Kindergeld stabilisiert Familien

Mit der Veröffentlichung der Studie "Kindergeld" wurden am 29. April 2013 weitere Erkenntnisse aus der Gesamtevaluation ehe- und familienbezogener Leistungen vorgestellt, die das Bundesfamilienministerium und das Bundesfinanzministerium in Auftrag gegeben hatte. Das ifo Institut - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. - hat darin anhand der Kindergeldreform von 1996 (Einführung des Familienleistungsausgleichs) die Wirkung des Kindergeldes auf die Ziele der Familienpolitik untersucht, hier auf die wirtschaftliche Stabilität, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Erfüllung von Kinderwünschen.

Zum Forschungsdesign

Um die Wirkungen des Kindergeldes und der Kinderfreibeträge auf die Erwerbstätigkeit der Mütter sowie die Einkommenssituation der Haushalte zu untersuchen, wird die Reform des Kindergeldes (Einführung des Familienleistungsausgleichs) aus dem Jahre 1996, die unter anderem eine deutliche Erhöhung des Kindergelds bedeutete (zum Beispiel um 130 DM für das erste Kind), als eine quasi-experimentelle Situation für einen Vorher-Nachher-Vergleich genutzt.

Zugleich gab es zwischen 1992 und 1998 weitere Gesetzesänderungen mit langfristigen Effekten, unter anderem den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für drei- bis sechsjährige Kinder 1996 sowie die wiederholte Reform des Erziehungsurlaubs beziehungsweis der Erziehungszeit (heute Elternzeit) und des Erziehungsgeldes. Um möglichst nur die Effekte der Kindergelderhöhung betrachten zu können, musste sich die Untersuchung darauf beschränken, nur Effekte bei Müttern in den alten Bundesländern mit Kindern zwischen sieben und 18 Jahren zu untersuchen.

Die Ergebnisse dieser Studie sind zunächst in ihrem spezifischen Kontext zu sehen und können nur bedingt auf die heutige Situation übertragen werden. Als Teil der modular aufgebauten Gesamtevaluation folgt die vorliegende Studie in ihren Leitfragen dem gemeinsamen Analyserahmen und ergänzt insofern die Ergebnisse der übrigen Module.

Aus den Ergebnissen 

Im Ergebnis zeigt sich, dass Mütter ihre Teilzeittätigkeit im Mittel um gut sechs Prozentpunkte ausweiteten. Gleichzeitig verringerten sich tendenziell die Vollzeitbeschäftigung und die Wochenarbeitszeit der Mütter. Dies galt insbesondere für verheiratete Mütter, Mütter mit mindestens zwei Kindern sowie für Geringverdiener, für die die Kindergeldreform zu einem merklichen Einkommenszuwachs führte, der stark negative (Einkommens-) Effekte auf das Arbeitsangebot auslöst. Hiervon ausgenommen waren allerdings Sozialhilfeempfänger, da das Kindergeld auf diese Leistung angerechnet wurde und ein Einkommenseffekt folglich ausblieb.

Auswirkungen bei Alleinerziehenden

Bei Alleinerziehenden wurde durch die Erhöhung des Kindergelds ein starker Anstieg der Teilzeittätigkeit (um zehn Prozentpunkte) bewirkt. Da bei diesen keine entsprechende Reduktion von Vollzeittätigkeit nachgewiesen werden konnte, liegt die Vermutung nahe, dass die Alleinerziehenden den Umfang ihrer Erwerbstätigkeit eher ausgedehnt haben und dies zusammen mit dem erhöhten Kindergeld die Abhängigkeit von Transferleistungen reduziert hat. Dementsprechend lässt sich bei den Alleinerziehenden auch ein signifikanter Anstieg des durchschnittlichen Haushaltseinkommens feststellen.

Bei den anderen Familientypen führte die Reduktion des Umfangs der Erwerbstätigkeit aufgrund des erhöhten Kindergeldes nicht zu wesentlichen Einbußen beim Haushaltseinkommen der Familien. Schließlich hatte die Kindergeldreform einen zwar schwachen, aber positiven Effekt auf die Wahrscheinlichkeit einer Geburt, insbesondere für Paare, die von der Kindergeldreform besonders profitierten.

Das Kindergeld und seine Wirkung sind auch Gegenstand anderer Module der Gesamtevaluation. In der Akzeptanzanalyse I, die Kenntnis Nutzung und Bewertung der staatlichen Familienleistungen in der Bevölkerung und bei den Familien untersucht, zeigt sich, dass das Kindergeld eine der bekanntesten und beliebtesten Leistungen ist. Es gilt als unverzichtbarer Teil des Haushaltseinkommens und sorgt auch aufgrund der langen Bezugsdauer für die Wahrnehmung einer verlässlichen Unterstützung von Familien.