Dr. Franziska Giffey auf Sommertour Präventionsprojekt: Radikalisierung in der Haft verhindern

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Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey mit dem Bundestagsabgeordneten Thomas Oppermann (rechts) beim Rundgang durch die Justizvollzugsanstalt Rosdorf© Imo/Photothek.de

Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey hat während ihrer Sommertour am 23. August die niedersächsische Justizvollzugsanstalt Rosdorf besucht. Dort soll das Modellprojekt "Fokus ISLEX - Mobile Maßnahmen zur Beratung und Deradikalisierung in Strafvollzug und Bewährungshilfe" dazu beitragen, dass sich junge Menschen in der Haft oder während ihrer Bewährungszeit nicht radikalisieren. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Strafvollzugs und der Bewährungshilfe werden entsprechend geschult und für das Thema religiös begründeter Extremismus sensibilisiert. Das Präventionsprojekt wird vom Bundesfamilienministerium gefördert.

Während eines Rundgangs durch die Justizvollzugsanstalt erhielt die Bundesfamilienministerin einen Einblick in den Gefängnisalltag und sprach mit Inhaftierten über ihre Erfahrungen und Probleme.

Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey über das Projekt:

"Junge Menschen in Haft sind anfällig für Radikalisierung. Viele sind noch auf der Suche nach Orientierung und mit dem Haftalltag und dem Freiheitsentzug schnell überfordert. Sie verbüßen eine Haftstrafe, haben aber gleichzeitig ihr ganzes Leben noch vor sich. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie Unterstützung bekommen, dass wir sie auffangen und ihnen Wege zurück in ein normales Leben ohne Kriminalität aufzeigen.

Mit dem Bundesprogramm "Demokratie leben!" sorgen wir dafür, dass sich erfahrene externe Betreuer um junge Menschen in Haft kümmern, die drohen abzugleiten und sich extremistischem Gedankengut zuzuwenden. Hier in der JVA Rosdorf fördern wir das Modellprojekt "Fokus ISLEX - Mobile Maßnahmen zur Beratung und Deradikalisierung in Strafvollzug und Bewährungshilfe". Die Betreuer gehen ins Gespräch, zeigen neue Perspektiven auf, vermitteln zwischen den Jugendlichen und den Strafvollzugsbeamten. Für den Erfolg solcher Projekte sind eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Justiz- und Sicherheitsbehörden einerseits und den zivilgesellschaftlichen Trägern andererseits erforderlich. Es ist gut zu sehen, dass die Fördergelder, die wir hier in Rosdorf ausgeben, gut investiertes Geld sind, um jungen Menschen den Weg zurück in die Gesellschaft zu ermöglichen."

"Fokus ISLEX"

Das Ziel von "Fokus ISLEX" ist, Strategien zu entwickeln und zu erproben, um einer Radikalisierung vorzubeugen und junge Menschen zu begleiten, damit sie sich in der Haft oder während ihrer Bewährungszeit von menschenverachtenden Ideologien distanzieren. Grundsätzlich arbeiten die Projekte mit den Inhaftierten beziehungsweise Bewährungshelferinnen und Bewährungshelfern sowie mit Bediensteten von Justizvollzugsanstalten zusammen.

In Fortbildungen und Workshops werden Lösungen für ideologisch gefährdete Menschen oder extremistisch motivierte Gewalttäter entwickelt, damit sie ein eigenverantwortliches, gewaltfreies Leben führen und erfolgreich in die Gesellschaft (re)integriert werden können. Dabei ist es wichtig, dass auch nach der Haftentlassung Ansprechpartner zur Verfügung stehen, da sich der Deradikalisierungsprozess über Jahre hinziehen kann.

Seit dem 1. Juli 2017 wird das Modellprojekt "Fokus ISLEX - Mobile Maßnahmen zur Prävention und Deradikalisierung im Strafvollzug und in der Bewährungshilfe" vom Träger Violence Prevention Network in Niedersachsen umgesetzt.