entlastung im Alltag. Dies ist ein Balanceakt, den wir bei der Neugestaltung der Kinderregelsätze im Sozialgesetzbuch Zweites Buch (SGB II) hinbekommen müssen."

Verlässliche Nachmittagsbetreuung und gesunde Ernährung

Die Autoren der Studie haben Mütter aus unterschiedlichen Einkommensgruppen befragt und daraus fünf Typologien entwickelt, die Einstellungs- und Verhaltensmuster bei der Geldverwendung abbilden. Gute Entwicklungsperspektiven der Kinder hinsichtlich Bildung und sozialer Teilhabe, eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung mit verlässlicher Nachmittagsbetreuung sowie gesunde Ernährung sind Themen, die Mütter aus allen Einkommensgruppen gleichermaßen beschäftigen.

Familien mit kleinen Einkommen oder im SGB-II-Bezug stehen darüber hinaus vor spezifischen Herausforderungen: Für sie stellt die Finanzierung von Bildungsbedarfen (Schulausstattung, Gruppenkassen, Ausflügen) eine erhebliche Belastung dar. Sie benennen außerdem eingeschränkte Möglichkeiten zur Pflege sozialer Kontakte und der Talentförderung ihrer Kinder. Die Kinder aus diesen Familien sind in Förderkursen und im Sportverein unterrepräsentiert. Häufig fehlen neben den finanziellen Mitteln auch Kenntnisse über die Angebote.

Alle fünf Gruppen haben klare Erwartungen an die Politik: Gewünscht werden vor allem eine verlässliche Infrastruktur und orientierende Angebote, die im Alltag Entlastung bieten.

Die Typologien im Überblick:

Die optimistische Status-Strategin

Lebenssituation: Verheiratet mit bis zu zwei Kindern im Haushalt, obere mittlere und hohe Einkommensgruppe.

Zentrale Bedarfe: Verfügbarkeit von Kinderbetreuung, Qualität der Schulbildung (Basis-Versorgung für alle plus individuelle, kostenpflichtige Zusatzangebote); Fortbildung von Lehrern und Erziehern; Nachmittagsangebote für Schulkinder, Steuervergünstigungenfür individuelle Kinderförderung.

Die bestandswahrende Taktikerin

Lebenssituation: Verheiratet mit bis zu zwei Kindern im Haushalt, teilweise gut situierte Alleinerziehende, mittlere Einkommensgruppe.

Zentrale Bedarfe: Qualität der Schulbildung; gute Ausstattung und Infrastruktur (gepflegte Einrichtungen) kostenfreie/ ermäßigte Freizeitangebote; teilweise Unterstützung bei medizinischen Ausgaben (Zahn- und Kieferbehandlungen).

Die verunsicherte Jongleurin

Lebenssituation: Verheiratet mit mehreren Kindern, Alleinziehende.

Zentrale Bedarfe: Entlastungen im Bereich Bildung (Schulbedarf, Klassenfahrten); kostenlose Kinderbetreuung; medizinische Versorgung (Zahn- und Kieferbehandlungen; Zuzahlung beiMedikamenten; gesunde Ernährung, kostenloses Mittagessen für Kinder; kostenlose Freizeitangebote, Förderung von Mobilität; Information über Leistungen / Abbau bürokratischerHürden.

Die selbstlose Verwalterin

Lebenssituation: Verheiratete mit mehreren Kindern, untere Einkommensgruppe, Arbeitslosengeld-II-Empfängerinnen.

Zentrale Bedarfe: Unterstützung bei der Deckung von "Pflichtkosten" (Schulbedarf, KITA-Ausflüge, Funktionskleidung); Anreize zum Ausstieg aus der Bedürftigkeit; Informationenund Beratung; kostenlose Freizeitangebote.

Die selbstbewusste Kämpferin

Lebenssituation: Alleinerziehende, Familienernährerinnen und mittleren und unteren Einkommensbereich.

Zentrale Bedarfe: Infrastrukturen (Kinderbetreuung, Freizeiteinrichtungen); flexible Arbeitsbedingungen, kostenlose Kinderbetreuung, organisierte Nachmittagsbetreuung in Schulen; kostenlose Nachhilfe/ Hausaufgabenbetreuung, Fahrdienste/ Förderung von Mobilität; Beratung/ Coaching.