Mitten im Leben: Neue Studie zur Einkommensgerechtigkeit veröffentlicht

Eine Frau steht mit verschränkten Armen vor einem Mann im Hintergrund. Bildquelle: Yuri Arcurs / shutterstock.com
Rechte der Frauen stärken© Bildnachweis: Yuri Arcurs / shutterstock.com

Eine neue Studie gibt Rückenwind für das Vorhaben der Bundesregierung, mehr Lohngerechtigkeit zu schaffen. Demnach fordern über 90 Prozent der Frauen, gleichen Lohn für gleiche oder gleichwertige Arbeit.

Für die repräsentative Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums wurden mehr als 3000 Interviews mit Männern und Frauen geführt. Ziel war es, die Einstellung der deutschen Bevölkerung zu Einkommensgerechtigkeit zu untersuchen.

Lebenswirklichkeit bleibt hinter Potenzialen zurück

Frauen zwischen 30 und 50 Jahren haben heute mehr Möglichkeiten als frühere Generationen. Sie wollen erwerbstätig sein, weil dadurch ihr Selbstwertgefühl und ihre wirtschaftlich Unabhängigkeit gestärkt werden. Ihre berufliche Qualifikation ist heute genauso gut wie die der Männer. Dennoch sind nach wie vor tradierte Rollenbilder, Verhaltensmuster und Fehlanreize wirksam, welche die bestehende Entgeltungleichheit befördern. So arbeiten Frauen viel häufiger in Teilzeit: Trotz guter Qualifikation sind nur 39 Prozent der Frauen im Alter von 30 bis 50 Jahren Vollzeit erwerbstätig – aber 88 Prozent der Männer.

Gerade in der Mitte des Lebens werden weichenstellende Entscheidungen getroffen, die viele Frauen zunehmend vom Einkommen ihres Partners oder staatlichen Transferleistungen abhängig machen. Die praktische Lebenswirklichkeit der Frauen bleibt so weit hinter ihren Potenzialen und Wünschen zurück. Nur 14 Prozent der Frauen leben in einer gleichgestellten Partnerschaft, in der sich beide die Aufgaben für Haushalt und Kinder teilen und das Haushaltseinkommen erwirtschaften.

"Obwohl Frauen heute so gut ausgebildet sind wie nie zuvor, stagniert die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen bei fast 22 Prozent. Die Gründe für den Gender Pay Gap sind bekannt – doch nur, weil die Lohnlücke zu erklären ist, ist sie noch lange nicht gerecht," sagte der Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, Dr. Ralf Kleindiek.

Forderung nach mehr Lohngerechtigkeit

Für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist Gleichberechtigung nach Auffassung von 83 Prozent der Frauen ein notwendiges Basiselement - nur 12 Prozent sind der Ansicht, dass Gleichstellung zwischen Frauen und Männern bereits voll und ganz realisiert ist. Über 90 Prozent der Frauen fordern gleichen Lohn für gleiche oder gleichwertige Arbeit.

"Die Studie zeigt, dass das Gesetz zur Lohngerechtigkeit richtig und notwendig ist", sagte Dr. Ralf Kleindiek. "Mit dem Gesetz wollen wir die Gehaltsstrukturen zum Thema und die Lohnungleichheit, die zwischen Frauen und Männern herrscht, sichtbar machen. Die meisten Frauen wissen nicht, ob sie gut oder gerecht bezahlt werden. Jeder Betrieb, jedes Unternehmen muss ein Interesse daran haben, sich mit dieser Frage auseinander zu setzen."

Mit einem Gesetz zur Lohngerechtigkeit will die Bundesregierung mehr Transparenz bei geschlechtsspezifischen Gehältern ermöglichen. Begleitend soll eine gemeinsame Initiative mit den Tarifpartnern gestartet werden, um die Muster von struktureller Entgeltungleichheit in Tarifverträgen zu erkennen und zu überwinden. Bereits seit dem 1. Januar gilt die fixe Geschlechterquote von 30 Prozent für neu zu besetzende Aufsichtsratsposten in etwa 100 großen Unternehmen. Die Quote wird einen Kulturwandel einleiten: Künftig werden in den Führungsetagen, wo über Lohn und Arbeitsbedingungen entschieden wird, mehr Frauen präsent sein.

Seit 2008 unterstützt die Bundesregierung mit dem Aktionsprogramm "Perspektive Wiedereinstieg" Frauen und Männer, die familienbedingt mehrere Jahre aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind oder ihre Arbeitszeit verringert haben, wieder in den Beruf einzusteigen oder ihre bisherige Erwerbstätigkeit aufzustocken.

Zur Studie

Die Studie "Mitten im Leben. Wünsche und Lebenswirklichkeiten von Frauen zwischen 30 und 50 Jahren" entstand unter Leitung von Professor Dr. Carsten Wippermann am DELTA-Institut für Sozial- und Ökologieforschung. Auftraggeber war das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Eine Kurzfassung ist hier abrufbar.