Kinderwünsche und Familienleistungen

Unter der Leitung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung untersucht gegenwärtig ein interdisziplinäres Forscherteam aus Ökonomen und Sozialwissenschaftlern, wie die ehe- und familienbezogenen Leistungen und Maßnahmen auf das Geburtenverhalten in Deutschland wirken und welche sonstigen Bestimmungsgrößen einen Einfluss auf Fertilitätsentscheidungen haben. Eine erste Teilstudie, die am 29. April 2013 veröffentlicht wurde, gibt nun Auskunft, welche Faktoren grundsätzlich einen Einfluss auf Geburten haben.

Eine einheitliche Definition des "Kinderwunsches" gibt es nicht, Kinderwünsche verändern sich über den Lebenslauf, und ihre Messung ist schon aus diesen Gründen mit erheblichen Schwierigkeiten behaftet. Die Familienpolitik hat zwar Einfluss auf die Rahmenbedingungen für Elternschaft, damit allerdings nur einen indirekten Einfluss auf die Entscheidung für ein (weiteres) Kind und ist nur ein Faktor unter vielen.

Familienpolitik wirkt zum einen über monetäre Anreize, indem sie durch Geld- oder Sachleistungen (zum Beispiel durch Kindergeld oder durch Bereitstellung von Betreuungsplätzen) einen Teil der Kosten, die Kinder verursachen, kompensiert. Zum anderen bestehen aber auch Wechselwirkungen zwischen den familienpolitischen Leistungen und den familienbezogenen Einstellungen in der Bevölkerung.

Realisierung von Kinderwünschen hängt von vielen Faktoren ab

Neben den ökonomischen Determinanten, also der Frage, welche Folgekosten die Entscheidung für ein Kind hat, sind der soziale Hintergrund wie die Partnerschaft, bisherige Kinder, der eigene Gesundheitszustand, die Herkunftsfamilie und die Anzahl der eigenen Geschwister relevant. Daneben spielen die Bildungs- und Berufssituation beider Partner eine Rolle. Auch Einstellungen oder religiöse Orientierungen können erklären, ob und wie viele Kinder eine Frau oder ein Mann bekommt. Hinzu kommen Faktoren wie die gesamtwirtschaftliche Situation, die aber nicht einheitlich wirkt: In manchen Ländern haben sich ökonomische Krisen zum Beispiel positiv auf das Geburtenverhalten ausgewirkt, in manchen Ländern eher negativ.

Schließlich spielen auch gesellschaftliche Normen, Rollenbilder und Wertvorstellungen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle ebenso wie diejenigen Politikbereiche, die die Lebensverhältnisse von Familien und damit auch ihre Entscheidungen beeinflussen. Die Literaturstudie verdeutlicht, dass sich Effekte familienbezogener Maßnahmen eher in mittel- und langfristiger Perspektive nachweisen lassen. Dies setzt jedoch ein kohärentes Zusammenwirken mit anderen Politikbereichen (Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik) sowie mit gesellschaftlichen Wertvorstellungen voraus.

Die vorliegende Studie wurde unter dem Titel "Geburten und Kinderwünsche in Deutschland - Bestandsaufnahme, Einflussfaktoren und Datenquellen" von dem Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut, dem Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (Münster), den Universitäten Köln und Duisburg-Essen sowie dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (Mannheim) erarbeitet.