Ungewollte Kinderlosigkeit Neue Studie: Kinderlose Frauen und Männer haben einen hohen Informationsbedarf

Nahaufnahme: Pärchen hält Kinderschuhe in der Hand
Die Studie "Ungewollte Kinderlosigkeit 2020" verdeutlicht die aktuelle Situation ungewollt kinderloser Männer und Frauen, ihre Probleme und welche Unterstützung sie sich wünschen© iStock.com/pankration

Mit dem Titel "Ungewollte Kinderlosigkeit 2020: Leiden - Hemmungen - Lösungen" hat das Bundesfamilienministerium eine Neuauflage der Studie zu den Lebenswirklichkeiten von ungewollt kinderlosen Frauen und Männern in Deutschland veröffentlicht. Die Milieustudie zeigt, wie Frauen und Männer mit ihrer ungewollten Kinderlosigkeit umgehen, wie sich das auf ihre persönliche Situation auswirkt und welche Hilfs- und Unterstützungsangebote sie in Anspruch nehmen.

Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey:

"Jeder kann sich vorstellen, wie groß die Verzweiflung sein muss, wenn sich der Wunsch nach einem Kind einfach nicht erfüllen will. Die Studie zeigt, dass viele betroffene Paare mit ihren Sorgen und Nöten alleine bleiben, weil sie sich unverstanden und ausgegrenzt fühlen. Das müssen wir ändern: Deshalb ist es wichtig, dass wir mehr als bisher über das Thema ungewollte Kinderlosigkeit sprechen, über Unterstützungsangebote aufklären und ungewollt kinderlosen Paaren Mut machen: Kinderlosigkeit ist kein Makel, Kinderlosigkeit ist kein Tabu."

Geringe Kenntnisse

Genauso wichtig wie das Wissen um Verhütung ist das Wissen um die eigene Fruchtbarkeit. Die Studie zeigt, dass es hier Lücken gibt und Informationsbedarf herrscht: Viele der Betroffenen, die bereits jahrelang vergeblich versuchen, ein Kind zu bekommen, zweifeln kaum an ihrer eigenen Fruchtbarkeit. Sie lassen sich, wenn überhaupt, erst sehr viel später medizinisch untersuchen. Außerdem wissen sie häufig nur wenig über Gründe und Ursachen von ungewollter Kinderlosigkeit und die Behandlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten.

Beratungsangebot wird kaum genutzt

Die Mehrheit der in der Studie befragten Frauen und Männer signalisiert darüber hinaus ein Bedürfnis nach einer Kinderwunschberatung - ganz unabhängig von einer Behandlung. Häufig herrscht hier eine Unkenntnis, wer psychosoziale Kinderwunschberatungen anbietet, wo Stellen zu finden sind und was die Paare dort erwartet. Die Zahl der Menschen, die eine Beratung nutzen würden, ist laut Studie viel größer als die Zahl der Menschen, die eine Beratung bereits wahrgenommen haben.

Die Angebote der Kinderwunschberatung können eine echte Hilfestellung bieten - besonders für alle, die sich vor, in und nach der herausfordernden Zeit einer Kinderwunschbehandlung neutrale Unterstützung wünschen.

Bundesinitiative "Hilfe und Unterstützung bei ungewollter Kinderlosigkeit"

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es von zentraler Bedeutung ist, frühzeitig aufzuklären,

  • wie sich die Fruchtbarkeit im Lebensverlauf ändert,
  • was eingeschränkte Fruchtbarkeit bedeutet,
  • warum sich eine Schwangerschaft nicht immer auf natürlichem Weg einstellt,
  • welche Möglichkeiten aber auch Grenzen die Medizin bietet und
  • wie eine Kinderwunschberatung unterstützen kann.

Hier setzt die Bundesinitiative "Hilfe und Unterstützung bei ungewollter Kinderlosigkeit" an. Auf der Website zur Bundesinitiative www.informationsportal-kinderwunsch.de findet sich neben interessensneutralen Informationen zur Fertilität im Lebensverlauf auch eine Suchfunktion, die Adressen von Kinderwunschpraxen und -beratungsstellen vor Ort auflisten kann. Seit 2012 unterstützt das Bundesfamilienministerium zudem im Rahmen der Bundesinitiative gemeinsam mit zahlreichen Ländern ungewollt kinderlose Paare mit einem finanziellen Zuschuss bei den Behandlungskosten.

Auf Bedürfnisse der Kinderwunschpaare eingehen

Mit den Ergebnissen der Studie wird das Bundesfamilienministerium die Bundesinitiative weiterentwickeln, um künftig noch besser auf die Bedürfnisse der Kinderwunschpaare eingehen zu können.

Die Studie ist eine Neuauflage der 2014 unter dem Titel "Kinderlose Frauen und Männer - Ungewollte oder gewollte Kinderlosigkeit im Lebenslauf und Nutzung von Unterstützungsangeboten" erschienenen Milieuuntersuchung. Die Neuauflage betrachtet ausschließlich die Situation der ungewollt Kinderlosen.