Neue Teilstudie der Gesamtevaluation: Wohlergehen von Kindern

Die gute Entwicklung von Kindern ist ein zentrales Ziel der Familienpolitik, das auch in der Gesamtevaluation der ehe- und familienbezogenen Leistungen eine bedeutende Rolle spielt. Die am 29. April 2013 veröffentlichte Studie "Wohlergehen von Kindern" der Ruhr-Universität Bochum geht der Frage nach, welchen Einfluss wichtige ehe- und familienbezogene Leistungen auf das Wohlergehen von Kindern haben. Eine wichtige Erkenntnis: Das Bildungsniveau der Eltern hat einen stärkeren Einfluss auf das Wohlergehen von Kindern als die Höhe des Familieneinkommens. 

Darüber hinaus wirkt sich die gesundheitliche Situation der Kinder deutlich auf ihre gesamte Entwicklung aus. Weitere wichtige Faktoren sind die Lebenszufriedenheit der Mutter und die Zufriedenheit der Mütter mit ihrer Wohnsituation. Ob und in welchem Umfang die Mutter erwerbstätig ist, hat weder positive noch negative Auswirkungen auf das Wohlergehen des Kindes.

Ist die finanzielle Lage der Familien etwa infolge fehlender regelmäßiger Erwerbseinkünfte oder hoher Mietkosten belastet, so führt dies nur zu einem etwas geringeren Wohlergehen der Kinder und wirkt sich negativ auf den Gesundheitszustand der Kinder und die Lebenszufriedenheit der Mütter aus, wodurch das Wohlergehen der Kinder weiter beeinträchtigt wird. Dies gilt häufiger für Kinder von Alleinerziehenden im Vorschulalter. Es konnte jedoch nachgewiesen werden, dass auch eine schwierigere finanzielle Lage der Familie sich wenig oder gar nicht auf die Indikatoren des Wohlergehens von Kindern auswirkt, wenn die Mütter täglich Zeit mit kindbezogenen Aktivitäten wie Singen oder Vorlesen verbringen oder die Kinder ein Angebot der Kinderbetreuung nutzen. Auch bei Kindern mit Migrationshintergrund zeigen sich in den meisten Altersstufen die gleichen Wohlergehenswerte wie bei Kindern ohne Migrationshintergrund.

Positive Auswirkungen von Kinderbetreuung und Elterngeld

Die Nutzung einer Einrichtung der Kinderbetreuung wirkt sich auf verschiedene Entwicklungsaspekte wie Alltagsfertigkeiten, der Entwicklung der Motorik, sozialer Kompetenzen und der Sprache von Kindern leicht positiv aus und vermindert mögliche Effekte geringen Einkommens. Des Weiteren lassen sich schwache positive Effekte des Elterngeldes auf Aspekte der kindlichen Entwicklung und auf die Väterbeteiligung an der Erziehung nachweisen.

Weitere ehe- und familienbezogene Leistungen können in der Studie überwiegend nicht als Einzelmaßnahme auf ihre Wirkung überprüft werden, weil sie sich zusammen mit anderen Faktoren auf das Haushaltseinkommen bzw. die elterlichen Zeitressourcen auswirken. Die Verlässlichkeit der staatlichen Unterstützung hat für Eltern einen hohen Stellenwert.

Zum Forschungsansatz

Für die Studie haben die Autoren der Ruhr-Universität Bochum (Prof. Axel Schölmerich, Alexandru Agache, Prof. Birgit Leyendecker, Prof. Notburga Ott, Prof. Martin Werding) auf der Grundlage der international etablierten Unicef-Indikatoren des Wohlergehens von Kindern ("well-being") zusätzlich Entwicklungsdimensionen aus der Psychologie herangezogen, die das Wohlergehen von Kindern abbilden, etwa die kognitive, sprachliche und motorische Entwicklung, der Gesundheitszustand, soziale und emotionale Kompetenzen sowie das Selbstvertrauen von Kindern.

Auf dieser Grundlage wird ein Modell entwickelt, das eine differenzierte Analyse des kindlichen Wohlergehens in unterschiedlichen Altersstufen von Geburt bis zum Alter von zehn Jahren erlaubt. So können entsprechende Daten über Kinder, die dem Sozio-ökonomischen Panel, speziell der - im Rahmen der Gesamtevaluation ebenfalls beauftragten - Sonderstichprobe "Familie in Deutschland" gewonnen wurden, ausgewertet werden.

Weitere Studien aus der Gesamtevaluation

Diese Ergebnisse ergänzen andere Studien aus der Gesamtevaluation der ehe- und familienbezogenen Leistungen. In der Akzeptanzanalyse II wurde bereits die hohe Bedeutung der Kinderbetreuung für die kindliche Entwicklung aus Sicht der Eltern herausgestellt. Die Studie "Kinderbetreuung" des Ifo-Instituts zeigt die Effekte der Nutzung von Kinderbetreuung auf die mütterliche Erwerbstätigkeit, die wirtschaftliche Stabilität von Familien sowie die Erfüllung von Kinderwünschen.