Einigung über "Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege" zwischen Ländern und Bundesagentur für Arbeit

Eine älteren Dame unterhält sich mit einem Pfleger in einem Seniorenheim. Bildquelle: BMFSFJ
Altenpflege ist eine Zukunftsaufgabe

Die Bundesregierung hat zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in der Altenpflege unter Federführung des für die Altenpflegeausbildung zuständigen Bundesfamilienministerium mit Beteiligung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, des Bundesministeriums für Gesundheit und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im vergangenen Jahr die "Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege" gestartet. In einer auf Fachebene eingesetzten Arbeitsgruppe wurden für zehn Handlungsfelder konkrete Zielvereinbarungen entwickelt, durch die die Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Altenpflege gefördert und die Attraktivität des Berufs- und Beschäftigungsfeldes erhöht werden soll.

In einem Spitzengespräch am 22. November 2012 im Bundesfamilienministerium in Berlin wurde, nachdem die übrigen Partner der Initiative bereits im Sommer ihre Zustimmung zum ersten Ausbildungspakt für den Bereich der Altenpflege signalisiert hatten, eine abschließende Verständigung zwischen den Ländern und der Bundesagentur für Arbeit über den letzten noch offenen Punkt - die Ausgestaltung von Ausbildungsverkürzungen bei beruflichen Weiterbildungen - erreicht.

"Wir haben einen Durchbruch erzielt, der helfen wird, den Fehlbedarf an Pflegekräften in den kommenden Jahren deutlich zu reduzieren", äußerte sich Bundesfamilienministerin Kristina Schröder erleichtert.

Erster Bundesweiter Ausbildungspakt für den Bereich der Pflege

Lutz Stroppe, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, der die Verhandlungen geführt hatte, ergänzte: "Ich freue mich, dass mit der Verständigung zwischen den Ländern und der Bundesagentur für Arbeit der Weg zum ersten, bundesweiten Ausbildungspakt für den Bereich der Pflege frei ist. Alle Partner der Offensive werden jetzt noch einmal abschließend eingebunden, dann müssen wir so schnell wie möglich mit der Umsetzung der Maßnahmen beginnen. Der wachsende Fachkräftemangel in der Altenpflege macht ein gemeinsames Handeln aller für diesen Bereich verantwortlichen Akteure dringend erforderlich."

Die Altenpflege sei ein stark wachsender Dienstleistungssektor mit hervorragenden beruflichen Perspektiven, so Lutz Stroppe. "Gute Pflege ist ohne gut ausgebildetes und motiviertes Personal nicht möglich. Mit der Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive haben sich Bund, Länder und Verbände auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt, mit dem die Ausbildungszahlen über die Laufzeit des Ausbildungspaktes von drei Jahren jährlich um 10 Prozent gesteigert werden sollen", sagte der Staatssekträr.

Für die Länder waren an den Verhandlungen die Amtschefs  der Vorsitzenden der Gesundheitsministerkonferenz, der Arbeits- und Sozialministerkonferenz sowie der Jugend- und Familienministerkonferenz und der Kultusministerkonferenz beteiligt.

Einigung auf Zielvereinbarungen

In dem rund 50 Seiten umfassenden Vereinbarungstext werden Zielvereinbarungen zu folgenden Feldern getroffen:

  • Verstärkte Ausbildungsanstrengungen und bedarfsorientierte Erhöhung der Ausbildungskapazitäten bei Einrichtungen und Schulen
  • Erschließung des Nachqualifizierungspotenzials in der Altenpflege
  • Weiterbildungsförderung durch die Agenturen für Arbeit und Jobcenter
  • Weiterentwicklung der Pflegeberufe
  • Verbesserte Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen im Pflegebereich
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf / Familie und Ausbildung in der Altenpflege
  • Attraktive Arbeitsbedingungen in der Altenpflege
  • Gesellschaftliche Bedeutung des Berufsfeldes durch Öffentlichkeitsarbeit fördern
  • Rahmenbedingungen für die Altenpflege verbessern
  • Chancen der (Arbeitnehmer-)Freizügigkeit (in der EU) nutzen

Zu den vielfältigen Zielvereinbarungen gehören unter anderem die Steigerung der Ausbildungszahlen in jedem Jahr der Ausbildungsoffensive um 10 Prozent, die Wiedereinführung der dreijährigen Umschulungsförderung durch die Bundesagentur für Arbeit für die Laufzeit der Vereinbarung bei gleichzeitiger Stärkung der Möglichkeit zur Ausbildungsverkürzung bei entsprechenden Vorkenntnissen, die Steigerung der Attraktivität des Berufsfeldes zum Beispiel durch verbesserte Gesundheitsförderung, einen ausgewogeneren Personalmix, leistungsgerechte Vergütung und eine gemeinsame Kampagne zur verstärkten Wertschätzung dieses Berufsfeldes in der Gesellschaft. Die Verbände schaffen außerdem die Rahmenbedingungen für die Nachqualifizierung von bis zu 4.000 Pflegehelferinnen und Pflegehelfern zur Altenpflegekraft.

Wachsender Personalbedarf in der Altenpflege

Hintergrund der Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive ist der durch die demografische Entwicklung wachsende Personalbedarf in der Altenpflege. So wird die Zahl der Leistungsbezieher in der sozialen Pflegeversicherung bis zum Jahr 2030 im Verhältnis zum Vergleichsjahr 2011 um knapp 40 Prozent auf dann 3,2 Millionen. steigen. Daher wird auch der Bedarf an qualifiziertem Personal in der Altenpflege weiter wachsen. Nach den aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit kommen jedoch bereits jetzt auf 100 als offen gemeldete Stellen nur noch 37 als arbeitssuchend gemeldete Altenpflegefachkräfte. Gleichzeitig wird die Zahl der dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung stehenden jungen Menschen zukünftig deutlich sinken.

Partner der Offensive sind neben den beteiligten Bundesministerien die korrespondierenden vier Fachministerkonferenzen der Länder (Arbeits- und Sozialministerkonferenz, Gesundheitsministerkonferenz, Kultusministerkonferenz sowie Jugend- und Familienministerkonferenz), die Wohlfahrtsverbände, die Verbände der privaten Einrichtungsträger, die Berufs- und Fachverbände der Altenpflege, die Kostenträger, die Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände, die Gewerkschaft ver.di und die Bundesagentur für Arbeit.

Umsetzung der Maßnahmen bis Ende 2015

Der offizielle Start der Offensive wird mit der öffentlichkeitswirksamen Unterzeichnung des Vereinbarungstextes zeitnah erfolgen. Umgesetzt werden die vereinbarten Maßnahmen in einem Zeitraum von drei Jahren bis zum Ende des Jahres 2015.