Frauen mit Behinderungen brauchen besonderen Schutz vor Gewalt

Auf der Fachtagung "Gewalt gegen Frauen mit Behinderungen" in Bielefeld wurde die Studie "Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland" präsentiert. Vor mehr als 250 Experten und Expertinnen aus den Bereichen Wissenschaft, Politik und Praxis wurden die Ergebnisse am 26. April ausführlich vorgestellt und diskutiert.

Im Mittelpunkt standen dabei konkrete Handlungs- und Unterstützungsmaßnahmen, damit behinderte Frauen besser vor Gewalt geschützt werden können und - wie von der UN-Behindertenrechtskonvention gefordert - ihre Menschenrechte und Grundfreiheiten voll und gleichberechtigt in Anspruch nehmen können. Veranstalter der Fachtagung waren die Universität Bielefeld in Kooperation mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Bielefeld und dem Frauennotruf Bielefeld. Die Fachtagung fand mit finanzieller Unterstützung des Bundesfamilienministeriums statt.

Studie "Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland"

Für die repräsentative Studie "Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland" wurden über 1.500 Frauen im Alter von 16 bis 65 Jahren in Privathaushalten und in Einrichtungen der Behindertenhilfe befragt. Erfasst wurden Frauen mit Körperbehinderungen, mit Sinnesbehinderungen, mit sogenannten geistigen Behinderungen sowie Frauen mit psychischen und chronischen Erkrankungen. Die vom Bundesfamilienministerium geförderte Studie wurde von der Universität Bielefeld durchgeführt.

Gewalt gegen Frauen mit Behinderungen

Behinderte Frauen und Mädchen sind besonders gefährdet, Opfer von Gewalt und sexualisierter Gewalt zu werden. Sie werden als Risikogruppe gesehen. Kommunikationsbeeinträchtigungen, zum Beispiel durch geistige Behinderungen oder Gehörlosigkeit, sowie Abhängigkeitsverhältnisse bei Pflege oder Betreuung erhöhen das Risiko für Gewaltübergriffe. Bisher allgemein anerkannte Strategien der Prävention oder Bewältigung sexueller Übergriffe können nicht ohne weiteres auf die Situationen behinderter Frauen übertragen werden. Gewalt gegen behinderte Frauen ist nach wie vor tabuisiert und mit hohen Dunkelziffern verbunden.

Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

Einen Schritt zur Verbesserung der Situation macht das Bundesfamilienministerium mit dem im Aufbau befindlichen Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen", welches Ende 2012 barrierefrei starten soll. Das kostenlose Hilfeangebot ist täglich 24 Stunden zu erreichen und bietet kompetente Erstberatung und Weitervermittlung an das Unterstützungssystem vor Ort. Gerade Frauen mit Behinderung, die oftmals einen erschwerten Zugang zu den örtlichen Hilfeeinrichtungen haben, können von diesem Hilfeangebot profitieren.